Review
von Alex Kiensch
Nachdem der oscarprämierte Historienfilm "Elizabeth" Aufstieg und Machtfestigung der jungfräulichen Königin Elizabeth verfolgt hatte, widmet sich die einige Jahre später entstandene Fortsetzung "Elizabeth - Das goldene Königreich" den weiteren Intrigen am Hofe, die zum Sturz der selbstbestimmten Königin und ihrem Ersatz durch ihre Schwester Maria Stuart führen sollen.
Wie schon im ersten Teil glänzt hier Cate Blanchett als titelgebende Königin und eindeutiges Zentrum der Handlung. Zugleich emotional zärtlich und energiegeladen aufbrausend fegt sie mit der Wucht eines Orkans über die Leinwand. Sie stellt die selbstbewusste Frau, die sich gegen die männerdominierte Machtwelt ihrer Zeit zur Wehr setzt, zwischen kraftvollem Mut und immer wieder hervorbrechenden neurotischen Zügen gefangen dar, was ihre Figur zu einem komplexen, mitunter widersprüchlichen und durchgehend spannenden Charakter macht. Auch namhafte und sehr charismatisch aufspielende Co-Stars wie Geoffrey Rush als gutmütiger, aber gnadenlos pragmatischer Hofdiener oder Clive Owen als verführerischer Abenteurer kommen gegen diese schauspielerische Wucht nicht an, mit der Blanchett jede ihrer Szenen leinwandfüllend für sich gewinnt. Mit dieser Königin gibt sie eindeutig eine der stärksten Leistungen ihrer Karriere.
Auch formal setzt der Film die Filmsprache des ersten Teils fort. Komplexe, kunstvolle Kamerafahrten, ein enormer Ausstattungsaufwand, der Fans des klassischen Kostümfilms begeistern wird, und höchst dramatische Musikuntermalung sorgen schon mit dem Einstieg für durchgehend hohe Spannung. Zwar übertreibt es der Film besonders im letzten Drittel mit melodramatischen Zeitlupen und auch der Soundtrack nimmt schließlich allzu pathetische Dimensionen an, vor allem in Verbindung mit gemäldehaft inszenierten Standbildern, dennoch bietet auch "Elizabeth - Das goldene Königreich" visuell beeindruckende Ideen und ein Höchstmaß an dramatischer formaler Umsetzung. Auch wenn das mitunter etwas zu stilisiert wirkt, kann es das Interesse des Zuschauers bis zum Schluss aufrecht erhalten.
Dieser Schlussteil bietet dann nicht nur dramatische Intrigen, sondern auch eine spektakuläre Seeschlacht mit der spanischen Armada, die mit starken Spezialeffekten überzeugt. Dank solcher hochspannender Szenen ist es auch verschmerzbar, dass hier im Vergleich zum Vorgänger der Humor etwas auf der Strecke bleibt. Abgesehen von den tollpatschigen Flirtversuchen des jugendlichen österreichischen Monarchen und der erstaunlichen Neuheiten, die Clive Owen aus der eben entdeckten Neuen Welt mitbringt - darunter Kartoffeln und Tabak, zur allgemeinen Belustigung des Hofes - bleibt "Elizabeth - Das goldene Königreich" sehr ernst und düster, und wird auch dadurch zum Ende hin etwas pathetisch. Wer sich für spannend inszenierte Historienfilme interessiert, unabhängig von der historischen Genauigkeit des Dargestellten, dürfte aber auch an diesem zweiten Teil seine Freude haben. Allein Cate Blanchetts furioses Spiel ist definitiv einen Blick wert.