Als sich die Nachricht zutrug, dass die "Die Hard-"Filme fortgesetzt werden würden, breitete sich unter den Fans Freude und Entsetzen zugleich aus. Freude, weil es einfach einen Riesenspaß macht, Bruce Willis als John McClane zu sehen. Entsetzen, weil sich schnell Infos breit machten, die das neue Projekt unter keinem guten Stern stehen ließen. Mit Len Wiseman verpflichtet man einen Regisseur, der die Skepsis beflügelte, das Projekt vor die Wand zu fahren. Insgeheim hatten viele doch eher auf John McTiernan gehofft, der sich für Teil 1 und 3 verantwortlich zeigte. Als dann noch die Nachricht die Runde machte, man wolle "Die Hard 4" auf das jüngere Publikum ausrichten und mit einer PG-13 in die Kinos bringen, machte sich Unmut breit. Letztlich ist aber ein Film herausgekommen, der akzeptabel geraten ist..
Die Story: Cyberterroristen um den Hacker Thomas Gabriel (Timothy Olyphant) greifen die US-Infrastruktur wie Handynetze, Verkehrkommunikation etc. an. John McClane (Willis), der nur routinemäßig den Hacker Farrell (Justin Long) überführen soll, ist mittendrin. Natürlich gehts dabei ums Geld, doch die Terroristen machen nicht vor McClanes Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead) halt.
Die Story von "Live Free or Die Hard" wurde passend in das nächste Jahrtausend gebracht und zeigt den Angriff von Hacker-Gangstern auf US-Einrichtungen. Nach einem Hochhaus, einem Flughafen und ganz New York haben wir es im vierten Teil mit praktisch der ganzen US-Ostküste zu tun. Das ursprüngliche "Die Hard"-Konzept wird damit endgültig zu Grabe getragen.
Beim ersten Mal Schauen ist die Bedrohungssituation durch zunächst anonyme Cyberterroristen tatsächlich gut gewählt. Die Geschiche entfaltet viel Tempo, was auch durch den Wechsel der Schauplätze zu verdanken ist. Je öfter man sich allerdings den Film anschaut, desto mehr verpufft dieses Szenario, weil es ziemlich überzogen ist. Bei den vorherigen Teilen ist dies nicht der Fall.
Letzten Endes zählt bei "Die Hard" die Action und damit wird im vierten Teil der Reihe nicht gespart. Es gibt Verfolgungsjagden, Schießereien und Kämpfe ohne Ende, bei denen ordentlich Geld verpulvert wurde. Allerdings wird die Action im Film durch zwei Dinge relativiert. Zum einen war es bei den bisherigen Teilen immer so, dass die Schauwerte die Story begleitet haben, bei Teil vier ist dies nicht mehr so, es dominiert die Action.
Zum zweiten hat man es natürlich nicht lassen können, noch eines draufsetzen zu müssen. In der vorherigen Teilen gab es immer wieder Actionszenen, die unrealistisch waren. Aber die konnte man an einer Hand abzählen. Im vierten Film wird dies doch recht weit getrieben. Insbesonder das Ende mit dem Jet ist dermaßen haarsträubend, dass es spätestens beim zweiten Mal Schauen keinen Spaß macht, was auch an dem offensichtlichen Einsatz von CGI liegt.
Dass der Film mit einer PG-13 in den Staaten erschien, ist wirklich ärgerlich, aber damit steht der Film nicht allein. Vor allem ärgert, dass McClane noch nicht mal seinen allseits bekannten "Yippie ka yay, motherfucker"-Satz aufsagen kann, sondern im entscheidenden Moment abgewürgt wird.
Genauso ärgerlich ist aber auch, dass der später erschienene Recut nur wenig ausbessert. In den Actionszenen wurde fades CGI-Blut verwendet, die derbe Sprache kommt über einige "Fucks" nicht hinaus, zumal diese hauptsächlich im Off eingesprochen wurden (und da stimmen die Lippenbewegungen noch nicht mal überein).
Die Darsteller sind zwiespältig zu sehen. Bruce Willis ist der Ankerpunkt im Film, weil er wieder eine überzeugende Leistung abliefert, und trotz seines Alters physisch voll bei der Sache ist. Der letzte Teil lag ja auch schon 12 Jahre zurück.
Die Chemie zwischen ihm und Justin Long stimmt, allerdings war das "Paar wider Willen" im dritten Teil, Bruce Willis und Samuel L. Jackson" deutlich cooler. Long spielt den Jung-Hacker durchaus gut, oft mit Witz und dem nötigen Tick.
Sehr blass hingegen bleibt Timothy Olyphant als Widersacher. Von der Statur ist er eine gute Wahl, schließlich spielt er einen Hacker und keinen durchtrainierten Söldner. Aber vielleicht hätte man an der Stelle ruhig einen durchgeknallteren Nerd nehmen können, der mehr Akzente setzt. Eric Bogosian beispielsweise konnte in "Under Siege 2" mehr überzeugen, weil er einfach durchgedrehter war.
Die übrigen Darstellerleistungen sind solide. Besondere Akzente können noch Kevin Smith als Hacker-Kollege und Cyril Raffaelli als akrobatischer Kämpfer setzen. McClane-Tochter Mary Elizabeth Winstead fande ich eher unsympathisch.
Fazit: "Die Hard 4" ist kein schlechter Film, er hat nur mit "Die Hard" nix mehr gemeinsam, bis auf die Hauptfigur. Es ist letztlich auch Bruce Willis zu verdanken, dass der Film sehenswert ist, weil es einfach mal wieder Spaß macht, ihn leiden und Goons aufmischen zu sehen. Willis rettet den Film vor der Mittelmäßigkeit. Ansonsten krankt der Film an einigen Stellen, wobei die Story noch gar nicht das Problem ist. Mit dem CGI-Einsatz, einem blaßen Gegner und vor allem dem stark abgemilderten Anteil an Gewaltszenen und derber Sprache bleibt der Teil der (bisher) schwächste der Reihe (sofern man ihn dazu zählen möchte).