Vorsicht!!! Spoiler!!!
Ein gelungenes Artwork, ein cooler Trailer und der atmosphärische Vorgänger „Dead Silence“ führten dazu, dass „Death Sentence“ schnell in meiner Most Wanted Liste nach oben schoss. Und glücklicherweise erfüllt er alles das, was ich erwartet hatte. Im Stil der früheren Selbstjustizstreifen wird uns ein knallharter und meist realistischer Actionthriller serviert, der vor allem von seinen perfekten Hauptdarsteller getragen, und dabei zusätzlich durch einen genialen John Goodman veredelt wird.
Die Story selbst sollte Bekanntsein. Der Sohn von Bacon wird für einen Aufnahmeritus für eine Gang hingerichtet und da das Rechtssystem nicht die Strafe für den Täter bereithält, die er eigentlich verdient, wird das Recht in die eigene Hand genommen. Dabei ist der eigentliche Racheakt, schon fast ein Unfall. Trotz des schon im Vorfeld geplanten Unterfangens. Doch nach dieser Tat, wendet sich das Blatt für die Figur des Vaters. Denn nun strebt der Bruder selbst nach Rache und macht Jagd auf den bis dato stinknormalen Vater und kurz darauf auch auf dessen Familie.
Kevin Bacon zeigt dabei mal wieder eine klasse Leistung und man nimmt ihm zu jedem Zeitpunkt die Wandlung vom Liebevollen Familienvater zum knallharten „Punisher“ ab.
Er trauert, er verzweifelt, er wird wütend und nach einem weiteren Schlag gegen ihn ist das perfekte Leben, welches er bis dato geführt hatte, völlig zerstört. Damit ist bei ihm auch der Punkt erreicht, wo alles Scheißegal ist und sein eigenes Leben ihm nichts mehr bedeutet. Nur der Wunsch nach Rache gibt ihm Luft zum Atmen. Und diesen Wunsch führt er dann auch in einem wilden Finale konsequent aus. Bis dahin ist die Action meist sehr realistisch gehalten. Bacon’s Figur ist halt ein normaler Mensch, der in einer extremen Situation ums überleben kämpfen muss. Das dabei die Gangmitglieder nicht immer überzeugend agieren, wird durch die bodenständige Inszenierung der Action gut übertüncht. Bis zum Showdown wehrt sich Kevin Bacon mit allen möglichen Gegenständen und überlebt nur durch viel Glück. Dabei ist der Gewaltgrad schön hoch, wie es sich bei so einem Thema auch gehört. Auch wenn ich jetzt schon wieder das Geheule über CGI Blutspritzer höre, welches ich aber inzwischen nur noch mit einem müden gähnen quittieren kann. Im Finale selbst, als alles verloren scheint, übernimmt er dann das Kommando und metzelt einen nach dem anderen nieder. So wie man es sehen will.
Glücklicherweise bewegt sich der Streifen auf den Pfad des ersten Teils von „Death Wish“ (dessen Autor auch die Vorlage für „Death Sentence“ bot), als auf deren noch reaktionäreren Fortsetzungen. So wird sich viel Zeit für die Veränderung gelassen. Dabei wird die Familie ebenso genug Fläche geboten, die aber zugegebenermaßen vielleicht etwas zu perfekt ist (aber auch nach dem Verlust des Mustersohnes schnell zu bröckeln anfängt), aber dadurch auch dem Publikum gut verständlich macht, was Kevin Bacon bewegt. Dazu gehören dann natürlich auch die typischen Gefühlsduseleien, die ich aber nicht ansatzweise belastend fand, sondern ein muss bei diesem Thema sind.
Dabei muss ich mich ganz klar als Fan von James Wan („Saw“, „Dead Silence“) outen. Dieser Mann weiß wie man einen Film packend und atmosphärisch inszeniert. Er bietet etliche tolle Kameraeinstellungen und die Verfolgungsjagd im Parkhaus, über mehrere Etagen inkl. hoch und runter, ohne Schnitt ist wahrlich ein Meisterstück. Auch hat er immer das Tempo im Griff. Langeweile kommt niemals auf, die Actionszenen sind gut und packend, sowohl hart und skrupellos und er treibt Kevin Bacon und John Goodman zu Höchstleistungen an. Vor allem Goodman beeindruckt in seinen kurzen Auftritten nachhaltig. Ebenso wie der mal wieder famose Score von Charlie Clouser (dessen Titelmusik zum Vorgänger „Dead Silence“ ein Ohrenschmaus ist und den Maßstab für „Resident Evil 3“ hoch ansetzt), der immer eine bedrohliche Stimmung heraufbeschwört.
Natürlich ist nicht alles perfekt an dem Film. Die Bösewichter sind typisch Eindimensional Böse, die Polizei agiert doch extrem unentschlossen und vor allem die Szene bei der Liquidation der Familie, wirkt doch etwas zu zahm. So Brutal die Gang sich bis dahin benommen hat, speisen sie dort die Familie jeweils mit einem lockeren Schuss ab. Das wirkt etwas unausgegoren zum bis dato gezeigten wilden Verhalten. Das sind aber nur kleine Schwächen, die in fast jeden Film zu finden sind und deshalb den Genuss des restlichen Mahls nicht verunglimpfen.
Fazit:
„Death Sentence“ ist der erhoffte Selbstjustizknaller geworden. James Wan inszeniert nicht nur atmosphärisch und spannend, sondern bietet auch einen hervorragend fotografierten, knallharten Actionthriller mit guten Darstellerleistungen. Auch wenn einige Figuren vielleicht etwas zu schablonenhaft sind und die Gang manchmal etwas windig präsentiert wird, bleibt endlich mal wieder ein harter und guter R-Rated Film übrig, der hoffentlich erfolgreich in den USA läuft und bei uns nicht zu viele Probleme, wegen der Thematik, mit der deutschen Zensur bekommt.