Alles hat ein Ende und das gilt auch für Demofilo Fidani, der mit „Colorado - Zwei Halunken im Goldrausch“ seinen letzten Italowestern drehte, damit die Genrefans erleichtert aufatmen konnten. Dabei lag zu diesem Zeitpunkt dieses Subgenre ohnehin in den letzten Atemzügen.
Großen Schaden konnte er mit seinem letzten Machwerk also nicht mehr anrichten, auch wenn diese lahmende Klamotte Jenseits von Gut und Böse trotzdem für immer in die Archive verbannt gehört.
Kenner seiner Machwerke kommen natürlich auch hier wieder voll auf ihre Kosten. Ein Plot ist kaum existent beziehungsweise man schweift meilenweit von der eigentlichen Geschichte ab, die billige Ausstattung und die monotone Optik ersticken jeden Ansatz von Atmosphäre gleich im Keim, die Dialoge sind zum Gruseln und überhaupt langweilt man sich hier in einer Tour.
Ein wenig Vergnügen bereitet eigentlich nur Fidani-Regular Gordon Mitchell, der mit den irrwitzigsten Ideen um sich wirft und einige köstliche Sätze aufsagen darf. Ich weiß nicht ob sie beabsichtige Selbstironie, Zufall oder ein Gewächs der deutschen Synchronisation sind, aber wenn er unter anderem mal eben den Sheriff und den Bürgermeister entlässt als wäre dies eine Selbstverständlichkeit und sich daraufhin selbst einsetzt, sind das die ganz seltenen Brüller in „Colorado - Zwei Halunken im Goldrausch“. Seine Auftritte sind letztlich auch das einzig Erwähnenswerte in diesem Film.
Hauptfiguren sind indes eigentlich ganz andere, die wohl entfernt an das Spencer & Hill – Duo erinnern sollen. Der saufende und prügelnde Prediger Jonas Dickinson (Ettore Manni, der so einen Film nicht verdient) und der Rumtreiber Mark Taylor (Bud Randall, wer auch immer das ist) reiten in der Gegend herum, ärgern sich ständig gegenseitig und bekommen von einem kauzigen, redseligen Goldschürfer schließlich gesteckt, dass in der nächsten Schlucht Gold liegt. Bald weiß es die ganze Stadt und es beginnt ein Wettlauf, den Mitchell als listiger Bad Guy sogar startet. Er begnügt sich damit den zurückkehrenden Männern einfach vor der Stadt das Gold abzunehmen oder ihnen im Saloon die Taschen zu leeren...
Viel Sinn machen die Geschichten bei Fidani naturgemäß aber nicht und das ist hier nicht anders. Der Humor ist furchtbar infantil und klamottig. Über die meisten Auswüchse können deswegen nur die Debilsten lachen und selbst die müssen sich dafür noch anstrengen. Zwischen schwach inszenierten Standardprügeleien und unlustigen Figuren wie dem Dorftrottel Pops muss man sich mit dummen Szenen herumschlagen, die lustig gemeint sind: Dickinson wird von seinem Esel ins brackige Wasser geschubst, obwohl er sich nur die Füße waschen wollte oder bekommt während einer Prügelei einen Korb auf den Kopf und bekommt ihn nicht mehr ab etc. Die Gymnastik gegen Hunger ist auch so eine Stilblüte Fidanis...
Fazit:
Der Mann fabrizierte während seiner Karriere (?) sicherlich noch Schlimmeres, doch das adelt „Colorado - Zwei Halunken im Goldrausch“ mit Sicherheit in keinster Weise. Erneut sieht gute Unterhaltung ganz anders aus. Fidani musste immer mit niedrigen Budgets arbeiten und versuchte mit seinen skurrilen Ideen sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, was wohl auch gut gelang, wenn man mal bedenkt wie viele solcher Filme er gedreht hat. Aber für einen normalsterblichen Italowesternfan wird es immer unbegreiflich sein, wie bei einer Abwesenheit von Vermögen, Talent und Gefühl so etwas wie Filmvergnügen entstehen kann. Denn letztlich ist auch dieser Film nur in Fidanis Tradition gedreht worden. Optisch billig, zäh und sinnfrei erzählt, mit etlichen Füllszenen gestreckt und mit schwachen Darstellern und miesen Dialogen aufgefüllt. Wirklich nur kompletthalber zu empfehlen.