Am Gate ihres Fluges von Paris-Orly nach Teheran lässt die Exiliranerin Marjane ihr bisheriges Leben Revue nochmals passieren. Die unbeschwerte Zeit als kleines Mädchen zur Zeit des Schahs. Die ersten Teenagerjahre nach der Machtergreifung durch Ajatollah Chomeini. Ausbildung an der internationalen Schule in Wien. Reuige Rückkehr und Heirat in der Heimat. Scheidung. All dies vor den Umwälzungen von 1978, dem langjährigen Krieg zwischen Iran und dem Irak, und den tyrannischen Regimes, dem sich Marjanes Familie entgegengestellt und trotzdem nie die Lust zu Leben verloren hat.
Persepolis ist eigentlich ein dreiteilige, stark autobiographisch angehauchte, Geschichte um das Leben eines kleinen iranischen Mädchens und ihren Erlebnissen. Dreigeteilt deswegen, weil sich die Handlung zunächst sehr stark um die Kindheit in Teheran dreht, bis sie dann wegen der politischen Unruhen von ihrer Familie nach Österreich geschickt wird und dort langsam zur Frau wird, um dann aus Sehnsucht nach der Heimat in den Iran zurückzukehren. Als Stilmittel wählte man den Animationsfilm, mit spartanischen Zeichnungen der allerallereinfachsten Sorte. Mit Disneybildern hat das ganze nichts zu tun, im Gegenteil der größte Teil ist sogar in schwarz/weiß gehalten, nur gelegentlich werden farbige Abschnitte eingebaut (allerdings nur in Szenen, die nicht im Iran spielen. Dort aber auch nur teilweise, die Symbolik die dahintersteckt hab ich ehrlich gesagt nicht wirklich begriffen).
Richtig gut gefallen hat mir dabei die erste Hälfte, die auch durchaus als Geschichtslektion der politischen und sozialen Gegebenheiten in der persischen Welt durchgehen könnte. Es werden aus erste Hand Dinge angesprochen wie die verschiedenen herrschenden Regimes, Verfolgung und Inhaftierung Andersdenkender, Unruhen in der gemäßigten Bevölkerung bis hin sogar zum Krieg zwischen Iran und Irak. Auf alle Fälle ist die kein Zeichentrick für Kinder. Titelheldin Marjane ist dabei ein aufgewecktes idealistisches Mädchen, das man nicht nur aufgrund ihrer Vorliebe für Iron Maiden und Bruce Lee sofort gern hat.
Etwas weniger gelungen fande ich die Österreich und 2. Iran Episode, mit der Verwestlichung in Wien und der hauptsächlich emanzipatorisch geprägten Rückkehr ins Heimatland. Diese sind zwar auch interessant anzusehen, machen aber deutlich weniger nachdenklich. Persepolis ist sicher keine leichte Kost für zwischendurch, sondern ein realistisches und authentisches Drama, das zwar gelegentlich mit Humor auflockert (Ich fand die Rocky und Terminator Anspielungen sehr gut), aber doch staubtrocken ernst gemeint ist.
7/10