Nun ist es endlich erschienen, das gewaltige Mamutwerk von Paul Thomas Anderson. Das Epos, das über drei Jahrzehnte amerikanischer Geschichte umfasst und den Aufstieg und Fall des Kapitalisten Daniel Plainview schildert.
Nominiert für 8 Oscars und ausgezeichnet mit 2, sowie teils überragenden Kritiken und Vergleichen ("Citizen Kane"), wurde die Erwartungshaltung, zumindest bei mir, in galaktische Höhen geschraubt. Leider konnte diese nicht ganz erfüllt werden.
Doch eins nach dem anderen:
Der Film beginnt mit einer zehnminütigen Sequenz, die den hart arbeitenden Daniel Plainview bei der Erschließung einer Ölquelle zeigt. Diese Szene verdeutlicht bereits, der Mann ist ein Berserker, ein vom Ehrgeiz getriebenener Besessener. Das die ganze Einleitung ohne ein gesprochenes Wort auskommt, deutet schon an, das Film seine Kraft in erster Linie aus den beeindruckenden Bildern (Kamera-Oscar) und der alles beherrschenden darstellerischen Leistung von Daniel Day-Lewis zieht.
Während des gesamten Films gelingt es P.T. Anderson durch Nutzung dieser beiden Elemente eine sehr authentische Atmosphäre zu erzeugen. Er nutzt die langen Kamerafahrten über die weite Prärie um die schiere Endlosigkeit und Größe der Gebiete zu zeigen, die noch nicht in wirtschaftlicher Sicht erschlossen wurden. Besonders die Nachtaufnahmen der brennenden Ölquelle erzeugen ein fast surreales Gefühl.
Der von Daniel Day-Lewis verkörperte Plainview entwickelt sich vom aufstrebenden Unternehmer mit Pioniergeist zum unmenschlichen Kapitalisten, der sich immer weiter in seine Gewinnsucht hinein steigert und langsam immer wahnsinniger wird. Dies wird vor allem durch die Szene deutlich, in der sein Sohn bei der Explosion einer Ölquelle verletzt wird und er ihn kurz in einen nahegelegenen Schuppen bringt, um ihn dann zurück zu lassen, damit er sich der Rettung seines Öls widmen kann. Daniel Day-Lewis beherrscht diesen Film förmlich von der ersten bis zur letzten Minute und wird in dieser Rolle noch lange in Erinnerung bleiben. Ein hochverdienter Hauptdarsteller-Oscar!
Doch bei all der technischen Perfektion, der tollen Ausstattung, und der guten Schauspieler will sich nicht die erhoffte Sogwirkung einstellen. Das mag zum einen an der Thematik liegen, die nicht unbedingt für eine große Grund-Spannung bekannt ist und der Tatsache, dass das Ganze einfach zu sperrig, d.h. zu wenig "alltagstauglich" inszeniert wurde.
Natürlich erwartet niemand von Herrn Anderson einen komerziellen Film oder gar einen Blockbuster zu drehen, das hat er auch vorher nie getan. Und dass er einer der talentiertesten Regiesseure ist, die Hollywood derzeit zu bieten hat, hat er bereits mit "Magnolia" und "Boogie Nights" bewiesen.
Doch gerade die Unzugänglichkeit zu seinem aktuellen Werk haben ihn vielleicht bei der Oscar-Verleihung 2008 die wichtigsten Goldjungen gekostet.
Dennoch bleibt ein positives Fazit über einen Film, der in vielen Punkten beeindruckt aber im Gesamten die gesteckten Erwartungen nicht erfüllen kann.