In Gestalt des knapp 25-minütigen Horror-Thrillers „In the Wall“ präsentierte Regisseur und Skriptautor Mike Williamson der Öffentlichkeit im Jahre 2007 seinen zweiten Kurzfilm, welchen er zuvor mit nur geringen finanziellen Ressourcen binnen einer Woche in einem Gebäude der „Lacey Street Studios” in Los Angeles realisiert hatte. Handwerklich kompetent in Szene gesetzt, unterlegt mit einem stimmungsvollen Score Clint Mansells sowie mit den Akteuren Chris McKenna, Erin Brown und Patty McCormack in den Hauptrollen aufwartend, wurde der düstere „Short“ im Folgenden auf verschiedenen Festivals ausgezeichnet – u.a. auf dem „Staten Island Film Fest“ in New York, dem „Fantastic Fest“ in Austin, dem „Screamfest“ in L.A. sowie dem „San Sebastian Horror & Fantasy Fest“ in Spanien…
Inmitten einer drückenden Hitzewelle, unter welcher Kalifornien ausgerechnet in den Tagen um Silvester und Neujahr herum leidet, befindet sich die hochschwangere Jonelle (Brown) gerade unmittelbar vor dem vorausgesagten Geburtstermin – und trotzdem wird sie von ihrem „Götter-Gatten“ Christopher (McKenna), einem die Zeit am liebsten daheim auf der Couch vorm Fernseher verbringenden Arbeitslosen, raus zum Erledigen der Einkäufe geschickt. Dies ruft nicht nur bei ihrer in der Etage unter dem Paar wohnhaften Vermieterin Dolores (McCormack) Unverständnis und Besorgnis hervor, sondern macht auch Jonelle selbst zunehmend stärker (vor allem seelisch) zu schaffen – was nach ihrer Rückkehr dann auch prompt ein neuerliches Streitgespräch heraufbeschwört…
Jonelle ist sich darüber im Klaren, dass Christopher kaum Interesse an seiner Vaterschaft hat – und dennoch klammert sie sich weiter an der verbliebenen Hoffnung fest, dass es für sie beide ja vielleicht doch noch irgendwie die Möglichkeit einer anständigen gemeinsamen Zukunft gibt. Als sie wenig später jedoch zahlreiche SMS entdeckt sowie auf diesem Wege herausfinden muss, dass er ihr (zu allem Überfluss) gar nicht einmal „die Treue hält“, mündet die daraus hervorgehende Auseinandersetzung jäh in einer „Kurzschlussreaktion“ seinerseits, welche ihr letzten Endes das Leben kostet: Mit durchbohrter Kehle verstirbt sie auf dem Fußboden des Wohnzimmers liegend. Um die Leiche (zumindest vorläufig) zu verbergen, stopft er den Körper sogleich hastig in einen Hohlraum hinter einer der Wände – womit der „wahre Schrecken“ für ihn allerdings erst seinen Anfang nimmt…
Im Zuge seines Einstiegs, in dessen Rahmen Jonelle (in ihrem offenkundigen Zustand) mit zwei schweren Einkaufstüten in Händen aus der Hitze draußen (die Treppe hinauf) in ihr Apartment zurückkehrt und Christopher ihr nicht einmal die Tür öffnet, gelingt es „In the Wall“ vorzüglich, das Publikum gleich von Beginn an „ins Geschehen hineinzuziehen“ – was in erster Linie aus den erzeugten Empfindungen sowie glaubwürdigen Performances der Darsteller resultiert. Als kurz darauf auch noch die Klimaanlage ausfällt, Jonelle auf die relativ eindeutigen Textnachrichten stößt und sie Christopher umgehend zur Rede stellt, während jener verärgert mit einem Hammer an einem hölzernen Krippen-Bausatz herumhantiert, schwillt die „in der Luft liegende Spannung“ gedeihlich weiter an – bis er das Werkzeug plötzlich (unüberlegt, aus dem Affekt heraus) quer durch den Raum in ihre Richtung schleudert…
Konfrontiert mit ihrem Ableben, verbirgt er ihren Leichnam behelfsmäßig und versucht sich über seine nächsten Schritte „einig“ zu werden. Temporär dringt der Film in dieser Phase der Ereigniskette in „psychologische Horror-Gefilde“ vor: All die im Vorfeld gehegten marternden Emotionen (u.a. im Hinblick auf seine Paternität und die damit verknüpften Erwartungen Jonelles) weichen fortan diversen „belastenden Einwirkungen“ jener von Verzweiflung und Grauen geprägten Situation – was verhältnismäßig rasch dazu führt, dass er kratzende Geräusche hinter der Wand zu hören glaubt und ihn obendrein bestimmte „abscheuliche Visionen“ seiner toten Gattin in Furcht und Paranoia versetzen. Ob das alles bloß seinem „angeschlagenen Geiste“ entstammt oder eventuell irgendwie gar tatsächlich geschieht, wird dabei (nicht nur für den Zuschauer) eine gewisse Zeit lang im Dunkeln belassen...
Zusätzlichem Druck wird Christopher durch Dolores ausgesetzt, welche sich große Sorgen um Jonelle macht und außerdem einen Handwerker mit der Reparatur der Klimaanlage (in der Wohnung) beauftragt hat, ebenso wie seitens des überraschenden Auftauchens seiner Affäre Tina (Annika Svedman), deren Sehnsucht nach ihrem Lover sie (inmitten der Nacht) einfach mal „spontan zu ihm führt“ – geleitet von der Hoffnung, ihn allein anzutreffen sowie einige „intime Momente“ mit ihm verbringen zu können. Obgleich sich ihr Schicksal im Grunde entlang „vorhersehbarer Bahnen“ entfaltet, wirkt sich das in diesem Kontext Gebotene keineswegs „schädlich“ auf den bis dato generierten (bzw. durchgängig aufrecht erhaltenen) Spannungsgrad aus – wonach der Verlauf unmittelbar darauf ja ohnehin schon in das gleichermaßen groteske wie „ungemütlich beizuwohnende“ Finale übergeht, an welchem selbst gestandene Genre-Fans nahezu kaum etwas auszusetzen haben dürften...
Wie bereits in Stuart Gordon´s „King of the Ants“, liefert Chris McKenna in der Hauptrolle eine solide Leistung ab: Seine Figur, von dessen „Art“ es ja (leider) auch in der Realität mehr als genug Exemplare gibt, ist einem auf Anhieb unsympathisch – weshalb man ihm den auf seine Tat folgenden „peinvollen Dornenpfad“ geradezu genüsslich gönnt. Als sein schwangeres Opfer Jonelle beweist Erin Brown („Masters of Horror: Sick Girl“) erneut, dass sie über deutlich mehr darstellerisches Talent verfügt, als ihr all jene Flicks abverlangt haben, in denen sie zuvor (hauptsächlich) unter dem Pseudonym „Misty Mundae“ mitgewirkt sowie Bekanntheit erlangt hat: Sie agiert überzeugend, erweckt Mitgefühl und meistert den Part ohne Anlass zur Klage. Abgerundet wird die Besetzung schließlich noch von Annika Svedman („Desert of Blood“) sowie der erfahrenen Mimin Patty McCormack („the Bad Seed“), welche beide im Zuge ihrer eingeschränkten Screen-Time jeweils anständig agieren...
Laut Regisseur und Drehbuchautor Williamson wollte er ein Werk in der Tradition der alt-ehrwürdigen „EC Comics“ erschaffen, angereichert mit einzelnen den Oeuvres Larry Cohens und Edgar Allen Poes „entliehenen“ Elementen – und da einem beim Sichten durchaus (hier und da mal) u.a. die gute alte „Tales from the Crypt“-Serie in den Sinn gelangt, lässt sich dieses Vorhaben (weitestgehend) bestätigen bzw. als „geglückt“ einstufen. Zwar kann sein Skript mit keinen echten Innovationen aufwarten – doch füllt die Handlung die Laufzeit (ohne Längen oder Überstürzungen) bündig aus und sind sowohl die Dialoge als auch Charakterzeichnungen von relativ ordentlicher Qualität. Die Story ist reizvoll mitzuverfolgen, kommt weder allzu schlicht noch übermäßig „berechenbar“ daher und spitzt sich kontinuierlich weiter zu – bis hin zum „fiesen“ Höhepunkt, der die im Vorfeld aufgebauten Erwartungen prima erfüllt sowie obendrein noch mit einem „netten kleinen Twist“ aufzutrumpfen vermag...
Alles in allem markiert „In the Wall“ einen düsteren, sehenswerten, kompetent umgesetzten Kurzfilm, der merklich von seiner fähigen Besetzung sowie atmosphärischen Kameraarbeit, Ausleuchtung und Musikuntermalung profitiert. Für letztere zeichnet sich „kein Geringerer“ als der Brite Clint Mansell („Moon“) verantwortlich – bestbekannt für seine regelmäßige Zusammenarbeit mit Darren Aronofsky (siehe etwa „Black Swan“ oder „Requiem for a Dream“). Ergänzt um einige effektiv platzierte „Erschrecker”, überzeugende Make-up- und Gore-Effekte sowie eine hochklassige „Animatronic“-Kreation (in Gestalt eines neugeborenen Babys) zum Finale hin, fügen sich all diese Elemente zu einem gelungenen kleinen Horror-Thriller zusammen, welchem seine „Low-Budget-Ader“ in keinerlei Weise irgendwie „negativ anzukreiden“ ist. Zu empfehlen ist übrigens die amerikanische „Limited-DVD/CD-Combo-Edition“ des Streifens – vornehmlich da diese zwei unterhaltsame Audio-Kommentare sowie den kompletten Original-Soundtrack bzw. Score beinhaltet...
„7 von 10“