Wenn Sie mich fragen, hat Carl Weathers mit seiner Performance als eingebildeter, charismatischer Boxweltmeister Apollo Creed in Rocky (1976) einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, dass das Original der heute 6 teiligen Rockyreihe ein Kassenschlager wurde. Doch während Rocky Darsteller Sylvester Stallone der Durchbruch zum Weltstar gelang, musste sich Weathers außerhalb der der drei Fortsetzungen Rocky II (1979), Rocky III (1982) und Rocky IV (1985), in welchen er erneut den Charakter des sympathischen Kämpfers innehatte, mit der Beteiligung an mittelmäßigen TV-Serien begnügen. Nach seinem zweiten größeren Nebenauftritt als Major George Dillon an der Seite von Arnold Schwarzenegger in Predator (1987) erhielt er 1988 von Warner die Chance, die tragende Hauptrolle in Action Jackson zu spielen, einem typischen 80er Jahre Cop Action-Thriller mit starker Helden Stilisierung und eindeutigen Blaxsploitation Einflüssen. Um es kurz zu machen: Weathers konnte die Karrierechance letzten Endes nicht nutzen. Der Film blieb hinter den Erwartungen zurück und der meiner Meinung etwas unterschätzte Amerikaner verschwand wieder in den unendlichen Weiten der Bedeutungslosigkeit. Aber handelt es sich bei Weathers "Schicksalswerk" nun um einen verkannten Geniestreich, oder um ein völlig zu Recht gescholtenen Ladenhüter? Sachlich und nüchtern betrachtet fehlen dem handwerklich soliden Action Jackson einfach die Schauwerte, um aus dem Einheitsbrei ähnlicher Vehikel entscheidend heraus zu ragen und einen neuen Actionstar am Kinohimmel zu etablieren.
Dabei saß mit Produzent Joel Silver (Stirb langsam, Lethal Weapon) jemand mit an Board, der eigentlich wissen sollte, wie man einen knallharten Actionreißer aufzieht und auch Regisseur Craig R. Baxley hat es mit späteren Krachern wie dem Science-Fiction Actioner Dark Angel (1989) oder Stone Cold - Kalt wie Stein (1991) beweisen können, dass er zumindest nicht ganz auf der Brennsuppe daher geschwommen ist. Das Hauptproblem ist meines Erachtens das mangelhafte Skript von Robert Reneau, welches weder in der Lage ist, dem zur Glorifizierung freigegebenen farbigen Helden genügend actionbezogene Entfaltungsmöglichkeiten zu ermöglichen, noch den zweifelsohne evident agierenden Oberschurken mit einem nachvollziehbaren Motiv auszustatten. Dreh und Angelpunkt der "Story" ist der dunkelhäutige Detroiter Polizist und ehemalige Detective Jericho Jackson (Carl Weathers), welcher zum Seargant degradiert und zum Schreibtischdienst verdonnert wurde, weil er den kriminellen Sohn des bekannten, korrupten und einflussreichen Unternehmers Peter Anthony Dellaplane (Craig T. Nelson) hinter Gitter gebracht hat. Als eine Reihe von unliebsamen und unbequemen Gewerkschaftsbossen ermordet werden, vermutet Jericho, der wegen seinen gnadenlosen Ermittlungsmethoden auch den vielsagenden Spitznamen Action Jackson trägt, dass Dellaplane hinter den Anschlägen steckt. Während der schmierige Geschäftsmann seine Frau Patrice (Sharon Stone) wegen des Verdachts des Verrats aus dem Weg räumt, versucht "Action Jackson" mit Hilfe von Dellaplanes drogensüchtigen Geliebten Vanity (Sydney Ash) die Hintergründe aufzuklären und seinem Erzfeind das Handwerk zu legen...
Als vielversprechend würde ich ja noch den Anfang von Action Jackson klassifizieren, in welchem zwei Gewerkschaftsmitglieder von Dellaplanes Handlangern blutig und effektvoll liquidiert werden und anschließend der Star des Films, Seargant Jackson durch humorvoll heroisierte Überzeichnung seiner Kollegen eingeführt wird. Auch wenn in dieser Phase Action Jackson nur repräsentative Schablonenmuster des 80er Jahre Cop-Thrillers wie beispielsweise der eisenharte, befehlsverweigernde, unbesiegabare Superbulle oder der wütende, fluchende Captain systematisch abfrühstückt, der Zuschauer wird dadurch auf Jacksons Charakter neugierig gemacht und darf sich hier auch dank der technisch sauberen Inszenierung von Craig R. Baxley gut unterhalten fühlen. Allerdings dauert es dann wieder fast 40 ermüdende Minuten, bis unser Held endlich in Action treten darf. Auch danach sind die Momente, in welchen Carl Weathers seinem Spitznamen Action Jackson alle Ehre machen darf, rar gesät und spektakuläre Höhepunkte mit Erinnerungswert muss das Publikum weitgehendst mit der Lupe suchen. Im Finale werden dann kurzzeitig nochmals die Zügel angezogen, trotzdem ist das für einen Film, welcher den pompösen Titel Action Jackson trägt, einfach viel zu wenig, da nützt auch die solide Realisierung mit gefälligen, handgemachten Explosionen und den herrlichen Old-School Blood-Pack Schusswunden nicht mehr viel. Alles hat man schon einmal gesehen, nur eben deutlich imposanter und eindrucksvoller. Ein paar dezente Gewaltspitzen in dem ansonsten eher harmlos wirkenden Streifen sorgten 1988 dafür, dass die deutsche Kinofassung für die kassenträchtige FSK 16 Freigabe gekürzt werden musste und die ungeschnittene FSK 18 VHS Version 1990 indiziert wurde, ehe die selbsternannte Anstands Wau-Wau Instanz 1992 Einsicht zeigte und Action Jackson von der Liste der jugendgefährdenden Medien wieder entfernte.
Ein mittelschweres Ärgernis ist auch der selbst für Actionverhältnisse hauchdünne, hundsmiserable und einfallslose Plot, in welchem ein "ganz ganz böser Bube" ihm im Weg stehende Persönlichkeiten scheinbar willkürlich eliminiert. Warum? Wissen wir nicht. Was haben die Opfer getan? Sie werden dem Unhold gefährlich, ist halt einfach so. Welche Ziele führt der Schuft im Schilde? Bleibt ebenfalls das Geheimnis von Autor Robert Reneau. Dellaplanes Frau hat selbigen verraten, deswegen muss sie sterben, nur was hat sie hinausposaunt? Ein zufällig belauschtes Telefonat, von dem sie eh nur die Hälfte verstand reicht also aus um nach dem eindimensionalen Drehbuch das Zeitliche segnen zu müssen. Noch besser ist die drogenabhängige Geliebte, die von Action Jackson eine Schnellentziehungskur in Sachen Rauschmittelentwöhnung verabreicht bekommt, was versucht wird als Running Gag aufzubauen, im weiteren Filmverlauf dann aber eher dämlich als wie beabsichtigt witzig, beziehungsweise unterhaltend wirkt. Fest steht für mich, dass die lückenhafte Figurenzeichnung einiger Personen, insbesondere des Hauptantagonistens, zu einem strukturlosen Handlungsaufbau ohne fesselnde Hintergrundgeschichte führt, welcher der Zuschauer nur etwas gelangweilt bereit ist zu folgen. Der Einspruch, dass mit der geschilderten Problematik auch viele andere Genrebeiträge zu kämpfen haben, ist kategorisch abgelehnt, da wenigstens die Topvertreter in der Lage sind, solche Defizite durch fulminante Actionsequenzen zu bagatellisieren, was Action Jackson meiner Meinung nach nicht in ausreichendem Maße zu gelingen vermag.
Das Ensemble trifft jedenfalls die geringste Schuld an diesem Dilemma. Bei Carl Weathers wäre durchaus genügend Potenzial vorhanden gewesen, ihn als weiteres Zugpferd der 80er Jahre Actionhelden neben Stallone, Schwarzenegger, Seagal und Willis zu präsentieren. Mit seiner durchtrainierten Muskulatur und seiner beeindruckenden körperlichen Physis musste er sich zumindest zum damaligen Zeitpunkt nicht vor den üblichen Verdächtigen verstecken. In seinen etwas spärlich verteilten Actionszenen hinterlässt er einen überaus zufriedenstellenden Eindruck und auch sein ausdrucksstarkes Minenspiel sowie der ein oder andere lockere, ironische Spruch wusste mich zu überzeugen. Craig T. Nelson (Poltergeist, Scott & Hutch) brilliert in Ignoranz der unausgegorenen Ausarbeitung seiner antagonistischen Rolle als psychopathisch diabolischer Kotzbrocken, wozu seine knochigen Gesichtszüge einen nicht unwesentlichen Teil beitragen. Parallel zum Hauptcast kann Action Jackson auch mit einer Reihe von professionell aufspielenden Nebendarstellern punkten. Bekannte Gesichter wie zum Beispiel Bill Duke (Commando, Predator), Robert Davi (Der City Hai, Stirb langsam), Ed O'Ross (Red Heat, Full Metal Jacket) oder auch der Traum aller männlicher, testosterongeladener, feuchtgewordener, spätpupertierender Jungenträume Sharon Stone (Nico, Basic Instinct) runden den in seiner Gesamtheit qualitätvollen Cast gewinnbringend ab.
Warner Bros. liebäugte tatsächlich mit dem Gedanken, aus Action Jackson ein neues Franchise zu generieren, doch als der knapp 8 Millionen Dollar teure Streifen von den Kritikern förmlich in der Luft zerrissen wurde und mit seinem 20 Millionen Dollar US-Einspiel die hoch gesteckten Ziele nicht erfüllen konnte, war dieses Thema relativ schnell vom Tisch. Verstehen Sie mich nicht falsch, Action Jackson ist bei weitem kein kompletter Totalausfall und bietet bodenständige, technisch einwandfreie, grundsolide 80er Jahre Cop Action mit glänzend aufgelegten Darstellern. Unglücklicher Weise leidet der Film offensichtlich an akuter Actionarmut und lässt auch größtenteils denkwürdige, atemberaubende Highlights vermissen, was zusammen mit der selbst für einen Bierdeckelplot äußerst einfältigen Geschichte dafür sorgt, dass Action Jackson im tiefen Sumpf des Mittelmaßes stecken bleibt und wohl so schnell auch da nicht mehr raus kommt. Für Carl Weathers tut es mir leid, er war salopp formuliert einfach zur falschen Zeit im falschen Film, sonst wäre es vielleicht doch noch etwas mit seinem Aufstieg in die Creme del la Creme der Actionikonen geworden. MovieStar Wertung 5 von 10 Punkte.