Review

Nach Jahren auf der Mattscheibe brachten die Macher der "Simpsons" die gelbe (Lieblings)-Familie 2007 auf die große Leinwand, wo ihr einmal richtig gewürdigt werden konnte.

Die Story: Homer Simpson ist Schuld! Weil er den Lake Springfield ein wenig zu sehr verschmutzt hat, isoliert die amerikanische Gesundheitsbehörde EPA die ganze Stadt unter einer riesigen Glaskuppel. Die Simpsons sollen dafür vom Stadt-Mob gelyncht werden, können aber fliehen und fahren nach Alaska, während EPA-Chef Russ Cargill die Auslöschung der Kleinstadt in Planung hat...

Die "Simpsons" nach etlichen TV-Staffeln ins Kino zu bringen, ist nicht ohne. Zunächst wäre es vermessen, einfach nur ein Folge in der Größe eines Kinofilmes zu schreiben. Es muss einer Story her, in der die Zuschauer über die 20 Minuten hinweg in ihre Sitze gefesselt werden. Von daher funktioniert die Grundidee gut, auch wenn sie reichlich absurd ist.
Das andere grundsätzliche Problem ist es, sowohl alteingesessene Simpsons-Fans als auch junge Zuschauer und ihre Familien zu erreichen, und ich denke an dem Punkt hat sich der Film ein wenig übernommen. Im Film finden sich nur wenige Querverweise auf die eigentliche Serie. Gut, am Ende bei der Schluchtenüberquerung sieht man auch den Krankenwagen aus der Episode, in der Homor mit Barts Skateboard fast einen Abgang gemacht hat. Und auch der permanente Wechsel von Örtlichkeiten wurde in den Film eingebaut, aber ansonsten lassen sich kaum - so ging es mir zumindest - Anspielungen auf Folgen finden.
Eine Eigenschaft des Films ist es ja, dass viele, wenn auch nicht alle kreativen Köpfe der "Simpsons"-Historie an der Produktion des Films beteiligt waren. Allein 11 Hauptschreiber, mit Swartzwelder und Brooks auch welche, aus deren Federn geniale Folgen stammen. Aber es erscheint schon der Eindruck gemäß dem Motto "Viele Köche verderben den Brei", denn gerade im Hinblick darauf, es möglichst vielen recht zu machen, wurden Entscheidungen getroffen, die manche von der Kopf stoßen.
Dass der "Simpsons"-Film kinogemäß in anderer Optik und teils computeranimierten Hintergründen erscheint, kann noch verziehen werden, aber der Verlauf der Geschichte an einigen Stellen eben nicht.
Dass soll nicht falsch verstanden werden, schließlich geht es bei den Simpsons vor allem um die Gags, den typischen Anarcho-Humor und die Slapstick. An diesem Punkt gibt es absolute Brüller (Präsident Schwarzenegger ist schon genial), aber auch einige Gags, die nicht zünden, weil man sie schon kennt, oder weil sie vorhersehbar sind, was insbesondere die Slapstick betrifft.
Um einiges nerviger ist allerdings die Familiemoralkutsche, derer sich der Film in der Mitte aufzwängt, und die man, wenn auch nicht in solch einer gravierenden Form, schon aus etlichen TV-Folgen kennt. Die ganzen Szenen in Alaska führen, bis auf einige gelungene Scherze ("Eski-Moe's"), zu einer gewissen Langeweile und damit verbundenen Längen.
Denn leider steht die gelbe Familie selbst etwas zu sehr im Mittelpunkt. Das klingt komisch, schließlich geht es ja um die titelgebenden 5 Geschöpfe, aber gerade die Serie lebt von den größtenteils kongenialen Nebenfiguren, die oftmals ganze Folgen tragen. Zwar sieht man im Film Figuren wie Barney, Hausmeister Willie, Moe, Apu, Burns und Co. immer wieder, aber alles in allem dominiert die Familie und ihre Probleme und das nimmt dem Film einfach einigen Spaß. Mir geht es so, dass ich bei der Simpsons-Familie selbst nur an einigen Stellen gelacht habe, während die Gags mit den Nebenfiguren stets ins Volle getroffen haben.

Fazit: Der "Simpsons"-Film ist auf jeden Fall gelungen, hat mich als Fan aber an einigen Punkten einfach enttäuscht. Nicht jeder Gag und jede Idee saß. Dass der Film nicht an die Originalität der Anfangsjahre heranreicht, war klar, schließlich ist es mit der TV-Serie nicht anders bestellt, denn die hat ihren Zenit auch längst überschritten. Aber Luft nach oben war nunmal vorhanden.

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