John McClane (Bruce Willis) ist noch immer Cop bei der New Yorker Polizei, hat den letzten spektakulären Auftrag aber schon lange hinter sich. Nachdem er sich eines Abends erst fachgerecht um einen aufdringlichen Lover seiner Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead) gekümmert hat, erhält er anschließend noch den Routine-Auftrag, den Hacker Matt Farrell (Justin Long) von seiner Wohnung aus zum FBI zu bringen. Aus der Routine wird jedoch brutaler Ernst, als die Wohnung des Computerfreaks plötzlich von einer schwerbewaffneten Einheit gestürmt und in Schutt und Asche gelegt wird. McClane gelingt es, Matt vor den Angreifern zu schützen, nichts ahnend, dass dies nur der Auftakt war. Nicht nur, dass sieben andere Hacker getötet werden, zudem bricht auf einmal die komplette Strom - und Datenversorgung der USA zusammen. Verantwortlich dafür ist die Profi-Hackergruppe um den Terroristen Thomas Gabriel (Timothy Olyphant). In den Großstädten der Vereinigten Staaten bricht Panik aus, McClane ist der einzige, der einen kühlen Kopf behält. Zusammen mit Hacker Matt, der das Vorhaben der Terroristen schnell durchschaut, macht er sich auf den Weg, Gabriel und seinen Leuten Einhalt zu gebieten. Diese jedoch entführen McClane's Tochter Lucy...
Es ist nun schon sage und schreibe 12 Jahre her, seit Bruce Willis zum letzten Mal in seine Paraderolle John McClane schlüpfte und in Feinripp hinter bösen Jungs her war. Seitdem hat sich im Genre des Actionfilms einiges getan. Die Stars der alten Schule sind mittlerweile nicht mehr die jüngsten, auch Willis zählt mit 52 Jahren nicht mehr zu Hollywood's erster Actiongarde. Trotzdem wollte er es, genau wie Kollege Sylvester Stallone, der Welt noch einmal zeigen und tüftelte schon lange an einem vierten Teil der Reihe, die ihn anno 1988 über Nacht zum Star werden ließ und aus ihm einen der bestbezahlten Mimen der Welt machte. Die Rede ist unverkennbar von "Die Hard" aka "Stirb langsam". Die drei Streifen der Reihe zählen zu den berühmtesten und erfolgreichsten Actionfilmen aller Zeiten, so dass klar war, dass Willis in dieser Hinsicht nicht scherzte. Als sich die Gerüchte um eine Fortsetzung dann offiziell bestätigten, standen die Fans weltweit natürlich Kopf, doch dieser Ausnahmezustand hielt nur bis zu jenem Zeitpunkt an, an dem erstmals das US-Rating für "Die Hard 4.0" verkündet wurde. Anders als seinen Vorgängern wurde dem Streifen für die Kinos nicht das R-Rating, sondern das lasche, familientaugliche PG-13 zugesprochen, das für reichlich Missmut und vorschnelle Schlüsse sorgte. Ist aus der "Die Hard" Reihe mittlerweile zahme Action geworden, die zugunsten des Einspiels auf die Tradition der Vorgänger pfeift? Hat Willis mit 52 überhaupt noch das Zeug zum Actionhelden?
Mittlerweile ist der Streifen schon seit einigen Tagen in den Kinos zu sehen und wer ihn schon gesehen hat, der weiß, dass der gute Herr Willis noch nicht zum alten Eisen gehört und sich "Stirb langsam 4.0" seinen Titel mehr als verdient. Mit der Platzierung von Len Wiseman auf den Regiestuhl war zu befürchten, dass der Film eine andere Form als seine Vorgänger annehmen würde, schließlich war es in erster Linie die stilvolle Optik, die Wiseman's bisherige Regiearbeiten, "Underworld" und "Underworld: Evolution" kennzeichneten. Das Befürchtete ist in gewisser Weise auch eingetreten, denn Wiseman hat das "Die Hard" Franchise tatsächlich ins 21. Jahrhundert gehievt und präsentiert stilsichere Hochglanz-Action, die zu überzeugen weiß, an und für sich jedoch nicht viel vom Charme der alten Zeit transporiert.
Doch wofür hat man John McClane? Da, wo die Optik neue Wege beschreitet, ist Willis in seiner Paraderolle genau der selbe geblieben und cool wie eh und je. Bruce Willis spielt John McClane nicht nur, er ist einfach der coole New Yorker Cop, der immer wieder widerwillig in halsbrecherische Situation gerät und sich mit gefährlichen Terroristen rumschlagen darf. Willis hat als übellauniger, sprüchereißender McClane rein garnichts an seiner coolness eingebüßt und serviert noch immer einen Oneliner nach dem anderen, die Dialoge sind ohnehin mit das Beste, was "Live Free or Die Hard" zu bieten hat. Bruce Willis hat es allem Anschein nach eine wahre Freude bereitet, wieder McClane mimen zu dürfen, denn auch wenn ihm das PG-13 stellenweise über den Mund fährt, ist er noch immer topfit und erledigt in gekonnt cooler Manier einen Terroristen nach dem anderen.
Auch die Story wurde der heutigen Zeit angepasst und anscheinend auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten. Hacker bedrohen die Vereinigten Staaten und legen sämtliche computergesteuerten Energieversorgungen lahm - das absolute Chaos bricht aus. Nur einer behält darin einen kühlen Kopf: John McClane. Zusammen mit dem Hacker Matt sucht er nach dem Drahtzieher der Aktion und rettet in gewohnt-lässiger Art den Tag. Was etwas banal und abgedroschen klingt, wurde wirklich super umgesetzt, die hochbrisante und aktuelle Thematik hat zwar in den ersten Momenten nicht viel mit den Handlungen früherer "Die Hard" Teile gemeinsam, doch sehr schnell stellt sich heraus, dass es kein klaustrophobisches Hochhaus oder einen Flughafen braucht, damit ein richtiges "Stirb langsam"-Feeling aufkommt. Auch wenn McClane, wie schon im dritten Teil, wieder mit Partner agiert, stört dies seine One-Man-Show in keinster Weise. Im Gegenteil, Justin Long als Computergenie Matt ist die richtige Ergänzug zu Willis, die Dialoge der Beiden sorgen immer wieder für herrliche Momente, in meiner Kinovorstellung kam das Publikum stellenweise fast garnicht mehr aus dem Lachen heraus.
Die Action kann nicht nur mit der der alten Teile mithalten, sie übertrumpft sie sogar noch. Das pyrotechnische Feuerwerk, das Len Wiseman in "Stirb langsam 4.0" abbrennt, lässt einen stellenweise nur noch staunen. Schon in den ersten Minuten liegt ein halber Häuserblock in Schutt und Asche, die furiosen Actionsequenzen wurden überaus gut auf die mehr als 2 Stunden Spielzeit verteilt. Dabei verzichtete man meist auf CGI verzichtet, sondern setzte auf gute, alte selfmade-Action, die mit zum Besten gehört, was das Genre zu bieten hat. Die Fights sind knallhart und spektakulär, etwa ein gnadenloser Schlagabtausch mit der Asiatin Maggie Q ("Ich habe langsam genug von dieser Kung-Fu Scheiße"(McClance)). Wiseman ziehte hier wirklich alle nur möglichen Register und es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass hiermit ein Denkmal fürs Actiongenre gesetzt wurde. Es kracht und explodiert an allen Ecken und Enden, Terroristen werden brutal und in hohen Zahlen dahingerafft. Auch, wenn die Grenzen des Realistischen dabei oftmals überschritten wird, sollte man sich daran nicht weiter stören. Wenn McClane in einem Auto in einen tiefen Fahrstulschacht zu stürzen droht, mit einem Auto einen Helikopter vom Himmel holt, in einem LKW von einem Kampfjet angegriffen, oder in einem Tunnel in eine riesige Massenkarambolage verwickelt wird, dann zeigen sich bei allen Actionfans die Freudentränen. Ganz klar: "Stirb langsam 4.0" ist ein Film fürs Kino, derartig furiose Action muss man auf der großen Leinwand erleben.
Klartext: "Live Free or Die Hard" zeigt all jenen, die sich im Vorfeld über das PG-13 ausließen, wie man das wohl spektakulärste Actionfeuerwerk seit langem entfacht und funktioniert - dank einem gewohnt coolen John McClane - auch als "Stirb langsam" Fortsetzung, auch wenn der visuelle Stil ein anderer ist. "Stirb langsam 4" fühlt sich wie ein Teil der Reihe an und das ist das Wichtigste. Bruce Willis gerät wieder einmal in die ausweglosesten Situationen und muss letztendlich sogar seine Tochter aus den Händen von Wahnsinnigen retten, da kommt, neuer Stil und PG-13 hin oder her, sofort Stimmung auf. "Live Free or Die Hard" ist eine bahnbrechende Actiongranate, eine verdiente Fortsetzung und einfach nur spannendes, adrenalintreibendes, witziges und höllisch explosives Popcorn-Entertainment. Auch die schauspielerischen Leistungen sind dabei auf einem hohen Niveau. Willis fühlte sich als McClane sichtlich wohl und auch Justin Long ist längst nicht so nervend, wie man das hätte befürchten können. Als Hacker Matt, der John's einziger Draht zu den wahnsinnigen Terroristen ist, macht er neben Willis eine gute Figur und darf zahlreiche sitzende Gags raushauen, während er desweiteren wirklich gut schauspielern kann. Mary Elizabeth Winstead nimmt man die Rolle von Willis' Tochter ab, auch wenn zu jederzeit ersichtlich ist, dass ihre Rolle nur der Entführung wegen im Film untergekommen ist und ansonsten keine Verwendung findet. Timothy Olyphant letztendlich muss in die Fußstapfen von Alan Rickman und Jeremy Irons treten und den Bösen mimen, was man ihm auch abnimmt, dennoch reicht er nicht an die eben genannten heran. Unterstützung erhält der Cast desweiteren noch von einem gewohnt brilliant agierenden Cliff Curtis als FBI Agent, sowie von einem zum Schmunzeln anregenden Kevin Smith.
"Stirb langsam 4.0" ist genau die Fortsetzung geworden, auf die man im Voraus nur hoffen konnte. Handfeste und furiose Action, lässige Dialoge und ein Bruce Willis in Höchstform lassen sofort das alte "Die Hard" Feeling aufkommen, auch wenn sich der visuelle Stil unter der Regie von Len Wiseman deutlich modernisiert hat und die Story auf ein junges Publikum zugeschnitten wurde. "Live Free or Die Hard" ist eine explosivse Mischung aus knallharten Fights, atemberaubenden Actionsequenzen und dem coolsten Helden der Filmgeschichte und sollte deshalb von keinem Freund brachialer Action und insbesondere keinem Fan der "Die Hard" Reihe verpasst werden. Yippee-ki-yay, motherfucker, der fünfte Teil darf kommen!