Review

James Wan, der das Horror-/Thriller-Genre mit dem vielgefeierten "Saw" wiederbelebte, wendet sich mit "Death Sentence" einer ganz anderen Thematik zu, die seit Charles Bronson und "Ein Mann sieht rot" schon oft Gegenstand diverser Actionfilme war: die Glorifzierung von Selbstjustiz nämlich.

Der gutbürgerliche Versicherungsangestellte Nick Hume verliert beim Aufnahmeritual einer Gang - einem "initiation killing" - einen seiner beiden Söhne. Der grundlose Mord bleibt von Justiz wegen ungesühnt. Nick jedoch will Rache. Er tötet den Killer seines Sohnes und setzt damit eine Gewaltspirale ungeahnten Ausmaßes in Gang ...

Ich möchte meine Filmbesprechung mit dem einizg positven Aspekt beginnen, der mir zu "Death Sentence" einfällt.
Technisch ist das B-Movie-ähnliche Werk nämlich erste Sahne. Besonders die Actionszenen wurden stark umgesetzt - wenngleich viele CGI-Blutspritzer nicht hätten sein müssen.

Das war's aber schon auf der Guthabenseite.
Was James Wan hier anderweitig auffährt, kann man nur als menschenverachtend und politisch äußerst fragwürdig bezeichnen.
Comic-Verfilmungen wie "Punisher", welche in die selbe Kerbe schlagen, hatten immerhin noch den Anspruch, keinen Anspruch zu haben. "Death Sentence" hingegen manipuliert mit der ersten, dramatischen Filmhälfte bewusst den Zuschauer auf abartige Weise, sodass sich dieser bis zum Finale unweigerlich hinter Hume stellt.  Nick (Kevin Bacon mimt die Otto-Normalbürger-Identifikationsfigur) war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Abschaum der Gesellschaft hat seine Heile-Welt-Fassade zum Einsturz gebracht. Und die Polizei ist sowas von machtlos, dass einem schlecht werden kann.
Den krönenden Höhepunkt setzt Wan, als sich Nick den Kopf rasiert (!) und wie ein Fachmann mit Flinte und Pistole zum Showdown ausrückt. Peinlich, peinlich, peinlich! Ein Mann, der nie an Gewalt dachte, mutiert zum gnadenlosen Rächer ohne Furcht - das Publikum natürlich immer im Rücken. Kein Wunder, wenn die bösen Gangmitglieder um Anführer Billy nur für Mord und Totschlag leben oder?!?

Erstaunlich, dass sich für diesen Mist selbst John Goodman nicht zu schade war. Goodman - Charakterkopf und meist Träger anspruchsvollerer Rollen, spielt Billys Vater (übrigens gleichzeitig Waffenhändler) und verpasst dem Film so etwas wie einen gequälten Humorpunkt.

Wäre James Wan bei seinem anfänglichen Familiendrama geblieben, hätte "Death Sentence" ein guter Film werden können. Nicht klischeefrei, aber gut. Dass dieser verlogene "Kniff" - selbst bei aller Spannung - nur zur geschickten Manipulation des Kinobesuchers und zur Rechtfertigung für Selbstjustiz und zynischer Gewaltausbrüche in der zweiten Filmhälfte dient, ist unverzeihlich!
2/10 Punkten.

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