Review

So, die Zeiten, in denen "Dark City" für mich nur der direkte Nachfolger von Proyas Meisterwerk "The Crow" war, sind nun auch vorbei. Endlich kam ich mal in die Situation, mir die als gar so dunkel beschriebene Stadt näher anzuschauen. Um nach knappen 100 Minuten festzustellen, dass "The Crow" keine Eintagsfliege war und Proyas anscheinend wirklich ein Fetischist für düster-visionäres Kino ist.

Bei seinem Kultfilm mit Brandon Lee in der Hauptrolle ließ er es ja auch schon kaum hell sein. Um nicht zu sagen, gar nicht. In "Dark City" macht er dem Filmtitel gleich mal alle Ehre und erschuf einen solchen Haufen an Düsternis, wie man sie bis jetzt selten gesehen hat. Klar bedient sich Proyas dem einfachen Mittel, diese beklemmende Atmosphäre zu kreiern, indem er es erst gar nicht fröhlich oder sonnenscheinlich werden lässt, doch auch das Drumherum ist hauptsächlich auch ein Garant, dass "Dark City" wirklich auch als solche durchgeht. Da wäre zum einen der Plot, der zwar in dem Sinn nicht sonderlich innovativ daherkommt, dennoch lässt er zumindest John Murdoch, den Protagonisten, lange genug im Dunkeln (im wahrsten Sinne des Wortes), um wirklich zu fesseln und auch seine Widersacher, die Fremden, sind in ihrer Erscheinung und ihrem Wesen auch nicht unbedingt die Netten von nebenan, sondern bringen etwas sehr Beängstigendes mit, wenn sie äußerst wortkarg durch die dunklen Gassen huschen oder schweben.

Wie gesagt, zentrale Person ist hierbei John Murdoch, der in einer Badewanne einer ihm fremden Wohnung aufwacht. Schnell merkt er, dass er keinerlei Erinnerungen an sein vorheriges Leben hat und er ein von der Polizei gesuchter Serienkiller ist. Selbst seine Frau Emma erkennt er nicht mehr. Als ihm dann auch noch klar wird, dass so Einiges in seiner Stadt nicht mit rechten Dingen zugeht, sucht er Dr. Daniel Schreber, einen Psychiater auf, durch den es Murdoch nach und nach gelingt, den Fremden auf die Schliche zu kommen und deren finsteren Überlebensplan zu durchschauen.

Dieses Vorhaben, die Erinnerung der Menschen zur eigenen weiteren Existenz zu benötigen, ist durchweg interessant inszeniert worden und hinterfrägt wirklich die Individualität des Homo sapiens. Schnell weiß sowohl der Zuschauer als auch Murdoch, dass er kein Mörder ist, sondern ihm dieser Charakter von diesen Fremden nur auferlegt worden war. Als er sich selber auf die Probe stellt, ob er einen Mord begehen kann, bemerkt er schnell, dass dem nicht so ist. John, oder der Mensch allgemein, kann also von äußeren Einflüssen, in dem Fall die Fremden, nicht einfach dazu verleitet werden, zu töten, sondern es liegt immer noch an der Einzigartigkeit eines jeden. Nur durch das Einsetzen einer falschen Vergangenheit und einer inkorrekten Persönlichkeit können die Fremden also noch lange keinen Mörder erschaffen.

John ist zunächst jedoch auf sich alleine gestellt und wird auch von einem Polizisten gejagt, da dieser ihn ja für den besagten Mörder hält. Doch nach und nach erkennt Murdoch, dass jeden Tag um 12 die ganze Stadt einfriert und in einen gemeinsamen tiefen Schlaf fällt, damit die Fremden unbemerkt die Stadt verändern können. Und da die meisten Leute eben auch kein Gedächtnis mehr haben, bemerken diese die alltäglichen oder -nächtlichen Veränderungen auch nicht. Bis John dahinterkommt, dass es kein Entrinnen aus der Stadt gibt, da auch jeder Ausweg aus Dark City aus ihren Gedächtnissen gelöscht wurde. Auch als er den Polizisten frägt, wann es denn das letzte Mal hell gewesen sei, muss dieser passen und sieht ein, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem wunderschönen Shell Beach, von dem John nur ein paar Bilder hat und mit dem er Positives und vor allem Tageslicht verbindet.

Doch auch diese Hoffnung ist bald zunichte und der Film findet seinen Höhepunkt in Sachen Düsternis. Und nun stellt sich die Frage, ob man es dabei hätte belassen können oder sollen und ob auserwähltes Ende auch wirklich die richtige Entscheidung war. Das Ganze gipfelt nämlich in einem arg heroischen Showdown alter Güte, in dem die beiden Widersacher sich gegenüber stehen und auf ihre Art und Weise die Kräfte messen. Dass dann Alles auch noch in einem sehr fröhlichen Happy-End mündet, ist umso mehr schade. Ein alternatives Ende hätte es wohl wirklich besser getan.

Der Rest jedoch kann wirklich ausnahmslos überzeugen. Die Sets sind unglaublich stimmig, die Atmosphäre könnte düsterer nicht sein und die Darsteller machen ihre Aufgaben sehr gewissenhaft. Auch das Beleuchten der Menschlichkeit und ihrer Wichtigkeit für die Fremden ist sehr interessant und stellt die Indivualität des Menschen wirklich gut dar. Ein verkannter, viel zu unbekannter Film, der noch mehr erreichen würde, hätte er ein vielleicht etwas düsteres Ende und noch etwas mehr Tiefgang. Das Philosophische wird sehr oft angedeutet, vor allem bei der Bootsfahrt am Schluss, doch hätte man die Idee der Fremden noch etwas mehr ausmalen und diesbezüglich etwas mehr in die Tiefe gehen können. Doch auch so bietet "Dark City" anspruchsvolles Kino, das man so vielleicht nicht erwartet hätte.

7,5/10 Punkte

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