Wenn doch die Frauen nicht wären, dann hätte diese Geschichte einen ganz anderen Verlauf genommen und am Ende wäre uns vielleicht der ganze Film erspart geblieben. Aber Nora (Marie Zielcke), die bei dem gemeinsamen Wüstenbesuch mit ihrem Freund Daniel (Matthias Schweighofer) die ganze Zeit kein Wort zu dessen touristischen Untrieben verlauten ließ, muss auf dem Rückweg zur Stadt noch unbedingt den Satz "Das war jetzt also dein Abenteuer ?" raushauen.
Selbst ein so blonder Jüngling wie Daniel, seines Zeichen Jurist mit erstem Staatsexamen und Bürgersohn aus gutem Hause, dem Papa die Reise geschenkt hatte, kann so eine Bemerkung nicht auf seinem männlichen Ego sitzen lassen und verlässt sofort die asphaltierte Strasse, um sich in die Wildnis der Wüste hinein zu begeben. Und wird auch prompt belohnt, denn Nora lässt den mutigen Abenteuerer gleich ran und sie lieben sich auf der Krone einer großen Sanddüne.
So weit so gut, und als es auch Nora mit der Aufregung reicht, begeben sie sich wieder auf den Heimweg, indem sie ihre Fahrspuren zurückverfolgen. Leider wird es in der Wüste schnell dunkel und als sie den Weg nicht mehr recht finden, halten sie vernünftigerweise an und warten bis es wieder hell wird. Doch am Morgen will der Wagen nicht mehr anspringen und sie begeben sich zu Fuß auf den angeblich nur noch kurzen Weg.
Warum das Auto plötzlich nicht mehr fährt, obwohl nichts zwischen dem Stopp und morgendlichen Start vorgefallen war, verschweigt uns der Film, aber dafür befinden sie sich ja auch in der Wüste und die ist hier immer an allem Schuld. Mit großartigen Panoramen, begleitet von einer psychodelischen Musik, will der Film eine geheimnisvolle und faszinierende Atmosphäre vermitteln, die zusätzlich noch durch die wortkarge und ruhige Handlung betont werden soll. So begleitet die Kamera ausführlich die Odyssee der Beiden, die sich zu Fuß auf den Weg durch die unendlichen Weiten machen und feststellen müssen, dass sie sich nicht nur verlaufen haben, sondern auch kurz davor sind, zu verdursten.
Als sie hoffnungslos und erschöpft zu Boden sinken, steht plötzlich mitten in der Wüste ein Fremder (Jean-Hugues Anglade) vor ihnen und rettet sie. Doch ganz fremd ist ihnen der Mann nicht, denn es handelt sich um denselben etwas verwegen aussehenden Kerl, der ihnen schon beim Antritt ihres Wüstenausflugs seine Hilfe anbot, die Daniel da noch arrogant ausschlug. Ganz so selbstsicher ist es ihm natürlich nicht mehr zumute und so folgen sie dem mit einem Motorrad fahrenden Franzosen ,um wieder in ihr Hotel zurückkehren zu können. Doch die Reise zieht sich hin und sie tauchen immer tiefer in die Wüstenlandschaft ein.
Wie schon am Titel "Fata Morgana" erkennbar, ist hier das Unwirkliche, nicht Fassbare Programm. So verrät uns der Film nicht die Intention des Fremden, der die beiden jungen Deutschen auf einen tagelangen Tripp mit in die Wüste nimmt. Und er streut immer wieder merkwürdige Vorgänge ein, die Daniels sowieso schon vorhandenes Misstrauen gegenüber dem Fremden steigern, während seine Freundin Nora erkennbar positiver dem cool und souverän wirkenden Mann gegenüber reagiert, was Daniels Eifersucht zusätzlich anfacht...
Der Film, der die gesamte Laufzeit über nur von den drei Protagonisten getragen wird, sollte ganz offensichtlich ein Psychogramm in einer unberechenbaren Umgebung werden. Gestalterisch ist das auch gut umgesetzt, aber es fehlt am Entscheidenden - einer nachvollziehbaren Entwicklung, gelungenen Dialogen und stimmigen Charakteren.
Am stärksten ist da noch Jean-Hugues Anglade, der allerdings ausschließlich von seiner Optik und seinem Image profitiert. Das Drehbuch verwechselt Nichtssagen mit Coolness, indem es alle Fragen des selbstverständlich völlig uncoolen Daniel von dem Fremden nicht beantworten lässt und diesem auch sonst keinerlei Informationen entlockt. Diese Wortkargheit geht mit Fortschreiten des Films immer mehr auf die Nerven, da sie aufgesetzt wirkt und gänzlich der behaupteten souveränen Ausstrahlung widerspricht, denn ein Profi weiß auch, wann man mit ein paar gesetzten Worten die Gemüter beruhigt.
Und das wäre bei Daniel mehr als nötig, dem das Drehbuch so ziemlich alle Klischees auf den Leib geschrieben hat, die man von einem verwöhnten Bürgersöhnchen erwartet. So ist seine Reaktion auf Noras anfängliche despektierliche Bemerkung noch verständlich, aber danach gesteht man ihm keine Entscheidung mehr zu, die nicht völlig idiotisch ist. Jede Annäherung Noras an den Fremden, lässt Daniel überreagieren. Statt diesen zu einem klärenden Gespräch zu zwingen, verliert er sich in kleinen Racheaktionen und wird in den Augen Noras immer mehr zur lächerlichen Figur.
Besonders unglaubwürdig in der Charakterisierung ist die Sprachlosigkeit zwischen den Partnern. Anstatt das sie sich in einer solchen Notsituation bei dem tagelangen Herumfahren miteinander aussprechen, herrscht völliger Stillstand, der zu immer größeren Animositäten führt. Daran ist das Grundproblem des Films zu erkennen, der auf Teufel komm raus seine Psychoprobleme herauskitzeln will und sich dabei nicht um Glaubwürdigkeit und nachvollziehbare Handlungen kümmert.
Auch Nora verhält sich hier ganz Frau, indem sie sich mit der Zeit dem Alpha-Männchen an die Brust wirft, was ihr noch dadurch erleichtert wird, dass ihr Partner sich als Dauer-Flitzpiepe herausstellt und er vor lauter Hektik auch noch handgreiflich wird. Das Alles kombiniert der Film immer wieder mit scheinbar unerklärlichen Ereignissen, um so eine gespenstisch wirkende Atmosphäre zu erzeugen.
Dabei ist der Grundgedanke gar nicht schlecht und auch die perspektivischen Spielereien in der verlassenen Wüstenstadt haben durchaus Wirkung, nur hat der Film keinerlei Linie. Unlogik, zwischenmenschlicher Schwachsinn und nicht zu erklärende Vorkommnisse verbinden sich nicht automatisch zu einem geheimnisvollen Erlebnis, auch deshalb, da einem die Protagonisten herzlich egal, wenn nicht sogar unsympathisch sind. Deshalb baut der Film auch keinerlei Spannung auf, so das man sich im Gegenteil mit Fortschreiten des Films immer mehr erhofft, die Wüste würde sich endlich ihre Opfer holen.
Stattdessen werden wir mit Pseudo-Problemen genervt, wie in der Situation, als Daniel plötzlich bemerkt, dass das Benzin zur Neige geht (er schaut wahrscheinlich nur alle paar Stunden auf die Benzinanzeige). Aufgeregt hupt er hinter dem vorfahrenden Franzosen hinterher, doch der reagiert nicht, bis der Jeep stotternd liegen bleibt. Er springt aus dem Wagen und rennt wütend auf den Fremden zu, um diesen von dem Problem zu unterrichten. Darauf entgegnet der nur, er solle doch den Reservekanister nehmen, der fett auf dem Dachgepäckträger prangt, was Daniel nur zu der schlauen Aussage antreibt, das wüsste er selber.
Was wollen uns die Macher damit sagen ? - Das sie zu trashigen Dialogen auf Klippschulenniveau fähig sind ? - Das beweisen sie in regelmäßigen Abständen und erzeugen dabei so viel unfreiwillige Komik, dass sie die mit schönen Bildern aufgebaute Atmosphäre wieder zerstören.
Fazit : "Fata Morgana" ließ sich von der Wüstenlandschaft inspirieren und wollte eine geheimnisvolle, unwirkliche Abenteuergeschichte erzählen über drei Menschen, deren Schicksal sich in einer extremen Situation erfüllt. Doch dabei setzten die Macher nicht nur auf eine Entwicklung, die vor Unlogik und Zufällen nur so strotzt, sondern zeigen drei Klischeetypen, die keinerlei Identifikation erzeugen und damit letztendlich, trotz aller behaupteten Dramatik, langweilen.
Etwas Geheimnisvolles und Unerklärbares zu erzeugen gelingt nicht dadurch, dass man einen Haufen Schwachsinn aneinander reiht und durch schöne Bilder und entsprechende Musik begleitet. Erst durch einen glaubwürdigen Rahmen erzielen unerklärliche Vorkomnisse die entsprechende Faszination und regen zum Nachdenken und Fantasieren an. Daran scheitert der Film ,so dass man sich nach der Betrachtung des Films nur eines wünscht : bitte sei eine "Fata Morgana" (2,5/10).