Kurz vor der Jahrtausendwende wagte Erfolgsproduzent David E. Kelley, Schöpfer von genialen Serien wie „Picket Fences“, „Ally McBeal“ oder „Boston Legal“, den Schritt vom Fernsehen ins Kino. Dieses Wagnis blieb weitgehend unbelohnt, viele wussten nichts mit dem skurrilen Humor in „Lake Placid“ anzufangen. Der Tierhorrorstreifen, der unter der professionellen Regie von Steve Miner entstand, glänzte mit eben jenem spleenigen Wortwitz und denselben schrullig gezeichneten Charakteren die schon Kelleys Serien so nachhaltig seinen Stempel aufdrücken. Anscheinend konnte das Kelley-Publikum aber nicht viel anfangen mit dem Genrewechsel, sodass der Film bisher die einzige größere Kinoarbeit des Fernsehgenies blieb.
Obwohl schon der Vorgänger bei den Kritikern und Zuschauern nur mäßig abschnitt folgt nun acht Jahre später eine billig herunter gerissene TV-Produktion, die bis auf den Titel und des Thema des Menschen fressenden Riesenkrokodils keinerlei Bezüge zum Original aufweist und sich stattdessen erdreistet, uns quasi die gleiche Story mit leichten Variationen noch einmal vorzusetzen. Selbst die seltsame alte Frau ist wieder dabei, mit haargenau der gleichen Funktion wie im ersten Teil. Die überaus talentierte Cloris Leachman (spielte schon mit in „Mary Tyler Moore“) agiert zwar sichtlich gut gelaunt, verschwindet aber schon aufgrund der kopierten Figurenzeichnung komplett im Schatten von Betty White, die schon oft für Kelley vor der Kamera stand und ihre Rolle glaubhafter verkörpern konnte. Dennoch überrascht „Lake Placid 2“ mit einigen guten darstellerischen Leistungen, nicht nur der motivierte John Schneider liefert eine solide Vorstellung ab. Auch Sam McMurray („King of Queens“) ist in einer größeren Nebenrolle als egozentrischer Millionär zu sehen und zeigt, dass er für größere Rollen bestimmt ist und nicht in so einen fürchterlichen Schund rein gehört.
Als großes Manko erweisen sich die zunächst spärlich eingesetzten, später aber dringend notwendigen CGI-Effekte, deren Niveau ungefähr zehn Jahre dem heutigen Standard hinterher hinkt und eher an die unbeholfenen Digitalbilder aus „Spawn“ erinnern. Selbst in Anbetracht des schmalen TV-Budgets ist eine dermaßen lächerliche Effektarbeit untragbar, selbst RTL hätte eine optisch versiertere Produktion zustande gebracht. Auch der stupide Humor wertet den Schrott nicht weiter auf, vor allem weil die Dialoge jegliche Originalität vermissen lassen und die wenigen emotionalen Szenen erscheinen in dem banalen Kontext nur mehr aufgesetzt. Dennoch kann man Regisseur David Flores ordentliche Arbeit bescheinigen denn trotz des katastrophalen Drehbuchs hat er es geschafft, die langweilige Chose zumindest flott zu verpacken und für ein hohes Tempo zu sorgen. Kein Wunder denn der ehemalige Cutter Flores ist inzwischen Spezialist für oberflächliche TV-Filme im Monstermilieu und zeichnete sich schon für Heuler wie „Boa vs. Python“ verantwortlich.
Im Vergleich zum Vorgänger weist „Lake Placid 2“ einen höheren Bodycount auf, die animierten Splattereffekte locken aber nicht den müdesten Gorehound an, eher präsentiert man uns eine standardisierte Mindestdosis Tits & Violence. Nebenbei gibt es einige schöne Eindrücke der gewaltigen Naturkulisse, die man allerdings auch schon aus diversen anderen Genreproduktionen kennt – auch hier ist der Vorgänger eher zu empfehlen. Gegen Ende kommt dann der beliebteste Trick einer solchen Produktion und die optischen Unzulänglichkeiten werden leidlich erfolgreich im Regen kaschiert und als einzige Neuerung stellt sich heraus, das es die ohnehin größtenteils unsympathischen Protagonisten mit drei Krokodilen zu tun hat statt mit einem! Ganz ohne Ironie bleibt dieser Umstand die wichtigste Plotvariation der Fortsetzung und selbst mit obligatorischen Anspielungen zur Umweltverschmutzung geizt diese klapprig montierte Klischeekiste nicht.
Fazit: Als Fortsetzung zu Kelleys und Miners originellem Erstling eine wahre Frechheit und auch als eigenständiges Produkt nicht zu empfehlen. Nur für Hartgesottene die auch was mit „Frankenfish“ oder „Anaconda“ anfangen können.
1,5 / 10