Die Sightseeing-Tour in Hollywood war nach dem unterirdischen „Mr. Magoo“ und einem Kurzengagement bei Sammo Hungs TV-Serie „Martial Law“, wo er auch als Produzent fungierte, für Stanley Tong („Police Story 3“, „Rumble in the Bronx“) wieder vorbei. Ab ging es zurück nach Hongkong und dort fand er auch schnell wieder zu den alten Qualitäten zurück. So ganz umsonst schien sein U.S. – Aufenthalt aber dennoch nicht gewesen zu sein, denn für seine, ähnlich wie bei „Rumble in the Bronx“, deutlich auf eine internationale Auswertung abzielende Rückkehr „China Strike Force“ hatte er sich Mark Dacascos („Crying Freeman“, „Drive“) und Coolio („The Convent“, „Storm Watch“) mitgebracht. Vor allem Dacascos, der damals nach bösen Flops vorübergehend in Direct-to-Video-Produktionen herumdümpelte, verhalf er zu einem Karriereschub. Christophe Gans („Crying Freeman“) erinnerte sich wieder an ihn, um ihn für „Brotherhood of the Wolf“ zu besetzen und Hollywood fand mit „Born 2 Die“ auch wieder Gefallen an ihm.
„China Strike Force“ punktet vor allem mit seinem, zwar immer noch deutlich chinesisch geprägtem, internationalen Flair und hebt sich deswegen aus der Masse zu vieler Cop-Actionthriller Hongkongs heraus. Ein englischsprachiger Score und die Tatsache, dass Coolio und Dacascos tatsächlich (fast) nur Englisch sprechen, tragen dazu bei. Der Film ist gewiss nicht so handelsüblich, wie der reichlich furiose Beginn erst glauben macht. Wann wird dort drüben denn schon mal nach „Arnold“ gerufen und er auch noch mit ironisch mit „I’ll be back“ zitiert?
Die Helden sind freilich Einheimische, die leider das Problem haben gegen die schillernden Bösewichte (Coolio und Dacascos im Duett) zu verblassen. Nichtsdestotrotz meistert Aaron Kwok („Future Cops“, „The Storm Rider“) seine Rolle sehr solide, was man von seinem Partner, dem debütierenden und leider blassen Lee-Hom Wang („Avenging Fist“) nicht sagen kann.
Tong, auch Drehbuchautor, gräbt die alte Geschichte vom Drogenhandel wieder aus. Während das ehrbare (Sofern man Gangster so nennen kann...), alte Gangsteroberhaupt Ma (Siu-Ming Lau) es trotz der offensichtlichen Gewinnspanne nicht zulassen will, dass der amerikanischen Drogenhändler Coolio (Der heißt auch im Film so...) China von Shanghai aus mit Drogen überflutet, ist sein Sohn Tony Lau von der Idee reichlich angetan. Schließlich hat er den Coup mit Coolio, der selbstverständlich over the top allen Klischees eines schwarzhäutigen, großmäuligen Ghettogangsters entspricht, angeleiert.
Das Cop-Duo Darren (Kwok) und Alex (Wong) schliddert zufällig in die Drogengeschäfte, als ein enger Vertrauter Mas auf einer Modenschau umgebracht wird und sie sich an die Fersen des Mörders heften.
„China Strike Force“ gestaltet sich in Folge nicht sonderlich innovativ, wohl aber rasant und mit dem nötigen Drive, um die inhaltlichen Schwächen wegzufegen. Die Actionchoreographie mach der Schule Hongkongs alle Ehre, nur ein, mal wieder, deutlich kränkelnder CGI-Effekt zum Schluss geht ganz böse nach hinten los. Ansonsten wird hier jedoch mit Stil vom Leder gezogen. Rasante Autoverfolgungsjagden mit Lamborghini (War der etwa noch von „Rumble in the Bronx“ übrig?), Rennwagen und Motorrädern, die sämtliche physikalischen Regeln ausheben (Der Sprung per Bike auf den Laster!), aber von der spektakulären Brillanz des Hongkong-Kinos geprägt sind. Der Actionfan wird sich dafür genauso begeistern können, wie für die stets souveränen Martial-Arts-Einlagen und das etwas ins Hintertreffen geratene Gunplay. Vor allem das in luftiger Höhe, auf einer Glasscheibe stattfindende Finale ist wirklich nicht von schlechten Eltern.
Zur Filmmitte drosselt Tong das Tempo dann ein wenig und lässt leider den Cops ihr romantisches Privatleben, was dem Film aus Betrachtung eines Actionfans einiges an Sympathien kostet. Die verträumte Abfuhr ist zwar witzig umgesetzt, aber man möchte beiden doch lieber dabei zusehen, wie sie ihrem Job nachgehen. Dafür wirft man „China Strike Force“ schließlich in den DVD-Player. Der Härtegrad ihrer Aktionen bewegt sich im Übrigen auf dem gewohnten Niveau (Blutige Shootouts, etc.)
Garniert mit einer Prise jugendfreier Erotik und der ein oder anderen exotischen Location, sowie den üblichen Einsätzen eines Hubschrauber, die ja bekanntlich zu Drahtseilakten nur so einladen, passt Tongs Comeback eigentlich in jede Sammlung eines Genrefans.
Fazit:
Das Drehbuch stellt sich zwar fix als ein Zusammenschluss bekannter Motive heraus und fesselt daher höchstens die Genrefrischlinge, Stanley Tong reißt es mit seiner Inszenierung allerdings wieder. Kleinere Längen sind zur Filmmitte, wo man, obwohl das fast überflüssig ist, dem Cop-Duo Tiefe zugestehen will, zwar unübersehbar, dafür legt Tong danach aber noch eine Schippe zu und serviert quasi am laufenden Band Verfolgungsjagden, Schießereien und Martial-Arts. Befremdlich nur das Ende. Denn da backen alle fröhlich einen Happy-End-Kuchen, obwohl der ein oder andere doch auf der Strecke blieb? Naja, so etwas nennt man wohl Kurzzeitgedächtnis...