Tja, was soll ich sagen? Ich bin ziemlich enttäuscht. Teil 1 vor rund 10 Jahren war ein Überraschungserfolg und hat die Messlatte ziemlich weit hoch gelegt. Offensichtlich zu hoch für die Fortsetzung, die das vorgegebene Niveau keinesfalls erreicht, aber immerhin drunter herläuft.
Woran liegt's? Bestimmt nicht am Schauspiel, auch nicht an den Bildern. Es ist wohl vielmehr das unausgegorene Drehbuch. Das versucht zu viel auf einmal, bietet von allem etwas, was aber leider dazu führt, dass die vielen Zutaten zusammen nicht schmecken wollen und eine fade Suppe ergeben.
Teil 1 hatte die spannende Entwicklung von Elizabeth von der naiven, fast unfreiwilligen Thronfolgerin zur Machtpolitikerin zu bieten, apart dargereicht in Form eines spannenden historischen Politkrimis mit interessanten Figuren.
Nun jedoch fehlen für Elizabeth schlicht die Gegner. Philip II. grollt in seinen wenigen Szenen kräftig und etwas sehr theatralisch, aber nicht mehr. Er bleibt fast eine Knallcharge und vom Erzfiesling Norfolk fürchterlich weit entfernt. Auch Maria Stuart taugt mangels Zeit für ihre Rolle ebenso wenig zur Antagonistin - sie ist nur eine machtlose, nicht wirklich überzeugende Figur, die schließlich einen Kopf kürzer gemacht wird, aber ihre Rolle im Intrigenspiel wird kaum klar.
Und so hat selbst Sir Walsingham, noch bestens in Erinnerung als eiskalter Geheimdienstchef, kaum etwas zu tun, als hie und da einen Attentäter oder katholischen Verschwörer foltern zu lassen, bevor er gegen Ende - vor Langeweile ? - stirbt. Bleibt die legendäre Seeschlacht mit der Spanischen Armada, immerhin ein Markstein der europäischen Geschichte. Aber selbst da will sich Spannung nicht wirklich einstellen, die Actionszenen wirken seltsam verstolpert, und auch der Verlauf der Schlacht wird holperig im Eiltempo gerade einmal gestreift. Kurz: Die Bedrohung von Innen oder Außen wird so gut wie nie spürbar. Sie wird zwar gezeigt, aber eben nicht mehr. Der Funke springt nicht über. In dieser Hinsicht bleibt der Film ohnehin fast ein Totalausfall. Da kann auch die nicht sehr glaubwürdige Liebeshandlung, eigentlich eine mit heißer Soap-Nadel gestrickte Dreiecksgeschichte zwischen Freibeuter Raleigh, Elizabeth und einer Hofdame, nichts rausreißen.
Letztlich hat man sehr viel gesehen - denn bildgewaltig im besten Sinne ist der Film durchaus - gleichzeitig aber fast nichts. Bei den üblichen Materialschlachtgurken für das anspruchslose Massenpublikum, die derzeit Leinwand in Serie verdrecken, hätte man sich nicht wundern müssen, aber bei einem solchen Projekt mit diesem ambitionierten Vorgänger? Schade drum. Und darauf habe ich tatsächlich jahrelang gewartet?
"Elizabeth - Das goldene Königreich" ist zwar kein völliger Schuss in den Ofen, dafür sorgen die exzellenten Schauspieler - aber sie stehen gegen die übermächtigen Schwächen des Drehbuchs auf hoffnungslos verlorenem Posten. Weiß Gott nichts, was man sich zweimal anschauen müsste.