Die "Stirb langsam"-Trilogie war ein gewaltiger Erfolg und hat möglicherweise den größten Teil zu Bruce Willis' Ruhm beigetragen. Seine Rolle als knallharter NYPD-Polizist ohne Furcht ist legendär und hat den meisten von uns freudige Stunden beschert. 19 Jahre nach dem ersten Teil kommt John McClane wieder auf die Leinwand. Etwas älter, dafür mit dem gleichen prolligen Heldenimage. Bruce Willis sieht man dabei sein vorangeschrittenes Alter teilweise an, trotzdem passt er noch so eben in die protzige Rolle. Dass da auch ein Stunt-Double dabeigewesen sein muss, dürfte jeder Zuschauer mit ausgereiftem Menschenverstand sofort unterschreiben. Diesen Job übernahm Larry Rippenkroeger. Es war kein einfacher Job, ein Sturz aus 8 Metern Höhe brachte ihm sogar einen längeren Krankenhausbesuch und diverse Knochenbrüche ein. Willis selber musste auch eine Verletzung im Gesicht in Kauf nehmen, als er in einer der vielen Kampfszenen einen Tritt in eben dieses erhielt. Doch Willis ist knallhart und drehte den Streifen zu Ende. Zu Promotionszwecken bezeichnete er den vierten Teil noch als "besten Teil", sogar besser als der erste sei er. 110 Millionen Dollar hatte man in das Projekt gesteckt. Eigentlich kann da nicht viel schiefgehen.
Die Story basiert auf einem Artikel namens "Farewell to arms" von John Carlin. Dabei wurde das Skript nach den Anschlägen vom 11. September auf Eis gelegt. Zu brisant schien das Tehma. 6 Jahre später darf man sich aber wieder in unterhaltender Form mit dem kritischen Thema auseinandersetzen, die Idee wurde also zu Ende geführt und umgesetzt. Es geht diesmal zunächst um virtuelle Feinde. Sie scheinen überraschend gut ausgerüstet und der Zuschauer muss sich von Anfang an die Frage stellen, wer denn hinter der ganzen Sache steckt. Offenbar soll ein sogenannter "Fire sale" initiiert werden. Die genaue Definition davon erspare ich mir, jedenfalls soll totales, unwiderrufliches Chaos entstehen. John McClane wird nachts aufgetragen, einen der beteiligten Hacker - Matthew Farrell (Justin Long) - nach Washington zu bringen. Es stellt sich heraus, dass dieser ungewollt den Firesale unterstützt hat. Seine Auftraggeber wollen ihn vehement zur Strecke bringen, doch er hat McClane an seiner Seite und der tut alles, um Matt zu retten. Da tatsächlich sehr unübersichtliches Chaos in den USA entsteht, sind die beiden ganz auf sich selbst angewiesen und beginnen die actiongeladene Suche nach den Urhebern des Firesale.
Die Story ist nicht phänomenal und natürlich komplett übertrieben. Die Terroristen scheinen fast allmächtig und das mit lediglich 5 Computerhackern. Aber wie soll man sonst die gigantischen Bilder rechtfertigen, die den Film auszeichnen? Ganz bewusst werden die Grenzen der Realität überschritten. Man denke nur an die Szene, in der sich McClane in einem LKW sitzend mit einem Kampfjet rumschlagen muss, der ohne zu zögern alles zerstört, was ihm im Wege steht. Die ein oder andere behindernde Brücke muss da dann auch dran glauben. Hubschrauber werden mit Autos niedergestreckt, Feinde durch den eigenen Körper erschossen, Sprünge aus 20 Metern überlebt.
Kritisieren möchte ich diese Vorgehensweise nicht besonders stark, denn es wirkt wie gesagt wie ein sehr bewusstes Stilmittel und ist - das kann kaum jemand abstreiten - einfach wundervoll anzuschauen, wenn man einen Funken Hingabe für Actionfilme übrig hat.
Kritisieren würde ich lieber den Rahmen der Story. Die Tochterinvolvierung (Mary Elizabeth Winstead - Glücklicherweise hat man sich gegen Britney Spears, Jessica Simpson und Paris Hilton entschieden, die für die Rolle im Gespräch waren) ist bereits in hunderten Filmen in exakt identischer Form ausgeschlachtet worden und macht das Ende ziemlich vorhersehbar. Die emotionale Komponente wirkt erzwungen, was man auch an einem Dialog in der Mitte des Films erkennt, in dem McClane seinem Schützling Matt verdeutlichen will, dass es nicht unbedingt erstrebenswert ist, ein Held zu sein, er aber trotzdem diese Rolle übernimmt, weil es sonst niemand machen will. Den Kitsch hätte man sich meiner Ansicht nach sparen oder zumindest reduzieren können.
Allerdings hat man die coolen Sprüche dabei nicht vernachlässigt. McClane befindet sich immer noch in eloquenter Höchstform und kann so den Zuschauer sehr gut amüsieren. Zahlreiche unwiderstehliche Lacher beinhaltet der Film und kann somit die humoristische Komponente deutlich überzeugender darstellen als die emotionale.
Die Schauspieler können großenteils überzeugen, enttäuscht war ich allerdings vom FBI Chef Bowman (Cliff Curtis), der irgendwie unecht wirkt, ebenso wie vom Bösewicht Thomas Gabriel (Timothy Olyphant). Er wirkt zu verbissen.
Fazit: Live free or die hard ist für mich ein absolut würdiger Abschluss der Die hard-Reihe. Viel mehr und viel besser inszenierte Action kann man in einem einzelnen Film kaum unterbringen. Visuell ist der Film ein wahrer Genuss. An der Story, die einen platten Rahmen besitzt, hätte man vielleicht ein bisschen feilen können. Ebenso hätte man die emotionale Ebene des Films besser veranschaulichen können. Dafür erleben wir massenweise männliche, witzige Sprüche und überzogene Explosionen, wie sie die Welt selten sah. Über 2 Stunden pure Unterhaltung, die ich aber keinesfalls vor den ersten Teil stellen würde, wie es Bruce Willis getan hat. Ich vergebe 9 Punkte. Euer
Don