Review

Manchmal verblüffen Filme dann ja doch noch mal - und wenn es nur wegen der Reaktion des Publikums ist.
"Kaw" - den absurden deutschen Titel, der sich marktschreierisch an Hitchcocks "Die Vögel" anlehnt, allein weg der Teilnahme Rod Taylors, mal beiseite gelassen - kommt in den Kritiken noch verblüffend gut weg, wenn man bedenkt, daß man es hier mit einem stinklangweiligen Filmchen auf TV-Niveau zu tun hat, der eine Gefahrensituation so oft hintereinander reizarm abspult, bis man selig entschlummert.

Das ist besonders schade, da der Regisseur Sheldon Wilson ist, der mit "Shallow Ground" ein durchaus beindruckend beängstigendes Debut (zumindest streckenweise) ablieferte und noch viel Gutes versprach. Doch selbst als probater Tierhorrorfan, der auch vor schlecht gemachten Umsetzungen nicht sofort zurückschreckt, hat "Kaw" erschreckend wenig zu bieten.

Inhaltlich haben wir es mit der 1753.Ausnahmesituation für eine abgelegene Kleinstadt zu tun, die von Horden angriffslustiger Raben angegriffen wird. Womit der Film sich schon mal selbst entwertet, denn erstens handelt es sich bei den agilen Stuntvögeln zum größten Teil dann doch um Krähen und zweitens tun sie das sogar in der Szene, wo sie für Krähen gehalten werden und derjenige, der die Vermutung ausspricht, daraufhin in Richtung Raben korrigiert wird.
Das macht aber nur wenig, denn abgesehen von ein paar solide zusammen dressierten Sequenzen kommen die Schwärme von Vögeln aus dem Computer (wenn auch solide getrickst) und noch dazu immer wieder gern aus dem Nichts vor einer Wolkenbank oder dem nächtlichen Himmel, das soll dann wohl beeindruckender wirken.

Das funktioniert aber nicht, wenn man ständig nur eine Situation bei Hitchcock abkupfert und in Endlosschleife wiederholt: das Sammeln der Vögel nach ihrer vorherigen Abwesenheit, der Angriffsschrei und dann gehts los.
Gehts denn überhaupt los?
Eigentlich eher nicht - denn das, was den armen Opfern angetan wird, ist kaum Grund genug, reihenweise vor Rod Taylors Augen zu verrecken, die Augen stets noch intakt, ein paar kleine Hackwunden im Gesicht, etwas Blut und dennoch sterben sie alle munter - so unbedacht wirkt der ganze Film, welcher, und das muß erwähnt werden, 88 Minuten verdammt lang werden läßt.

Von Tempo ist hier nämlich keine Rede, von Minute 1 an starren die Opfer und Nichtopfer immer gern sekundenlang ominös in die Luft oder unter das Deckengewölbe, als würde von dort eventuell der Gehaltsscheck gereicht oder starren endlos in die Ferne, bis sie sich nach gefühlten fünf Minuten mal zu einer Antwort bequemen. Die Kamera bietet nicht mehr als einen realistisch-öden Hinterwäldlerlook und das Setting ist mehr als dürftig, es soll zwar enorm winterlich sein, dennoch steht das Getreide in manchen Shots in voller Blüte, liegt mal mehr, mal weniger Schnee und daß es kalt sein soll, wird auch immer nur erzählt.

Auf der Darstellerseite kann man frohgemut berichten, daß Rod Taylor in seiner Handvoll Szenen routiniert den Haufen uninspirierter Landeier an die Wand spielt, vor allem die nominale Hauptrolle, den "Boondock Saint" Sean Patrick Flanery, der an seinem letzten Arbeitstag als Sheriff ("High Noon" anyone?) spielt, als hätte er zu den drei Valium noch einen satten Kater intus.
Echt knorke auch die Family von Mennoniten (fälschlich für Amish gehalten), die die wohl miesesten falschen Bärte tragen, die zu ihrer sonstigen Haarpracht zu haben waren und ständig dummes Zeug reden, wenn sie sich nicht in gewaltreichen Ankündigungen ergehen, die sie dann doch nie einlösen.

Der Grund für das ganze Gewimmel ist dann der good old Rinderwahn, der ihr noch einmal eine Renaissance erlebt und offenbar sich auf Vögel dergestalt auswirkt, daß sie ihre Killerangriffe militärisch koordinieren können. Ergo zerpflücken sie ein paar einsame Seelen, sorgen für Autounfälle und attackieren ein paar Girlies in einem Bus, bis sich alles in einer Tanke verschanzt, was den Showdown wohl offensichtlich macht.
Bis dahin hat man sich aber schon angeödet abgewandt, denn die deutsche Billigsynchro zieht auch noch den letzten Zahn aus diesem zähen Mischmasch, bei dem ständig unpassend geklönt, gewartet und dann mal wieder ein Satz gesagt wird, in der Charaktere sich niemals entwickeln und Motivationen ein ewiges Rätselspiel bleiben, ein furzdröge Angelegenheit ohne echten Reiz oder Spätfolgen. Gesünder als Wick Medinait oder wie der Stoff heißt. (2/10)

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