Ich kann mich noch entsinnen, als ich John McLane im Sommer 1995 zuletzt über die Kinoleinwand hasten sah: Noch mit Haaren, noch mit Zigarette, aber nicht mit der Synchro von Manfred Lehmann.
Die Jahre vergingen, Bruce Willis blieb, nur seine Haare nicht.
Irgendwann kamen Gerüchte von einem vierten Teil auf und konkreter, dass ausgerechnet Regisseur Len Wiseman, der mit seinen auf Hochglanz getrimmten „Underworld“- Teilen bekannt wurde, dieses Projekt übernehmen sollte.
Ein Actionheld der ganz alten Schule in einem CGI-Feuerwerk, kann das denn gut gehen?
Jau, es kann, denn McLane ist ganz der alte und die fast durchgehend handgemachte Action hat es wahrlich in sich. Manfred Lehmann verleiht ihm auch wieder den Ur-McClane.
Eigentlich soll McClane lediglich Computerhacker Farrell (Justin Long) zum FBI bringen, aber kaum in dessen Wohnung angekommen, werden sie schon von bewaffneten Terroristen befeuert.
Doch das ist erst der Anfang, denn die Cybergangster rund um Gabriel (Timothy Olyphant) sorgen für ein „Firesale“ in drei Stufen. Nacheinander werden Verkehr, Finanzen und Energie der Vereinigten Staaten per Computer lahm gelegt.
McClane und Farrell versuchen den Bösewichtern entgegenzuwirken, was sich dramatisch zuspitzt, als McClanes Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead) in die Fänge der Schurken gerät.
Schön, dass es noch diese Action-Urgesteine gibt, die überhaupt keine Ahnung von I-Pod und sonstigem Technik-Firlefanz haben. Insofern scheint die Auseinandersetzung – Cyper-Terroristen gegen Action-Dino – eine einfältige zu sein, wäre da nicht Bindeglied Farrell, der dem Detective mit seinem technischen Know-how zur Seite steht.
Daraus ergeben sich ein paar herrlich sarkastische Dialoge, bei denen Generationen aufeinander treffen und kaum einer Verständnis für die Welt des anderen einräumt (Creedence Clearwater Revival oder das Starten eines überaus modern eingerichteten Fahrzeugs).
Aber das Duo wächst einem schnell ans Herz, - schließlich ist McClane ohne Sidekick Farrell ziemlich aufgeschmissen.
Worauf sich jedoch das Hauptaugenmerk richtet, ist die Action, die innerhalb von fast 130 Minuten kaum eine Atempause zulässt.
Nahezu nonstop geht es temporeich zur Sache, fliegen Gebäude in die Luft, kollidieren Autos aufgrund einer sabotierten Verkehrsregelung und wird ein Helikopter von einem Auto abgeschossen. Überhaupt fliegt vieles in und durch die Luft: Ein Jet, eine Brücke, ein Auto im Fahrstuhlschacht und natürlich McClane, der immer mittendrin ist und sich auch ein paar rustikale Zweikämpfe liefert.
Auch wenn man zum Finale hin mit dem Beschuss auf einen großen LKW mit Trailer ein wenig übertreibt, - Dargebotenes lässt Actionfreunde nahezu rastlos mit der Zunge schnalzen.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz, vor allem für Insider, die sich in der „Die Hard“ – Historie ein wenig auskennen. Da bringt man ein kurzes Innehalten, als ein Agent Johnson auftaucht, spielt mit der Namenszugehörigkeit Gennero/McClane und bringt sogar wohlbekannte Ausrufe des Helden („Ihr schießt auf den Falschen!“). Selbst der treffsichere Score von Marco Beltrami bindet bekannte Passagen vorangegangener Teile ein.
Regisseur Wiseman zeigt ein gutes Feeling für eingefleischte Fans. Vor allem vermag der latent sarkastische Grundton zu gefallen, der sich durch alle drei vorangegangenen Teile zieht und auch hier nie zu kurz kommt.
Was man hier ein wenig bemängeln muss, sind die Nebenfiguren, die neben McClane alle recht austauschbar erscheinen. Auch, wenn das Duo Actionheld/Computergenie recht gut harmoniert, - ein Computerfreak bleibt auch hier das Abziehbild eines solchen und hebt sich kaum von gängigen Klischees ab.
Gelungen ist zwar die Unterbringung von McClanes Tochter, die von Mary Elizabeth Winstead hervorragend verkörpert wird, doch im Zusammenspiel mit dem Helden bleibt insgesamt nur eine kurze Einstiegssequenz und ein versöhnliches Finale.
Leider bleibt auch der Gegenspieler recht blass. Zum einen wird dieser als zu einfältig, harmlos und hölzern dargestellt, was nicht zuletzt an der etwas starren Mimik Olyphants liegt. Zum anderen hat der zu wenig direkte Konfrontationen mit McClane, zumal das finale Aufeinandertreffen zu unspektakulär ausfällt. Interessanter scheinen da schon eher die multikulturellen Helfer des Schurken, allen voran Maggie Q als Mai.
Aber, McClane ist wieder zurück und das nach 12 Jahren Abstinenz.
Und das Warten hat sich wahrlich gelohnt, die Figur ist einem vertraut wie zuvor.
Gut getimte Oneliner, jede Menge Explosionsaction und mittendrin ein Held der fast vergessenen Action-Ära, dessen knallharter, aber im Grundton stets zynischer Gesichtsausdruck im Verlauf immer mehr Blut und Kratzer aufweist.
So liebte man ihn und so dürften Fans der ersten drei Teile bedenkenlos einen Blick riskieren.
Der Streifen wird sich entfalten, wie er es bei den vorangegangenen Teilen auch getan hat: Nach dem ersten Kinobesuch ist das ganz zufrieden stellend, doch später auf DVD wird man einige Sequenzen besonders lieb gewinnen und für sich zum Kult erklären, - ging mir zumindest bislang so.
Von daher erstmal
8,5 von 10,
was sich im Nachhinein nur nach oben steigen kann.