Man sollte schon einen Haufen Geduld mitbringen, denn MY BLUEBERRY NIGHTS starten wie ein laues 08/15 Drama ohne Höhepunkte, plätschert so dahin und ohne Jude Law hätte ich schon längst mit meiner eigene Aufmerksamkeit gekämpft. Doch lohnt sich das Durchhalten auch für Filmfreunde, deren erste Priorität nicht bei zuckersüßen Romantikkomödien liegt? Dazu weiter unten. Die Geschichte von Elizabeth (Norah Jones) die ihren Trennungsschmerz in einem kleinen Cafe mit dem dortigen Besitzer Jeremy (Jude Law) teilt und die dann eine Reise durch das ganze Land antritt und auf Menschen trifft deren Probleme deutlich größer sind als die eigenen wächst im Laufe der Zeit und gewinnt deutlich an Größe.
Dazu gibt es sogar eine kleine Starriege zu verzeichnen, denn neben den oben genannten beiden bekannten Namen wäre da noch Rachel Weisz als Ehefrau Sue Lynne eines alkoholsüchtigen Polizisten und Natalie Portmann als spielsüchtige Tochter Leslie mit problematischen Verhältnis zu ihrem Vater. Zugegeben, es wird schon ein wenig Pseudo-Philosophie verbreitet in einigen Dialogen und die Charaktere verbleiben insgesamt doch ein wenig flachbrüstig in ihren Rollenkorsetten. Richtig ergriffen hat mich die Geschichte nicht und es hätte auch ruhig ein wenig mehr Tempo in der Dramaturgie sein können und MY BLUEBERRY NIGHTS hätte sich mehr trauen sollen.
Es überzeugt aber der Mix und melancholischen und verspielt-lustigen und zärtlichen Momenten, die sehr erhaben filmende Kamera und der über allem stehende gute Soundtrack von Ry Cooder der es vermochte mitreißende Stimmungen zu unterstützen. Auch der Kitsch hielt sich meist in Grenzen und MY BLUEBERRY NIGHTS lebt von den leisen Tönen, er übertreibt nicht mit spektakulären Emotionen wie dies oft an anderen Orten der Fall ist. Regisseur Wong Kar-Wai hat mit 2046 ein beeindruckendes Science-Fiction Drama abgeliefert und ganz aktuellen mit THE GRANDMASTER ein audiovisuelles Erlebnis auf hohem Niveau geschaffen. Zur obigen Frage: Ja, MY BLUEBERRY NIGHTS lohnt sich auch wenn Liebesdramen nicht ganz oben auf der filmischen Tagesordnung stehen.
5,5/10 Punkten