Mit Blick auf meine bereits verfassten Rezensionen muss ich nun offen gestehen: Ja, ich bin ein Trasher!
Nachdem ich Jahre dem Kunstkino meine Aufmerksamkeit schenkte, mich in die Medienwissenschaft geschmissen habe (freilich meist nur aus Interesse) und weiß, einen anspruchsvollen Film von einer dummen Gurke zu unterscheiden, muss ich sagen, dass ich die dummen Gurken nun mehr schätze als sogenannte "gute" Filme.
Somit habe ich mich natürlich auch mit dem Subgenre des Selbstjustizthrillers auseinandergesetzt und viele gute Stunden mit dem guten alten Charles Bronson verbracht. Was hatten wir schöne Zeiten (seufz).
In die Kerbe des Rotsehers schlägt nun also Kevin Bacon, der seit Tremors einen Stein bei mir im Brett hat. Darüber hinaus spielte er auch schon im ersten Freitag der 13. eine Rolle, die durch den schön inszenierten Abgang im Gedächtnis blieb.
Nun macht Bacon auf Bronson, was klanglich schon mal ganz gut hinhaut.
Natürlich wird diese Art von Filmen heute wesentlich anders gemacht, die Charaktere erhalten mehr Tiefe und ihre Motivation wirkt differenzierter. So auch Death Sentence, der auch Familienprobleme und somit ein dramatisches Moment in den Plot miteinbezieht. Aber: Das ist alles Nebensache! Juhu!
Denn der Film legt wesentlich mehr los, als ich es erwartet hätte.
Die bösen Buben sind herrlich eindimensional, auch wenn das Drehbuch das anders wollte. Aber der Verweis auf die soziale Verwahrlosung kippt spätestens mit der Rolle John Goodmans, der einen herrlich linkischen Halunken spielt, der seine Verkommenheit bereits mit der Muttermilch aufgesogen zu haben scheint. Das gilt demnach auch für seinen Sohn, einen eigentlich latinomäßig aussehenden Typen, dessen Gang einfach als Initiationsritual für ein Neumitglied den Sohn von Kevin Bacon ermordet. Jaja, der Apfel...
Der Anzugträger Bacon und seine restliche Sippschaft ist schockiert und auffallend gefasst gleichzeitig, wie ich finde. Als man dann seitens der Staatsanwaltschaft suggeriert, dass der vor Gericht stehende Mörder des Sohnemanns nur ein paar Jährchen einsitzen wird, leidet Bacon vor Gericht an Amnesie, erkennt den Bösewicht nicht wieder, worauf dieser freigesprochen wird. Man ahnt was nun kommt: der gute Mann schafft sich seine eigene Gerechtigkeit. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Geh mit Gott, aber geh und so...
Der erste Mord Bacons wirkt noch sehr beklemmend, wenn der Junge elendig an einem Messerstich verreckt. Zu diesem Zeitpunkt schwingt noch so eine realistische und drückende Stimmung mit. Aber dann gehts ab!
Der Rest der Gang will Rache nehmen, wobei wiederum der Rest von Bacons Familie dran glauben muss. Der dreht dann völlig durch, rasiert sich eine Glatze und es kommt zu einem Showdown, der dem guten Charles zur Ehre gereicht hätte. In diesem Abschnitt funktioniert Death Sentence als kompromissloser Actioner mit viel Bummbumm und Blut und sei so den Rotseherfreunden wärmstens empfohlen. Vorher ist das ganze mittelprächtig, aber die letzte halbe Stunde rockt dann richtig los, so dass der Schluss dann wieder nicht so passt. Aber naja, in diesen Zeiten freut man sich auch über kompromisslose 30 Minuten wie ein Sozialblattverkäufer über 'ne Flasche Rum.
Bitte mehr davon. Wenn dann der Film auf 40 Minuten reduziert wird, applaudiere ich noch mehr.
7 von 10 möglichen Bronsonfäusten. Kevin Bacon macht als Bronsosaurus eine überraschend gute Figur (sehr markante Synchronstimme!).