Review

Prolog:
Beavis and Butthead, South Park, ... - Die meisten Zeichentrickreihen die es bis dato zu einem Kinorelease brachten, verloren bei der Konvertierung auf die große Leinwand deutlich. Das mag zu einem großen Teil an der wesentlich längeren Laufzeit liegen. Eine reguläre Cartoon-Folge dauert dieser Tage um die dreißig Minuten. Die Macher können sich also ein "Tages-Thema" für die Storyline zurechtlegen und dann in recht kompakter Zeitspanne die Witze rausfeuern, die ihnen dazu durch die grauen Zellen schießen. Bei einem Film gestaltet sich das Ganze dann doch erheblich schwieriger. Denn hier gilt es immerhin einen Zeitraum von anderthalb bis zwei Stunden zu füllen, in dem man zudem eine einzige, durchgehende Storyline verfolgen muß und nicht so frei "springen" kann wie bei einzelnen Serienepisoden. Und genau das brach den Cartoon-Vorläufern in den Kinosälen in meinen Augen zumeist das Genick. Der Versuch, die Figuren und ihr Funktionskonzept beißen sich etwas mit der Überlänge und der Versuch, eine ausreichend lange sowie stimmige Geschichte um sie zu spinnen und dabei auch noch adäquat witzig zu bleiben, ist eine Aufgabe für Meister ihres Fachs, die nur den Wenigsten zur Gänze glückt.

Insofern hatte Simpsons - the Movie trotz aller bösen Vorahnungen noch denkbar gute Karten in der Ausgangsposition um den besagten, schwierigen Sprung zu schaffen. Denn wenn jemand das Ziel einer "Cartoon zu Kinofilm"-Konvertierung irgendwie stemmen können würde, dann doch wohl die erfahrene Crew um Mastermind Matt Groening. - Doch auch ihnen gelang rückblickend leider nur ein Teilsieg auf dieser Mission. Der typische Simpson-Charme bleibt für's Auge zwar gewahrt, trotzdem muß man sich unter anderem hier als Fan der Serie erst einmal mit der leicht befremdlich detailierten Präsentation und mit CG-Effekten gespickten Optiken anfreunden.


Storyline:
Der Plot jedoch fällt erwartungsgemöß mittelprächtig aus. - Kurz zum Überblick: Springfield steht kurz vor dem Umweltkollaps, denn der nahe See droht umzukippen und man unternimmt seitens der Bevölkerung zahlreiche Anstrengungen um jegliche weiteren Verschmutzungen zu vermeiden. Nur der bornierte Homer bekommt natürlich wie üblich nichts davon mit und kippt gleich einen ganzen Tank voller Gülle (um nicht zu weit vorzugreifen will ich hier noch nicht verraten, wie er zu dieser gekommen ist) in das verdreckte Gewässer. Und voila, schon ist die Kacke im wahrsten Sinne des Wortes am dampfen. Präsident Schwarzenegger (ja, hier hat's der Steirer bis ganz nach oben gebracht) befiehlt daraufhin die totale Isolierung des Städtchens durch eine gigantische Panzerglasglocke. Homer und den seinen gelingt es dennoch, auf ominöse Weise einen Ausweg aus der Stadt zu finden und ihren aufgebrachten Mitbürgern zu entkommen. Doch nun bleibt Homer nur eine Chance, sich wieder zu rehabilitieren. Er muß Springfield und seine Freunde retten. Entschlossen macht sich unser Kultheld auf den Weg. - Homer to the Rescue...


Review:
So weit, so gut. Ich allerdings kann mich des Eindruckes nicht ganz erwehren, dass man hier dem (so oft bei solchen Umsetzungen einreißenden) Hang zur "Gigantomanie" erlegen ist. Für den Kinofilm sollte wohl alles möglichst pompös, eindrucksvoll und spektakulär sein. "Tiefer, schneller, breiter" sozusagen. Und auf der Jagd nach diesen Superlativen verlieren die Macher nur allzuleicht das Grundkonzept aus den Augen, dass den Stoff als solchen und seinen Erfolg eigentlich ausmacht. Bei Simpsons ist das die Karikatur des "kleinen Mannes", des Alltags und der amerikanischen Gesellschaft. Teilweise hintersinniger Humor und Hommagen an aktuelles Zeitgeschehen und Persönlichkeiten. - Und genau davon ist auf Homer's Jagd nach der Rettung der Welt bedauerlicherweise nicht mehr viel übriggebliben. Da rast der trottelige Familienvater als Evil Knevel-Verschnitt per Motorrad an der Innenseite der Kugel hoch, hantiert mit gigantischen Abrißbirnen und kämpft gegen das drohende Zeitlimit einer Atombombe. Das alles gewährt zwar einen recht kurzweiligen Filmfluß, geht hier aber definitiv auf Kosten des typisch Simpsonesquen Humorpotentials. Wo sind all die gelungenen Seitenhiebe, die in der Serie so regelmäßigen Kultszenen und Schenkelklopfer? Sie bleiben ernüchternderweise fast gänzlich aus, sind dem Actionfaktor und dem Drang zum Kolossalen zum Opfer gefallen. Leider...

Sicher, sicher. Ein paar Ansätze werden versucht. Einige Prominente wie Arnold Schwarzenegger, Tom Hanks oder Al Gore dürfen sich über Kurzauftritte freuen, wurden aber eher wie "lästiges Pflichtprogramm" notdürftig eingewoben und entfalten für sich genommen kaum komisches Potential. Sie bleiben Statisten, während unsere gelbe Proletensippe anstatt mit Comedy hier nur eher durch optisch nie gesehene, aufwändige Actionszenen, nicht aber durch ihre bissigen Satire für die wir sie alle so lieben, auffällt.
Wo teilweise sogar alte, schon gehabte Witze wieder aufgekocht werden müssen und hemmungslos bei anderen Komödien geelstert wird (bsp.-weise Bart's Skateboardfahrt -> Austin Powers II) um die Laufzeit rumzubringen, da sind auch vereinzelte Hommagen an Folgen der Serie dem Fan nur schwacher Trost. In Bezug auf die deutsche Version muß man zudem anmerken, dass in diesem Falle wieder einmal ein uralter Lokalisations-Fehler begangen wurde, der dem kundigen Fan zusätzlich etwas sauer aufstößt. Etliche der bekannten Springfielder wurden mit neuen Stimmen belegt, was äußerst merkwürdig anmutet (als Lichtblick sei Anke Engelke erwähnt, die sich gottlob allmählich immer besser in ihrer wichtigen Hauptrolle der Marge macht). Zudem geht man natürlich der Originalstimmen der Prominenten, die sich in der U.S.-Version größtenteils selbst sprachen (nur Schwarzenegger wollte nicht), verlustig. Man sollte sich also, so einem die Möglichkeit gegeben ist, eher die englischsprachige Variante zu Gemüte führen.



F a z i t :
Die Familie um Homer Simpson hat ihren Satz auf die große Leinwand passabel, wenngleich auch nicht zu meiner vollen Zufriedenheit gemeistert. Die turbulent-actionlastige Storyline mit Hang zum Kollosalen geht leider nicht selten auf Kosten der Humoreinlagen und so bleibt Simpsons - der Film zwar ein unterhaltsamer Streifen, kann aber nicht im Ansatz an die komischen Qualitäten seines Serienvorbildes heranreichen. Für Simpsons-Fans nichtsdestotrotz schon rein aus Prinzip Pflichtprogramm, wird doch so mancher seine hoch gesteckten Erwartungen mit diesem Werk als größtenteils unerfüllt wiederfinden. Simpsons-Neulinge und in punkto Filmen allgemein weniger bewanderte Zuschauer werden hier mehr Spaß haben, da ihnen viele der "Gebraucht"-Witze, die man hier vielfach antrifft, noch neu sein werden. - Im finalen Schluß bleibt zu sagen: Wer die gelbe Sippe in wahrer Hochform erleben will, ist und bleibt mit der TV-Serie besser bedient.

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