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In der Kleinstadt New Salem geht ein Mörder um, der die Schülerinnen der örtlichen High School entführt und diesen in seinem Keller-Versteck bei vollem Bewusstsein Gliedmaßen amputiert. Auch die talentierte Schreiberin Aubrey Fleming wird ein Opfer des Unbekannten, kann nach einigen Wochen Gefangenschaft jedoch trotz ihrer Verstümmelungen irgendwie entkommen. Die Ärzte im Krankenhaus retten ihr zwar das Leben, doch nachdem sie aus der Narkose erwacht, wartet schon der nächste Schock auf ihre Eltern Susan und Daniel, denn die junge Frau behauptet stur und felsenfest, dass es sich bei ihr nicht um die vermisste Aubrey, sondern um eine Stripperin namens Dakota Moss handelt und hier offenbar eine Verwechslung vorliegen muss. Für die FBI-Beamten, die in Aubreys Fall ermitteln, ist klar, dass das Mädchen immer noch unter den Folgen des Schocks leidet, den sie durch ihre Torturen erlitten hat. Aber Moment mal, heißt die Hauptfigur in einer von Aubreys Kurzgeschichten nicht ebenfalls Dakota Moss? Hat sich Aubrey etwa in die erfundene Persönlichkeit geflüchtet, um das Erlittene besser verarbeiten zu können, oder gibt es diese Dakota Moss etwa wirklich und es steckt mehr hinter der ganzen Sache, als es den Anschein hat? Und wenn ja, befindet sich die wahre Aubrey dann immer noch in der Gewalt des Killers...? Zeit für eine Reevaluierung: Acht gewonnene Razzie-Awards, davon allein drei für Lindsay Lohan (zweimal dank Doppel-Rolle als schlechteste Schauspielerin und einen obendrauf für das "Worst Screen Couple"... Respekt!), das ist die Quintessenz der Kritikerschelte, die "Ich weiß, wer mich getötet hat" entgegengeschlagen ist... und tatsächlich gab es in der Kino-Saison 2007 wohl neben dem Elisha Cuthbert-Vehikel "Captivity" auch keinen anderen Horror-Streifen, auf den so uniform von allen Seiten her eingedroschen wurde. Im Gegnsatz zu jenem "Captivity", der in der Tat ziemlich mies ist, ist Chris Sivertsons sperrig inszenierter und unzugänglicher Mystery-Thriller, der zu Unrecht in die Torture-Porn-Ecke geschoben wurde, allerdings keinesfalls so schlecht, wie er seit jeher gemacht wird, ganz im Gegenteil: So manch ein Rezensent mag da lediglich mal wieder seine Hausaufgaben in Sachen Genre-Studium nicht gemacht und deshalb nicht kapiert haben, was hier eigentlich bezweckt werden sollte, denn Sivertson hofiert auf der visuellen Ebene mit auffälligen Rot/Blau-Farbschemata den alten Italo-Meistern Bava und Argento, während er mit einer schrägen Storyline eine Verbeugung vor dem Thriller-Kino eines Brian De Palma (und insbesondere natürlich vor dessen "Die Schwestern des Bösen") andeutet, welches sich ja auch nicht unbedingt immer durch ein Übermaß an Logik hervorgetan hat. Man muss sich zudem fragen, wieviel jener Ablehnung, die "Ich weiß, wer mich getötet hat" auf breiter Ebene erfahren hat, lediglich einer Abneigung gegenüber der Hauptdarstellerin entstammt, die ja damals durch ihre Skandälchen der Klatschpresse viel Futter geliefert hatte und die man deswegen auch schnell über haben konnte. Tatsächlich ist die Lohan in ihrer Doppelrolle als brave Schülerin und verkommene Schlampe trotz der kassierten Razzies glaubhaft, zeigt allerdings auch während ihrer Striptease-Szenen weniger Haut als auf einem x-beliebigen Paparazzi-Foto irgendeines Käseblättchens... und vermittelt aber dennoch einen gewissen Sex-Appeal, obwohl ich die kleine Koksnase sonst völlig ungeil finde. War wohl doch 'ne gute Performance. Kann man die besagten Nickeligkeiten ausblenden und sich damit arrangieren, dass die hier präsentierte Plotte - bewusst - alles andere als wasserdicht ist, sondern vornehmlich auf Effektivität hin gebürstet wurde, um an ihr einige harsche Momente fest zu machen (ohne, dass man der Chose aber deswegen gleich das Prädikat "Gore-Porno" ans Revers heften möchte), dann unterhält "Ich weiß, wer mich getötet hat" spannend und beinahe auf Klassiker-Niveau... und zwar von Beginn an bis zum wirklich, wirklich schönen (!) Schluss-Bild. Also, gebt dem Streifen nach anderthalb Dekaden doch bitte unbedingt nochmal 'ne Chance...!

9/10

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