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Man kann sich fragen was Lindsay Lohan dazu gebracht sich diesen Film auszusuchen: Keine Lust mehr auf Komödien? Anpassung des Leinwandimages an das reale? Oder der Glaube, dass dies hier tatsächlich ein guter Film werden könnte? Alles Überlegungen, die spannender sind als „I know who killed me“ selbst.
Aubrey Fleming (Lindsay Lohan) ist ein verwöhntes Mädel aus reichem Hause, mit künstlerischer Ader gesegnet und schreibt in Kurzgeschichten gern über Alter Egos. In ihrer Heimatstadt hat die Elterngeneration gerade Muffensausen, weil mehrere Mädels verschwunden sind und eines tot aufgefunden wurde. Die anderen Verschwundenen, die kurz auf Suchplakaten usw. zu sehen sind, tauchen später im Film nie wieder auf, aber das ist noch eine der kleineren Unzulänglichkeiten mit denen der Film zu kämpfen hat.
Eines Abends verschwindet auch Aubrey und wird von dem Killer, der seinen Opfern mittels Trockeneis und Schneidwerk Gliedmaßen amputiert, gequält. Das führt immer wieder zu Einlagen der Marke „Hostel“, die allerdings ebenso deplaziert wie langweilig sind, da sie die Handlung gar nicht weiterbringen und noch nicht mal den intendierten Schockeffekt so wirklich erzielen. Nach einer Foltereinlage findet man die Verschwundene dann in lädiertem Zustand, denn eine Hand und ein Bein sind abhanden gekommen.

Die Behörden wollen natürlich weitere Opfer retten (was so ziemlich die letzte Erwähnung selbiger in dem Film ist), doch Aubrey behauptet Dakota Moss zu heißen und jemand anderes zu sein. Verzweifelt beginnt die Suche nach der Wahrheit...
Wer hier jetzt auf ein spannendes Whodunit hofft, der guckt leider in die Röhre. An der Killerhatz liegt dem Film quasi gar nichts, Hinweise auf die Identität des Übelwichts sind knapp, doch leicht durchschaubar – angesichts des kleinen Verdächtigenkreises eh kein Thema. Ein Motiv für das Töten oder warum der Killer diese Methode nutzt spart sich „I know who killed me“ dann einfach und warum sowohl Polizei als auch Heldin dumm genug sind eine klare Verbindung zwischen dem vorigen Opfer und Aubrey zu übersehen entbehrt jedweder Logik.
Bevor man sich dem Thema Killer widmet verplempert „I know who killed me“ fast den gesamten Film mit der Lösung des Aubrey/Dakota-Rätsels, das in Wahrheit aber keines ist. Nach geraumer Weile gibt es die erste Spur, die dann jeder halbwegs findige Zuschauer richtig interpretiert, ehe der Film dann später die achso überraschende Lösung des Rätsels ausposaunt. Leider interessiert aber selbst dieses Mysterium den Film kaum, der sich mit überlangen Folter- und Möchtegern-Erotik-Szenen über Wasser hält, bei denen es aber nicht wirklich was von der Heldin zu sehen gibt – selbst bei einem Striptease.

Um dem Fass jedoch dann noch den Boden auszuschlagen versagt die Regie fast komplett. In diversen an sich komplett unspektakulären Szenen will man durch Reißschwenks Dramatik erzeugen, ein vollkommen belangloses Footballspiel wird durch jene Schwenks, gelegentliche unmotivierte Schwarz-Weiß-Färbung des Bilds sowie das Setzen roter und blauer Farbakzente zum bösen Omen stilisiert. Blau ist Aubreys Farbe, Rot Dakotas – mit dieser Holzhammersymbolik in leuchtenden Tönen quält sich „I know who killed me“ dahin, sodass selbst noch nicht mal der halbwegs passable Showdown irgendwie interessant wird.
Lindsay Lohan spielt ganz okay, jedoch muss man für die Darstellung zweier konträrer Persönlichkeiten mehr drauf haben – zumal irgendwer dem Regisseur hätte erzählen sollen, dass Lindsay Lohan mit Brille nicht intellektuell, sondern nur wie Lindsay Lohan mit Brille aussieht. Julia Ormond als überforderte Mutter wirkt lustlos, leid tun muss einem Neal McDonough in der Rolle des Vaters, der noch so gut es geht gegen das Script spielt. Als Psychiater kurz dabei: Gregory Itzin, vielen bekannt aus „24“.

„I know who killed me“ räubert sich mit seinen Versatzstücken gleich durch mehrere Subgenres im Thriller- und Horrorbereich, die Mindestanforderungen an wenigstens eines davon kann der Film allerdings nicht erfüllen: Langweilig, vorhersehbar und unspektakulär, da mag Lindsay Lohan noch so oft ihre Moves mit echten Stripperinnen geübt haben.

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