Ach ja, manche filmische Schemata brennen sich ein, wie der Kalk im heimischen Badezimmer…
Zwei grundverschiedene Freunde teilen ein Problem, das gleichzeitig ihre Leidenschaft ist. Im Falle von „Rounders“ ist das Pokerspiel der Anlass zum gemeinsamen Dilemma für die beiden Freunde Mike McDermott (Matt Damon) und Lester "Worm" Murphy (Edward Norton). Mike ist Jurastudent, ein hervorragender Pokerspieler und mit der Szene vertraut, obwohl er sich davon distanziert hat, weil er bei einem Spiel seine ganzen Ersparnisse verloren hat. Erst als "Worm“, ein berüchtigter Falschspieler, aus dem Gefängnis entlassen wird, lässt sich der Student aufgrund der hohen Schulden seines Kumpels wieder in das risikoreiche Geschäft reinziehen.
Das Grundkonstrukt ist so simpel wie altbacken. Mit der Mafia und einem obligatorischen Liebesdrama rund um Mike und seiner besorgten Freundin, setzt sich Regisseur John Dahl die Krone des Trivialen auf.
Trotzdem kann „Rounders“ unterhalten und phasenweise sogar überzeugen. Der Betrachter wird mit allen Facetten des Pokerspiels konfrontiert. Hauptsächlich aus dem Off erzählt Mike McDermott, was die Faszination am Pokern ist. Die Art und Weise, wie man die Finessen und die Leidenschaft an dem Spiel erklärt, ist überaus interessant und unterhaltsam. Schließlich ist der Spielertyp beim Pokern auch für die allgemeine Charakterisierung der beiden Protagonisten aufschlussreich. Mike kalkuliert und trickst auf legalem Weg, er nutzt sein Fachwissen, das er sich über die Jahre hinweg angeeignet hat – Matt Damons Charakter ist Perfektionist und überlässt nichts dem Zufall. Pokern ist kein Glücksspiel, sondern Berechnung in Verbindung mit Psychologie. In mehreren Partien wird die spannungsgeladene Stimmung während des Spiels eindrucksvoll transportiert. Ob in Casinos, heruntergekommenen Bars oder in privaten Locations - die Spannung liegt in der Luft. Die Art zu spielen, verrät viel über den Charakter des Menschen. Folgerichtig wandert „Worm“ oftmals an der Grenze der Legalität. Er gewinnt überwiegend durch illegale Tricks bzw. Falschspielerei und lebt mit dem Druck des Risikos.
Das Risiko ist in diesem Milieu sehr hoch, das spüren auch die beiden grundverschiedenen Freunde. Dort wo das große Geld ist, sind anrüchige Vereinigungen nicht fern. Freundschaft kann in diesem Geschäft eine schmerzhafte Solidarität sein.
Der Erzählfluss ist angenehm, nicht unbedingt rasant, aber gerade richtig, um sich berieseln zu lassen. Ebenso angenehm fallen die beiden Protagonisten auf. Matt Damon verbleibt mitunter ein wenig zu sehr bei der Pokerface Mimik, aber seine Vorgehensweise während der Partien, trägt zu dem allgemeinen Interesse am Spiel bei. Edward Norton ist sicherlich nicht überfordert, andererseits vermittelt er die Charakterzüge von Lester "Worm" Murphy glaubwürdig.
Im Grunde ist „Rounders“ nicht mehr als ein durchschnittliches Drama, aber die Atmosphäre rund um ein Spiel, das dem Betrachter facettenreich beschrieben wird, weiß durchaus zu überzeugen, so dass sich der Film leicht vom Standard abhebt. (5,5/10)