John McClane ist zurück! 12 Jahre ist es unterdessen her dass Bruce Willis zuletzt in die Paraderolle des launischen Cops McClane schlüpfte und bösen Verbrechern im Alleingang das Handwerk legte. Viel hat sich unterdessen getan im Actiongenre: Computertricks ersetzen mittlerweile die gute alte Pyrotechnik, kaum ein Stunt der noch von den Darstellern selbst ausgeführt wird und keine Szene die ohne futuristischen Technik-Schnickschnack auskommt. Kein Wunder das man sich gern auf die guten alten Tage besinnt, in denen Männer noch echte Helden waren, das Blut noch spritzte, markige Sprüche das Maß aller Dinge waren und wenn nötig, eine Diskussion auch mit Fäusten geführt werden konnte.
Einer dieser Vorzeigehelden ist eben dieser John McClane, der wie nur wenige andere Darsteller Maßstäbe im Actiongenre setzte. Als Bruce Willis, der zuvor lediglich als Seriendarsteller von sich reden machte, 1988 das Nakatomi Plaza vorm menschlichen Abschaum befreite, ging für viele Actionfans ein Traum in Erfüllung. Bruce schickte das Verbrecherpack nicht nur duzendweise in die Hölle, er schaffte es dabei auch noch verdammt cool auszusehen. Sowas ist heutzutage kaum noch vorstellbar und wenn es mal doch ein Darsteller probiert, nimmt man es ihm in der Regel nicht ab. Achja, die gute alte Zeit…
Kommen wir aber in die Gegenwart. Willis hat unterdessen auch die 50 überschritten und da fragt man sich, was so einen gealterten Schauspieler dazu bewegt noch einmal in die Rolle längst vergangener Tage zu schlüpfen. Beantworten können sie das wahrscheinlich selbst nicht, aber offensichtlich befinden sich die Herrschaften in einer Identitätskrise oder sind einfach nur angeödet vom Einheitsbrei der heute über die Leinwände flimmert. Anders ist es kaum zu erklären dass erst Sylvester Stalone, jetzt Bruce Willis und bald auch noch Harrison Ford wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren. Wie dem auch sei, Bruce Willis ist die Rückkehr jedenfalls geglückt und was noch viel wichtiger ist man nimmt ihn trotz des stolzen Alters immer noch die Rolle des Überhelden ab.
„Stirb Langsam 4.0“ ist aber nicht unbedingt die Fortsetzung die viele Fans erwartet haben, denn trotz vieler Parallelen unterscheidet sich dieser Film in einigen Punkten von seinen Vorgängern. Da wäre zuerst einmal die Story an sich, denn dieses Mal gilt es kein Hochhaus zu reinigen oder einen Flughafen zu beschützen. Die Gefahr ist eigentlich gar nicht richtig greifbar, wären da nicht die Hintermänner die es auszuschalten gilt. Ein Phänomen unserer Zeit ist der enorme Einsatz von Computern in allen Lebenslagen, gerade diese Abhängigkeit spielt eine sehr zentrale Rolle. McClane ist ein Cop alter Schule, der mit dem ganzen Technikzeugs wenig anfangen kann. Kein Wunder also das ihm immer wieder der Schädel raucht, wenn ein neunmalkluger Junge ihm was von Firesales und anderen virtuellen Hackerquark erzählt.
In gewisser Weise ist der vierte "Stirb Langsam"-Teil also auch ein Clash der Generationen. Die alten ausgemusterten Helden treffen auf die jungen Computerfreaks, die lieber im Netz surfen als sich nach draußen in die reale Welt begeben. Ein sehr passender Vergleich wird von Johns Widersacher angeführt, der ihm mit einer mechanischen Uhr im digitalen Zeitalter vergleicht. Da passt auch die Wahl eines vorlauten Milchbubis als Sidekick, der McClane zur Seite steht, wenn es um Computer geht. Der Generationskonflikt wird immer wieder treffend auf die Schippe genommen und in einigen guten Gags platziert, z.b. wenn John CCR im Radio hört und der Bursche über Johns eigenwilligen Musikgeschmack Witze reist. Es ist gut das nicht versucht wird aus McClane einen jungen dynamischen Helden zu machen, sondern ihn als gereiften Mann und Vater zu zeigen.
Nunja, mit der Glaubwürdigkeit wird es dann doch nicht immer so genau genommen, wir vor allem die größeren Actionszenen zeigen. Wer die Filmreihe und Actionfilme im Allgemeinen eh nicht so ernst nimmt, dürfte damit keine Probleme haben. Alle anderen seien aber vorgewarnt, denn die Realität liegt mitunter meilenweit entfernt.
Zuerst einmal bleibt aber positiv festzuhalten, dass endlich mal wieder ein Film im Kino mit guter, solider handmade-Action zu sehen ist. Solche Filme, die früher pausenlos liefen, sind heute echte Mangelware und da freut man sich über jeden guten Blockbuster. Zweitens geht es in „Stirb Langsam 4“ nicht gerade zimperlich zur Sache, was heißt, das McClane auch mal richtig in die Vollen langen darf. Er schreckt auch nicht davor zurück dem weiblichen Geschlecht eine vor den Latz zu knallen wenns hart auf hart kommt. Neben der Standardkost aus Schlägerei und Ballerspaß, gibt es auch noch einige furiose Einlagen auf Blockbusterniveau zu bestaunen. Furios ist wahrlich nicht übertrieben, denn diese Momente gehören zu den heißesten Actionszenen der letzten Zeit. Wirklich genial ist die Verfolgungsjagd durch New York, mit anschließender „Auto schießt Hubschrauber ab“- Szene. Nicht minder spektakulär ist die finale Jagd über den Highway, bei der auch Düsenjets im Tiefflug eine tragende Rolle spielen. Glaubwürdig ist aber was anderes und man würde es auch kaum jemanden abnehmen wenn er sein Auto im Helikopter versenkt, bei McClane sieht man darüber gern hinweg.
Ein Punkt soll aber nicht vergessen werden, der essentieller Bestandteil der Stirb Langsam-Reihe ist – Humor. Was wäre der Film ohne einem McClane der einen Spruch nach dem anderen reißt. Nicht viel, das ist sicher. Glücklicherweise ist auf die Drehbuchautoren verlass, die wirklich einige gute One-Liner Bruce Willis auf den Bauch geschrieben haben. Besonders die Frotzeleien zwischen McClane und seinem Buddy sind fast immer treffend passend und auch die Sesselfurtzer von Vorgesetzten bekommen ihr Fett weg. McClane hat sich nicht verändert, na gut er hat keine Haare mehr auf dem Kopf und sich das Rauchen abgewöhnt, ansonsten ist die Zeit aber scheinbar stehen geblieben.
Fazit:
McClane ist immer noch eine coole Sau, daran ändern auch die gut 50 Lenze und die ausgefallenen Haare nichts. „Stirb Langsam 4“ ist pures Testosteron und damit genau das Richtige für echte Männer, die sich mal wieder an krachender Action und markigen Sprüchen amüsieren wollen. Es gibt wenig zu kritisieren, lediglich die teilweise übertriebenen Actionszenen passen nicht immer zur Kontinuität der Reihe. Der junge Milchbubi an Bruce Willis Seite kann erwartungsgemäß nicht ganz mithalten und kommt nicht annähernd an einen Partner wie Samuel L. Jackson heran, aber damit kann man sich abfinden. Daumen hoch für McClane, bleibt nur noch eines zu sagen: Yipie-Ha-Yey Scheinebacke!!!