Review

Der Titel des Films, der ausnahmsweise korrekt aus dem Englischen übersetzt ist, macht erst einmal neugierig, denn seinen eigenen Mörder nach der Tat benennen zu können, bedarf schon gewisser Umstände. Entsprechend rätselhaft beginnt der Film, denn Lindsay Lohan verwöhnt nicht nur mit lasziven Bewegungen in einer Strip-Bar, sondern auch mit zarten, geschulten Klängen auf dem Klavier. Zwischen der halbseidenen und der bürgerlichen Lindsay scheint es keinen Zusammenhang zu geben, so dass diese Konstellation erst einmal geheimnisvoll bleibt.

Doch damit nicht genug, wird auch gleich ein abscheulicher Mord an einer jungen Frau geschildert, deren Gliedmassen zuvor über einen längeren Zeitraum hinweg amputiert wurden. Der Mörder legte dabei wert darauf, dass sein Opfer diese Torturen bei Bewusstsein erlebte, bevor er sich nach mehreren Wochen ihrer endgültig entledigte. Die Polizei steht vor einem Rätsel, aber die Atmosphäre, in der die Jugendlichen zu einem abendlichen Football-Spiel der Highschool strömen, wirkt düster und unheilschwanger. Lohan spielt die aus guter und wohlhabender Familie stammende Aubrey, die nach dem Spiel nicht am vereinbarten Treffpunkt erscheint.

Offensichtlich wurde sie auch Opfer des perversen Killers und die Polizei setzt alles in Bewegung, sie noch rechtzeitig zu befreien. Dabei kommt ihr ein Zufall entgegen, denn eine Autofahrerin findet die schwer verletzte Aubrey am Straßenrand und lässt sie ins Krankenhaus bringen. Auch ihr wurden verschiedene Gliedmassen amputiert - ein Fakt, den der Film zuvor detailliert im Bild festhielt - aber sie kann noch gerettet werden. Nur scheint ihr Verstand dabei gelitten zu haben, denn sie behauptet, dass sie Dakota heißt, Stripperin ist und ihr Eltern (Julia Ormond, Neal McDonough) nicht ihre Eltern seien. Auch kann sie sich an keinen Mörder erinnern.

Um diese Verstrickungen noch zu betonen, wird das Geschehen immer wieder von Szenen unterbrochen, die Dakota dabei zeigen, wie ihr beim Strippen plötzlich der Finger abfällt und im Bus weitere Gliedmassen entfallen. Diese Szenen wirken nicht nur wegen dieser Ereignisse unfassbar, sondern auch weil die Gemarterte trotz heftiger Blutungen scheinbar keinen Schmerz verspürt - so entsteht die Unsicherheit beim Zuseher, ob es sich dabei um Fantasien der auch als Schriftstellerin tätigen Aubrey handelt oder um eine perverse Realität...

"Ich weiß, wer mich getötet hat" will ein Mystery-Thriller sein, der bewusst durch eine Vielzahl an Andeutungen und widersprüchlichen Fakten Verwirrung stiftet, aber dabei jegliche Struktur und eine in wichtigen Momenten gebotene Zurückhaltung vermissen lässt. Dabei bietet die Grundkonstellation mit den zwei identisch aussehenden jungen Frauen unterschiedlichster Herkunft, deren Existenz und Zusammenhang keineswegs klar ist, durchaus Potential, aber der Film vermischt diesen Handlungsstrang mit einer Vielzahl zusätzlicher Elemente, die meist nur angedeutet werden, und aus dem gesamten Film nicht nur ein unübersichtliches, sondern schwer verdaubares Konglomerat entstehen lassen.

Das beginnt schon damit, dass sich der Film keine Zeit für eine Einführung lässt. Während des Vorspanns werden kurz die beiden Lindsays vorgestellt, von dem brutalen Mord an der anonym bleibenden jungen Frau berichtet und Aubrey beim Techtelmechtel mit ihrem Freund in der Highschool gezeigt, bevor sie schon nach wenigen Minuten in die Fänge ihres Peinigers gerät. Eine Identifikation kann so nicht funktionieren, weswegen der Film spannungslos bleibt. Fast ist man geneigt anzunehmen, dass sich die Macher zu der extrem brutalen Darstellung der Amputierung entschlossen haben, um damit auf diese Weise plakativ zu verdeutlichen, dass es hier wirklich gefährlich zugeht. Tatsächlich können diese Effekte Grusel verbreiten, aber das hat mit einem klassischen Spannungsaufbau nichts zu tun, denn hier verschreckt nur die Tat als solche, während das Opfer den Zuschauer seltsam unberührt lässt.

Genauso wie der Täter regelrecht unwichtig wirkt. Die Polizeiaktionen erschöpfen sich nur in den üblichen Plattitüden, so dass man darauf hätte völlig verzichten können. Der Film gibt kaum Einblicke in die Ermittlungsarbeiten. Weder wird ersichtlich, warum die Polizei dem Täter nicht auf die Spur kommt, noch sind Fortschritte in der Suche nach dem Killer zu erkennen. Betrachtet man später den von Aubrey/Dakota entdeckten Hinweis, der den Zusammenhang zwischen den Opfern herstellt, kann man nur den Kopf darüber schütteln, dass der Polizei das nicht sofort aufgefallen ist. Aber auch der Mörder selbst wirkt wie aus dem Hut gezaubert. Zwar steht er als Randfigur in einem Kontakt zu den Opfern, aber die schwache Andeutung eines möglichen Motivs kann nicht im geringsten erklären, wieso dieser zu solch unglaublich brutalen und sadistischen Methoden griff.

Letztlich wirkt das gesamte Getue um den Mörder, seinem ersten Opfer, den expliziten Darstellungen und der Polizei nur wie Getöse, dass die geheimnisvolle Verbindung von Dakota und Aubrey vorbereiten soll. Deshalb sind die Szenen mit Aubrey/Dakota, ihren Eltern und ihrem Freund noch die überzeugendsten. Aber auch sie passen nicht in das Gesamtgeschehen, denn hier nähert sich der sonst so düster geheimnisvolle, dann splatterartig brutale Film dem reinen Trash. Wenn Aubrey/Dakota ihre Prothesen für den Fuß und die Hand erhält, dann erinnert der Film mehr an die technischen Kabinettstückchen eines M aus "James Bond", als an eine seriöse Behindertenhilfe.

Auch die merkwürdige Verbindung zwischen den beiden Lindsays bleibt trotz aller Fantasie unglaubwürdig, denn wie erklärt der Film, warum Aubrey/Dakota, nachdem sie im Straßengraben gefunden wurde, wochenlang Zeit hatte, sich zu regenerieren und sich an ihre Prothesen zu gewöhnen, ohne das ihr weiterer Schaden zugefügt wurde? - Hatte der wahnsinnige Mörder zwei Monate Urlaub eingelegt ? - War ihm das Daueramputieren im Minutentakt zu anstrengend geworden ?

Fazit : Nur weil ein Film verschachtelt erzählt wird, widersprüchliche Geschehnisse darstellt, brutale Szenen mit lustigen Teenie-Amourösen abwechselt, bedeutet das noch keine Qualität. Das der Film in Kreisen von Genre-Liebhabern gut wegkommt, ist ebenfalls keine Empfehlung, da die hier gezeigten expliziten Darstellungen sicherlich Freunde finden werden, obwohl sie dem Film im Gesamteindruck eher schaden.

Die eigentlich gute Idee von zwei optisch identischen Frauen mit einer geheimnisvollen Verbindung wird dagegen vollkommen verschenkt, da es dem Film nicht gelingt, Identifikationen und Emotionen aufzubauen. So bleibt letztlich der Eindruck eines chaotischen, unausgegorenen Machwerks, an dem die attraktive Lohan und die anderen Darsteller noch die geringste Schuld haben (2,5/10).

Details
Ähnliche Filme