Seit Erschaffung der Welt beobachten die Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) alles Sein und Werden und schließlich auch die Menschen im geteilten Berlin. Unsichtbar flüstern sie Verzagten neuen Lebensmut ein. Doch Damiel träumt schon lange davon ein sterblicher Mensch zu werden, erst recht als er die Trapezkünstlerin Marion (Solveig Dommartin) sieht…
Zum 750. Geburtstag Berlins schenkt der Regisseur Wim Wenders („Paris Texas“ 1984, „Buena Vista Social Club“ 1999) der geteilten Stadt einen wunderschönen poetischen Film, der zudem ein starkes Zeitdokument wird. Die beiden Engel blicken von der Gedächtniskirche oder der Siegessäule auf Stadt und Menschen herab, gemeinsam mit ihnen schreiten die Zuschauer durch West-Berlin, an vielen Altbaufassaden vorbei, vom ICC bis zum ehemaligen Führerbunker am Sozialpalast in Schöneberg, in eine Disco, zu einem Konzert des bekennenden Berlinfans Nick Cave und natürlich immer wieder an der Mauer entlang, meist an ihrer trotzig bunt gestalteten West-Seite, später auch an der Beton-Fassade, wenn Damiel ausgerechnet im Todesstreifen seine Unsterblichkeit aufgibt, unbemerkt von 2 patrouillierenden GrePos. Seine Sehnsucht ein Mensch zu sein wird in den wenigen farbigen Momenten des Schwarzweiß-Films dokumentiert, erst als Damiel kein Engel mehr ist und mit einer Ritterrüstung als Startkapital in sein neues Leben startet, wird das Geschehen farbig. Neben den beeindruckenden Bildern und der herausragenden Kameraarbeit besticht Wenders Film durch sein starkes Ensemble: Trotz seines beeindruckenden Gesamtwerks spielt der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz („Der Amerikanische Freund“ 1977, „Der Untergang“ 2004) hier die Rolle seines Lebens, auch der am 12. September 2013 verstorbene Otto Sander („Das Boot“ 1981, „Bis zum Horizont – dann links“ 2012) brilliert als himmlicher Beobachter, wie auch Peter Falk („Colombo“ TV 1968-2003, „The Player“ 1992), der sich selbst spielt und nicht der ist, für den wir ihn immer gehalten haben. Tief beeindruckend auch die greise Theaterlegende Kurt Bois („Ganovenehre“ 1966) als Dichter Homer, der den seinerzeit brachliegenden Potsdamer Platz sucht und dabei sprechend und singend Texte von Peter Handke vorträgt, der zusammen mit Wim Wenders das Drehbuch geschrieben hat: „Als das Kind Kind war…“
So sehr die Engel aus den Gedanken der Menschen Not und Verzweiflung und selten Freude hören und so trostlos eine geteilte Weltstadt sein kann, bleibt die Botschaft des Films hoffnungsvoll: Das Leben ist etwas Schönes und Einzigartiges. Berlin wird hier zum Symbol des Überlebens und des Lebens an sich! Ist auch die Teilung der Stadt 2 Jahre später überwunden, „Der Himmel über Berlin“ bleibt ein zeitloses Meisterwerk. „Wann begann die Zeit und wann endet der Raum. Ist das Leben unter der Sonne nicht nur ein Traum?“ (10/10)