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Er soll doch mal nicht so stark aufdrücken, nicht so übertreiben, schallt es dem angehenden Akteur Chan Man-long [ Jim Chim ] bei seinen Schauspielproben entgehen. Zurücknehmen, nicht mit allen Geschichtsmuskeln chargieren, den Gliedmaßen wild gestikulieren und effekthaschend in die Runde schauen, sondern sich wie ein ganz normaler Mensch verhalten. Doch das Problem ist nicht, dass Chan sich nicht beherrschen kann, sondern dass die Realität von ihm verlangt, sich zu verstellen.
Die Wirklichkeit sind in dem Fall die Regisseure Patrick Leung Pak-Kin und Chan Hing-Kar, die ihre grössten Erfolge strikt als Team absolvieren und sich bisher mit BHs [ La Brassiere ], Babies [ Mighty Baby ] und Impotenz [ Good Times, Bed Times ] bemüht haben, ihrem reichlich zahlenden Publikum auch ein paar Lacher abzugewinnen.

Ihr neuester Coup, wieder eine Komödie, geht einen etwas anderen Weg, der sich mal nicht primär mit dem Kulturcrash zwischen Mann und Frau und den Auswirkungen der Libido befasst, ansonsten aber die Methodik selber durchaus beibehält; vor allem die Denk- und Arbeitsweise dahinter ändert sich wohl nicht mehr und wird höchstwahrscheinlich auch in der bereits beschlossenen Fortsetzung vorzufinden sein. Die bisherigen Werke waren alles buntscheckige, knallpoppige, von A-Z unwirkliche Beziehungsmärchen, die zwar vorgeblich im Hier und Heute gesetzt sind, sich aber lieber in einer bagatellisierten Enklave aufhalten. Selbst beim Ansprechen von sexuellen Themen kann man die Biederkeit nicht verbergen und statt richtigen Gefühlen wird immer nur der billige Scherz plus die harmlose Ehrsamkeit im Auge behalten.

Meistens fand direkt im Anschluss an einigen Neckereien näher der Gürtellinie immer die Wandlung zum braven, rechtschaffenen Mann, am besten noch Familienvater statt; das Einzige, was man wirklich aus ihren brav verkleinerten Fiktionen mit nach Hause nahm, war die aufgestaute Lust auf Tabubrüche und dem Drang nach etwas Handfestem. Bei der Frage "Nahrhafte Küche oder anspruchsloser Einheitsbrei" wurde sich von Seiten Leung und Chan immer für das Zweitere entschieden; zusätzlich dazu ist Simply Actors eine Arbeit, die außerhalb der Landesgrenzen keiner kennen, geschweige denn wahrhaftig schauen wird. Quasi ein großes Fragezeichen, ein unbeschriebenes Blatt.

Auch der Hauptdarsteller Jim Chim, der ganz angestrengt die Identifikationsfigur des Chan Man-long zu mimen hat, wird hierzulande keine Assoziationen auslösen. Und alle Diejenigen, die ihn doch in Aktion betrachten, werden unweigerlich attestieren müssen, dass er doch mal etwas subtiler agieren, nicht so stark aufbauschen oder gar ausweitend dramatisieren soll. Zumal es nur zum ersten Teil der Handlung passt und in allen anderen Aspekten schlichtweg fehlgeleitet ist:

Chan Man-long ist eigentlich Polizist, nimmt allerdings nur geringfügige Verbrechen zu Protokoll und ärgert ansonsten seine Kollegen damit, dass er Aufgaben verhaut und sie mit dem ungebändigten Drang der Improvisation behindert. Als mehrere Undercovercops vom Drogenhändler Crazy Sam [ Chapman To ] enttarnt und getötet werden, wird Chan von seinem Vorgesetzten Officer Lin [ Hui Siu-hung ] in die örtliche Schauspielschule geschickt, um für späteres Training einige Tricks der Verstellung und Simulation anzuschauen. Während der Lehre bei Mr. Kam [ Eric Tsang ], Professor Mong [ Lawrence Cheng ] und Co. lernt Chan auch die Softporno-Actrice Dani Dan [ Charlene Choi ] kennen, die in ihm prompt Begehr auslöst. Doch da gibt es noch seine langjährige Freundin Judy [ Michelle Ye ], die schuleigene Konkurrenz Alex [ Raymond Wong ] und den eigentlichen Auftrag, der langsam aber sicher an gefährlicher Relevanz gewinnt.

Während man anfangs wegen einiger gekonnter Einfälle noch applaudieren darf, sehnt man sich dann doch beizeiten nach dem Vorhang des Ganzen; oder zumindest nach einer anderen Interpretation. Die Geschichte beruft sich natürlich auf den Infernal Affairs Plot. Sogar mit namentlicher Erwähnung, einem Cameo von Autor und [der besseren] Regiehälfte Alan Mak in Personalunion und einiger Nachstellungen, die nicht nur für Wiedererkennungswert, sondern auch konzeptuelle Hommage und löblicherweise auch manche treffende Lacher sorgen. Sehr schön, dass man die mittlerweile wegen Häufung derartiger Abhandlungen zum Klischee gewordenen Standards auf den Arm nimmt; auch lässt sich in den raren Parodien der Respekt für die Originale und ihre Tradition erkennen. Da ist es nur folgerichtig, dass man in Neben-, Kleinstrollen und Cameos die halbe Schausstellergilde Hongkongs auffährt [ Anthony Wong, Ann Hui, Fruit Chan, Sandra Ng, Vincent Kok, Wilson Yip, Lam Suet etc. ] und auch sichtlich stolz damit hantiert.

Trefflich auch die Vereinigung von possenhaft geschriebener Biographie und existenzieller Befindlichkeit: Jim Chim ist im wahren Leben abseits der entnervenden Filmauftritte eigentlich Associate Artistic Director of Theatre Ensemble, der erfolgreich Theaterpädagogik praktiziert und das pleasure in play Prinzip formuliert. Hier also praktisch in anderer Funktion zu den Wurzeln seiner preisgekrönten Wirkstätte zurückkehrt und so erweiterte Ehrerbietung erstattet.

Abseits dieser wenigen Kongruenten sieht man sich allerdings enttäuscht, wenn man darauf gehofft hat, eine angeregte Überlappung von Legende, Kunst, Wahrnehmung und Wirklichkeit vorzufinden. In einer erdichteten Luftschloss-Welt zwischen den Fakten realer Situationen, den Projektionen von Drehbuch und Inszenierung und dem Idealbild imitierter Tatsachlichkeit zu bewegen. Weder wird eine Unsicherheit bezüglich von Vertrautem und Unerwartetem bewusst noch eine Parallelität von Ausgedachtem und Wahren bekannt gegeben. Keine glaubhaften Situationen, keine Menschen aus Fleisch und Blut, keine Dialoge, die vom Leben sprechen und sich eben nicht nach raschelndem Papier anhören. Und vor allem der Mittelteil, der sich im Besuch der Drama acting school niederschlägt, birgt so viele unentdeckte Inspiration in sich, dass es sehr schade ist, dies bloss in einer beliebigen Abfolge zusammenhangloser Sketche widerspiegeln zu sehen.
Oder gar in der baldigen Moralapostelei, die sich in einer zwiespältigen Bigotterie nicht zu schäbig ist, lüsterne Blicke an das Sexobjekt Dani Dan und ihren Arbeitsplatz des Pornodrehs zu verstreuen, um danach prompt mit dem erhobenen Zeigefinger und der Betroffenheitsstory vom armen, verstoßenen Bauernmädchen zu kommen.

Der Film zeigt nur das medial Vorstellbare, die Halluzination der Materie, die Fata Morgana. Fern von Ausgrenzungen, Enttabuisierungen oder Vereinnahmungen wird sich eng im Rahmen einer anlaufenden Liebesbeziehung sowie der fortschreitenden Selbsterkenntnis bewegt. Chan, der schon ewig von einem anderen Leben träumte, bekommt nun endlich den Weg zur Erfüllung gewiesen. Sein bisheriges Berufs- und Privatleben war immer ein Ort der Sitten, der Befehle und der Pflichten, während er an der Schule nicht nur unter Seinesgleich Denkenden sein, sondern sich auch künstlerisch und damit ungezwungen austoben kann. Der Tagesablauf nunmehr lebhafter Zeitvertreib, der nicht unmittelbar dem gesellschaftlichen Nutzen entspricht, sondern seine nahezu kindliche Kreativität fragt.

Daraus ergeben sich auch die humoristischen Progressionen, die folglich zuhauf damit arbeiten, dass er mit seinem ungezwungenen Verhalten aus der Reihe der Normalität tanzt und entsprechend unwillkürlich in Konflikt mit der Außenwelt gerät. Er steht mit seinem eigenen fantasievollen Programm voll physischen Exhibitionismus und Naturburschentum gedanklich abstrahiert über der platten Nüchternheit und steifen Diplomatie, an dessen gesellschaftlich normierten Grenzen er sich immer wieder reibt. Inclusive des verschrobenen Äusseren, was bereits in der ersten Viertelstunde zu ganzen vier verqueren Kostümierungen führt und so schnell die kommende Ideenarmut ankündigt.
Auch "Pepino, der traurige Clown" kommt zeitweise zur Anwendung, aber ebenso wie die finale Kursänderung zu einem verkappten Actionfilm nicht besonders raffiniert, sondern ziemlich stumpfsinnig-phrasenhaft gelöst.

All diese verpassten Möglichkeiten wären kein Problem, wenn man nicht das Potential dessen durchaus erkennen oder man auf andere Art und Weise der Ausgangsidee Herr werden würde. Einen intelligenten Menschen in einen naiven Anzug und einen Schauspieler, der keiner ist, in eine Rolle eines schlechten Schauspielers zu stecken und diesen selbst dann zu überzeichnen, wenn er eigentlich sein Innerstes nach außen kehren soll, ist dann doch ein bisschen wenig für 120min. Zumal darüber hinaus keine Erkenntnis gewonnen wird und die einzige Weisheit nicht nur in der tagline versteckt, sondern schon seit Shakespeare „Wie es euch gefällt“ Jedem geläufig ist: Die ganze Welt ist eine Bühne, und alle Frauen und Männer bloße Spieler.

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