Martial Arts Fans, erfahrene Videothekenkunden und fleißige Nachtprogrammgucker ahnen schon, was sie erwartet, Bruce Lee - Der reißende Puma reiht sich in die explosionsartige Welle an Bruceploitation Filmen ein, die den Hunger von Fans der tragisch verstorbenen Kung Fu oder besser Jeet Kune Do Ikone mit Plagiaten zu stillen suchten. Bruce Lei, Bruce Le oder in diesem Falle Bruce Li - wenn die Verleiher nicht fies schummelten, konnte man zumindest halbwegs klar erkennen, was man hinter dem prachtvollen Cover zu erwarten hatte.
Ist die Qualität dieser Filme zwar unterschiedlich, wird, wer auf Perfektion Wert legt, zwischen ihnen sicherlich nur schlechte und noch schlechtere Ergüsse zu finden wissen. Beinharte Enthusiasten erfreuen sich aber auch hier noch an weiteren Varianten des zwischenmenschlichen Schlagaustausches und Trashfans wittern gar manche Perle zwischen den bevorzugt billig produzierten Cash In Projekten.
Einen Vorteil hat Bruce Lee - Der reißende Puma auf seiner Seite. Mit Bolo Yeung steht ein waschechter Star auf dem Programm, der sich in Der Mann mit der Todeskralle tatsächlich mit dem echten Bruce Lee messen durfte und in Bloodsport, Geballte Ladung und Shootfighter weiter auf internationaler Ebene kämpfte. Auch Han Ying Chieh entstammt mit Auftritten in Die Todesfaust des Cheng Li und Todesgrüße aus Shanghai dem Dunstkreis des Meisters. John Cheung hat es über Die 36 Kammern der Shaolin und Die tödlichen Schwingen des Adlers immerhin auch bis zu Rollen in Bloodsport, Geballte Ladung und Dragon - The Bruce Lee Story gebracht. Da es hier außerdem von Namen wimmelt, die sich unter anderem in den Credits von Shaw Brothers Produktionen wiederfinden, möchte man amtliche Kampfszenen erwarten.
So schlecht ist das Gekloppe in Bruce Lee - Der reißende Puma wirklich nicht, auch wenn einige schnell abgedrehte Einstellungen mal unlogisch wirken. Auch im Schneideraum scheint man sich der Qualitäten des Materials besonnen zu haben, so daß es besonders in der ersten Hälfte schwer fällt, überhaupt eine Story aufzuspüren. Klar, Undercover Cops die hinter Falschgeld und Diamanten herjagen sind einer der wenigen in Hongkong verfügbaren Plots, aber der hier gezeigte Einsatz hat kaum noch die Verwendung des Begriffes MacGuffin verdient. Warum unser Protagonist ausserdem, um einen Selbstmörder zu retten, ausgerechnet per Seil an einem Haus hoch klettern muß, weiß vermutlich nicht mal er selbst. Zumindest dient dies als Gelegenheit, einen gelben Gymnastikanzug zu präsentieren, der mit seinen leicht bräunlichen Streifen an der Seite eher an sozialistische Turnmode als das Idol erinnert, dem dieser Film schließlich nachzueifern versucht. Einen Kämpfer, der es mit einer ganzen Kampfsportschule aufnimmt, habe ich auch schon einmal irgendwo gesehen.
Mit dem schnautzbärtigen Partner läßt sich dann innerhalb der Zitate eine leichte Tendenz hin zum Buddy Movie ausmachen. Eine weibliche Agentin glänzt hingegen durch eine andere Form des Körpereinsatzes. Sie zeigt sich bevorzugt nackt und kann mit ihren Flirts für etwas Auflockerung sorgen.
Unterm Strich bleibt in diesem Fall ein Film, der gerade noch zum stumpfen Konsum geeignet ist. Abstruse Ideen wie in Die Todesfäuste des Karatetigers des Imitationskollegen Bruce Le bleiben weitestgehend aus. Leider strotzt der Soundtrack auch nicht gerade vor fetzigen Melodien. Wo die ohnehin schon dünne Story zum Einsatz kommt, läßt das schludrige Arrangement sie nebensächlich werden, so daß man im Delirium oder in lautstarker, geselliger Runde genauso gut folgen kann, wie voll konzentriert auf den Bildschirm starrend. Gut, ganz so schlimm wie in Ninjaflickwerken der 80er wird es hier noch lange nicht.
Wer genau das will und schon zig andere derartige Streifen ausgegraben hat, der wird sein bisschen Freude vermutlich auch an Bruce Lee - Der reißende Puma finden. Ich rate in diesem Fall unbedingt zur deutschen Synchronisation, da die englische Version zwar dämlich daher kommt, aber den beschwingten Stil der deutschen Studios absolut nicht erreicht. Alle anderen können den Film getrost in den Händlerregalen stehen lassen, ist er doch zu durchschnittlich, zu unspektakulär, um in der ohnehin unüberschaubaren Masse an Kung Fu Filmen vorgezogen zu werden.