Früher galt Volker Schlöndorff als Autorenfilmer, mit Ulzhan hat er sich zum Reisefilmer degradiert.
Tatsächlich hat man bei Ulzhan den Eindruck, dass Schlöndorff lediglich Kasachstan zeigen und erklären wollte.
Guck mal hier ist die Grenze, guck mal hier ist die Hauptstadt, guck mal hier ist die Steppe und dort ist das Gebirge. Fertig.
Positiv kann man anmerken, dass man die meisten Bilder vorher noch nicht gesehen hat. Weshalb der Film für Naturfreunde oder Individualtouristen empfehlenswert sein dürfte.
Inszenatorisch fehlt jedoch eine sich entwickelnde Geschichte und traurigerweise kommt auch noch ein schlechter Hauptdarsteller dazu. Charles (Philippe Torreton) ist so unansehnlich, dass man regelrecht froh ist, wenn sein ewig gleichbleibendes, trauriges Gesicht nicht im Bild ist.
Wenn man versuchen würde, die Geschichte des Films zu erzählen, würde ein Satz reichen: Charles ist lebensmüde und reist durch Kasachstan.
Die einzige Befreiung aus der Langeweile bietet Nebendarsteller Shakuni (David Bennent), der mit Singsang, seltsamer Beschäftigung und überraschenden Fähigkeiten kurzzeitig für Abwechslung und Witz sorgt.
Doch ein großes Gewicht scheint Schlöndorff nicht auf den Inhalt gelegt zu haben. Er zeigt keine nennenswerten Rückblenden und die sich „zufällig“ ergebenden Begegnungen haben keine Konsequenzen.
Wirklich peinlich ist dann allerdings, dass das an zentraler Stelle geäußerte und erklärte Wort „Dharma“ (die Lehre) mit „Karma“ (Schicksal) durcheinandergebracht und verwechselt wird.
Aufgrund solcher Schludderigkeiten hat man den Eindruck, dass alles, was bei Ulzhan gelungen ist, dem Location-Scout (also demjenigen, der die interessanten Orte heraussucht, an denen gedreht wird) zu verdanken ist, vielleicht auch noch dem Kameramann Tom Fährmann.
Wohingegen der Regisseur, dessen Aufgabe es ist, unabhängig eine Geschichte zu erzählen, gnadenlos versagt hat.
Man muss sogar befürchten, dass Bennent seine Figur Shakuni größtenteils selbst entworfen und nur aus früherer Dankbarkeit (die Blechtrommel) Schlöndorff zugesagt hat
Das Ende ist jedenfalls enttäuschend und auch die Titelgebende Nomadin Ulzhan (Ayanat Ksenbai) bleibt den gesamten Film über blass und farblos. Weshalb der Film nach ihr benannt wurde, weiß vermutlich nur der Verleih.
Im Prinzip herrscht hier durchgängig Langeweile, unterbrochen von einigen praktischen Tipps wie: In der Steppe sollte man nicht draußen schlafen.
„Leaving Kasachstan“ wäre der passendere Titel gewesen.