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Seit Melville den "Eiskalten Engel" Ende der 60er Jahre auf die Leinwand brachte, wurde das Kinopublikum wiederholt mit der Einsamkeit des Profi-Killers konfrontiert, der zur erfolgreichen Ausübung seines Berufes gezwungen ist, auf persönliche Kontakte zu verzichten. Auch Joe (Nicholas Cage) ist so ein Exemplar, weshalb er zu Beginn von "Bangkok Dangerous" dem Betrachter seine vier Regeln offeriert, die vor allem bezwecken sollen, dass er genauso unsichtbar wieder vom Tatort verschwindet wie er gekommen ist.

In den ersten Minuten, in denen Joe einen Zeugen während eines Polizeiverhörs erschiesst und gleich danach noch den jungen Mann, der ihm dabei geholfen hatte, wirkt Cage noch richtig böse, aber das bleibt auf die ersten fünf Minuten des Films beschränkt. Tatsächlich spielt Cage hier den Helden und Sympathieträger und das erzeugt man am leichtesten damit, dass er nur wirkliche böse Menschen killt und sich sonst eher von seiner menschlichen Seite zeigt. Praktischerweise beschliesst Joe deshalb - quasi nach dem Vorspann - auszusteigen, sobald er seinen letzten Job in Bagkok ausgeführt hat, bei dem er noch ein letztes Mal abkassieren will.

Merkwürdigerweise handelt es sich um gleich vier Auftragsmorde, die dazu noch von nur einem Auftraggeber stammen. Allein dieser Umstand widerspricht sämtlichen der kurz zuvor genannten Regeln, denn selbst ein dem Profi-Killer-Geschäft Unkundigen leuchtet sofort ein, dass das unsichtbare Abtauchen deutlich erschwert wird, wenn man nach dem ersten Mord noch drei weitere in der selben Stadt begehen muss. Zusätzlich zeigt "Dangerous Bangkok" auch gleich den natürlich ganz besonders bösen Auftraggeber, der sehr neugierig auf den anreisenden Killer ist. Damit verstösst dieser auch gleich gegen die Regel, möglichst wenig Berührungspunkte zu den Auftragsmorden zu haben - eine nur schwer nachvollziehbare Handlungsweise.

Unter diesen widrigen Umständen kommt es wie es kommen muss. Nichts klappt wie gewohnt und obwohl der in Bangkok rekrutierte Helfer Kong (Shahkrit Yamnarm) auch einen Fehler nach dem anderen begeht, verzichtet der jetzt "liebe" Joe darauf, ihn zu killen und nimmt ihn stattdessen als seinen Schüler. Das ist genauso wenig charakterlich nachvollziehbar wie das plötzliche Love-Interest. Beim ersten Auftragsmord leicht verletzt, lernt Joe in der Apotheke die taube (und deshalb auch stumme) Aom (Panward Hemmanee) kennen, die ihm sofort gefällt. Obwohl die Schwierigkeiten um ihn herum langsam zunehmen, nimmt er sich die Zeit, in Ruhe um sie zu werben.

Unabhängig davon, dass Cage diese Gefühle nicht transportieren vermag, verdeutlicht sich darin die Verlogenheit des Drehbuchs, dass sich kaum Zeit dafür nimmt, das Profi-Killer-Image aufzubauen, um Cage dann als Kämpfer gegen das Böse hochzustilisieren. Seine moralische Läuterung, die ihn später auch davon abhält einen "Guten" umzubringen, kann hier nur gelingen, indem man die jahrelange Vorgeschichte als Profikiller schlicht ausblendet. Wäre diese auch nur einen Funken glaubwürdig, hätte er spätestens nach dem ersten Mord auch ohne einen Cent in der Tasche das Weite gesucht. Echte Profis hätten einen solchen Job gar nicht erst angenommen.

Stattdessen wird seine Berufswahl während des Films nur dafür genutzt, ihn als Einzelkämpfer gegen eine Übermacht von Bösewichtern einzusetzen. Dabei kommt es zu einigen optisch gefällig gedrehten Show-Downs, aber das lässt nicht übersehen, dass der Film trotz vieler Leichen und kleinerer tragischer Einschübe nicht zu fesseln vermag. Dem Killer mögen die Brüder Peng ein paar goldene Regeln angedichtet haben, aber sie hätten sich lieber selbst an eine goldene Filmregel halten sollen - das Kreieren nachvollziehbarer Charaktere und Handlungsweisen (3/10).

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