Review

Die Hard.
Wo sich vor zwei Jahren nicht mehr als eine Empfehlung vonseiten einiger Freunde und der Ernährer und für mich nicht viel mehr als ein typischer Billigstreifen der 90er Jahre Actionkomödien versteckte, wächst nach und nach ein Kult heran, der größtenteils den ersten beiden Teilen zu verdanken ist.
Ob sich diese langsam herangekeimte Faszination auch bei Live Free or Die Hard bewahrheitet, soll sich zeigen.
Die Zeichen stehen auf Grün, die Nähe zu alten Werten auf Dunkelgelb. Aber alles nach der Reihe.

Die Story ist bekannt, das preapokalyptische Szenario bereits des Öfteren gewählt worden (Ausnahmezustand, Der Anschlag) - im Gegensatz zu den meisten Kalauern dieser Sorte setzt Stirb Langsam 4.0 die anarchistische Stimmung jedoch an zweite Stelle.
Im Vordergrund steht das, wofür ich Kino liebe: Bombast und Coolness.

Moment. Bombast? In Stirb Langsam?
Genau. Genau diese Fragen rauschten mir durch den Kopf, nachdem ich nur kurze Zeit vor diesem Teil die ersten beiden sah und diese krassen Kontraste nur schwer in Einklang bringen konnte. Live Free or Die Hard ist anders als erhofft, doch nicht schlecht, wie manch einer evtl. erwartet hat.
Hier fliegen ganze Gebäude und Straßenzüge in die Luft, irre Tanzeinlagen auf losem Boden praktiziert, Hubschrauber vom Himmel geholt und darüber steht ein John McClane, der zwar äußerlich sichtbare Wunden trägt, innerlich aber den Coolness-Wettbewerb in arktischen Gebieten anstreben kann.
Gut, cool war McClane schon immer, trotzdem erwäge ich hier den Begriff One Man Army, den Willis trotz einiger Mithelfer (allen voran Buddy Justin Long) dank wahnwitziger Stunteinlagen und einem Fable fürs Nichtsterben erstaunlich intensiv vertritt.
Wenn der Mann, der früher kurz vorm Aus stand, weil er durch Glas gegangen ist, heute den Kampf gegen einen Düsenjet aufnimmt, frage ich mich, wo wir hier hinwollen: Ist das noch Stirb Langsam?
Höchsten hinter den Kulissen, wo Bruce Willis durch einen fehlgeschlagenen Tritt fast das Augenlicht verloren hätte.
Der Film an sich jedoch: ganz klar Nein.

Als Fortsetzung macht Live Free or Die Hard also eine schlechte Figur; wären da nicht die zahlreichen Anspielungen auf frühere Leistungen bzw. so manches Zitat, ich wäre der Meinung, ein falscher Film liefe hier unter dem Banner des zynischen Cops.
Außerdem habenn sie bei all den Insidern einige wirklich wertvolle vergessen: Wer zur Hölle trägt da Unterhemd?

Als Actionfilm jedoch reiht sich Stirb Langsam 4.0 in die mehr als brauchbaren bis sehr guten neumodischen Streifen á la Terminator 3 (dem da sogar ein Cameo spendiert wird, bei dem er ein gesamtes Appartment in Schutt und Asche legt :), The Punisher und Mission: Impossible 2 ein.
Was hier an Bombast, Zerstörungswut und vor allem Onelinern geboten wird, verdient Begeisterung. Dieser Film macht wirklich Spaß! Es wird gelacht ob der Revues, die McClane über irgendwelche zerbombten Einrichtungen zieht, gestaunt über das Material, welches (zu Großteilen tatsächlich wahrhaftig) zu Bruch geht und niemals gegähnt, denn von Anfang bis zum Ende wird ein Feuerwerk der Spitzenklasse abgebrannt. Natürlich geht da so ziemlich alles an Spannung flöten, die die Originale auszeichnete, aber das Kapitel hatten wir bereits.
Ein weiteres Lob gilt der Darstellung des fire sale. Schöner sah man Chaos selten.

Alles in allem ist Stirb Langsam 4.0 ein Actioner, der den Kinoausflug wirklich lohnt. Als Fortsetzung einer Reihe, die auf Realismus und Spannung fußt, wirkt er jedoch reichlich fehl am Platz.

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