Bevor ich mich in den nächsten Tagen (am liebsten wäre mir schon heute) an den großen Kontroversen dieses Jahres, nämlich Martyrs, heranwage (danke lieber Filmbörsenverkäufer), widme ich mich jetzt mal dem letzten großen Vertreter der französischen Geschmacksgrenzenauslotung: Inside. Dank zahlreicher Vorabkritiken war ich gespannt wie ein Flitzebogen auf das Ding und weil ich nicht auf eine geschnittene Deutschlandveröffentlichung warten wollte, besorgte ich mir die Ami-Version, die einen entschiedenen Nachteil hat: Die Synchro. Boah wa dat Dingens schlecht! Selten so unmotivierte Sprecher gehört wie hier (nun gut, Argento´s Opera setzt da doch noch einen drauf). Beispiel? Für die, die den Film noch nicht gesehen habe: Da gibt es so nen Kleinkriminellen der im Verlauf des Films zum potentiellen Opfer des Killers wird (boah nervt das, nicht zu spoilern) und der klingt wie eine Mischung aus Buchhalter und Yo-wassup?-Gangster aus der Bronx. Klingt dämlich? Nicht so dämlich wie seine Stimme.Vielleicht muss man es dem Vertrieb erstmal erklären, aber: Ein atmosphärischer Horrorthriller funktioniert nur durch gute Sprecher! (Zeit für einen kleinen Absatz.)
Die Schreie unserer Hauptdarstellerin (ihr habt sicher schon irgendwo mitbekommen: Sie ist schwanger!) wirken wie ein vorgetäuschter Orgasmus. Klar, da will ihr jemand an die Wäsche, aber doch nicht im wörtlichen Sinn. Nun, ich hätte nichts dagegen mich noch weiter über diesen Fauxpas der Extraklasse aufzuregen, aber Zeit ist Geld, Pferde sind teuer und der Weg der Erkenntnis ist steinig. Gut, der Ton war ja auch im französischen Original enthalten, aber es gibt Tage da habe ich keine Lust mir französisches Gequake mit englischem Untertitel anzusehen (die beginnen am Montag und enden am Sonntag jeder Woche). Dennoch muss ich sagen, die fünf Minuten in denen ich’s versucht habe, haben mir gezeigt, dass Inside doch anders als unfreiwillig trashig wirken kann. Also kommen wir zu Film an sich. Vom handwerklichen gibt man sich ja in Fronkreisch seit jeher kaum eine Blöße und so sieht auch Inside wunderschön und edel aus. Findet sich eigentlich in Deutschland kein adäquater Kameramann, der auch mal härtere Filme abseits von Tattoo oder Anantomie einfangen kann? Die Exposition der Charaktere ist zu Beginn angenehm langsam, ruhig und doch permanent bedrohlich. Die Geräusch-Soundtrack-Kulisse hat etwas vom hoch gelobten High Tension und es würde mich nicht überraschen wenn die bedrückenden Klänge nicht vom selben Künstler stammen. Also man hat wirklich Angst um das arme Mädchen und (man weiß ja welche Art von Film man sich da ansieht) die Finger krallen sich langsam aber sicher in der Sessellehne fest.
Nach etwa einer halben Stunde folgt der große „Knall“ und das Psycho- und Physio(!)-Duell geht los. Und wie!!! Diese Beatrice Dalle mit dem hässlichsten Gebiss seit Stephan Raab dreht durch wie ein wütender Stier auf Steroiden. Die Fingernägel scheinen mitlterweile mit dem Sessel verwachsen. Doch aus dem Duell zwischen zwei Frauen kann man, abseits von psychologisch ausgefeilten Rede(Keiff-?)duellen, nun mal keinen ganzen Film stricken. Apropo Stricken, ein Duell in dieser Richtung wre auch mal lustig... . Äh, egal, ich schweife ab. Und daher retten uns ein paar (hin und wieder recht unangebrachte) Nebendarsteller den Tag. Die werden dann auch äußerst konsequent und blutig aus dem Verkehr gezogen, doch irgendwie büßt Inside dadurch seine schön aufgebaute Spannung ein. Irgendwas passt einfach nicht, zu viele Menschen tummeln sich im Haus, auch wenn der Plot eine Erklärung für sie hat (wenn auch keine besonders gute). Mit dem Auftreten der Polizisten stellt sich der Film dann letztendlich selbst ein Bein. An sich passend ins Gesamtkonzept eingefügt, gibt es leider eine Szene bei der ich mir zwar ungefähr vorstellen kann wie sie gemeint ist, die aber wirklich schlecht umgesetzt wurde (nach all der ausufernden Gewalt wurde hier ein absolut unpassender Schnitt eingefügt, der das ganze nur aus dem Off darstellt – genau hier hätte man das nicht machen dürfen). Das der Bulle danach noch mal rumwüten darf ist zwar gar nicht sooo unrealistisch, aber nicht wenige dürften sich fragen ob es sich hier nicht um einen Deus ex Machina-Effekt handelt. Hauptsache noch mehr Blut vergießen können. Dazu kommt dann übrigens noch ein nicht ganz nachvollziehbarer Luftröhrenschnitt den ich Anfangs als resignierten Selbstmordversuch gedeutet hatte.
Das provocating end kommt dann recht schnell und überraschend (außer man liest gerne vor Filmgenuss Spoiler durch), aber der ganze Film hatte mich schon derart abgestumpft, dass das Ganze irgendwie nicht mehr wirkte. Zu comichaft überzogen war das Vorangestellte. Inside hat es doch tatsächlich geschafft seinen schockierenden Showdown im Blut zu ersticken. So bleibt nichts als ein etwas enttäuschtes Schulterzucken am Ende. Und irgendwie denke ich sogar jetzt noch, dass man aus der Idee viel mehr hätte machen können. Eigentlich komisch, ich hatte mich auf eine Schlachtplatte gefreut und fand im Endeffekt den ruhigen ersten Teil grusliger, spannender und insgesamt gelungener als die Splatterorgie im Anschluss.
Irgendwie schon ein guter Film, aber keine direkte Empfehlung.