"An diesen Ort kommen Leute, die andere Leute umbringen."
Die drei amerikanischen Kunststudentinnen Beth (Lauren German), Whitney (Bijou Philips) und Lorna (Heather Matarazzo) befinden sich in Europa. Ihre Reise nach Prag leiten sie kurzentschlossen um, denn in Bratislava soll es erheblich schöner sein. Sie quartieren sich in einer Herberge ein und knüpfen direkt Kontakte. Beim einchecken landen allerdings Fotos und Personendaten auf den Internetseiten der Firma Elite Hunting.
Der amerikanische Geschäftsmann Todd (Richard Burgi) ersteigert sich den Mord an Beth und Whitney um damit seinem Freund Stuart (Roger Bart) ein ganz besonderes Geschenk zu machen. Vor Ort beobachten die beiden ihre Opfer auf einer abendlichen Feier, wovon Lorna nicht nach Hause zurück kehrt.
"Hostel" erschuf eine Unterkategorie des Horror-Genre: Den Folter-Horror oder auch Torture Porn genannt. Der Film wurde durch seine immens konsequente Brutalität gleichzeitig berühmt und verrufen. Zahlreiche Nachahmer fanden sich.
Wie es sich für einen Meilenstein gehört, hat auch "Hostel" Fortsetzungen. "Hostel 2" beginnt da, wo Teil 1 geendet hat und schließt mehr oder weniger offene Handlungsstränge in den ersten 10 Minuten ab. Im Anschluss wiederholt die Fortsetzung allerdings den Vorgänger nahezu.
Der Zuseher gewinnt schnell den Eindruck das Original nochmals zu sehen, nur dass die Hauptfiguren weiblich sind. Die Anzahl dieser ist gleich, die klischeehaften Charakterzüge, selbst der Aufbau der Handlung. Somit verliert "Hostel 2" schonmal jede Originalität. Dies ist soweit ein nur bedingtes Manko, wenn es denn mit dem Spannungsaufbau funktioniert. Aber gerade hier hat der Film enorme Probleme.
Die Einleitung des ersten Teils war sicherlich etwas langatmig, hatte aber den Sinn die Figuren immerhin mit wenigen sympathischen Charakterzügen zu versehen. "Hostel 2" schafft dies nicht. Einerseits sind die Charaktere enorm sperrig und unsympathisch geraten, enthalten zudem Gesinnungswandlungen, die absolut nicht nachvollziehbar sind. Andererseits verbaut ein zweiter Handlungsstrang um die Täter die nötige Laufzeit.
Das Täter-Opfer Schema ist grundlegend eine gute Idee, denn schließlich kann eine gut ausgearbeitete, bösartige Figur enorm zur Atmosphäre einer Geschichte beitragen. Aber auch bei diesen gewährt "Hostel 2" nur oberflächliche Einblicke. Dadurch bröckelt die Intensität noch mehr, gerade wenn es zu den Folterungen kommt. Denn während man für die Protagonistinnen meist nur wenig übrig hat, verwirren die Täter noch obendrauf.
So wie "Hostel" hat auch die Fortsetzung einige unbestrittene Härten, die auch Tabus brechen. Kinderexekution, sichtbar abgeschnittene Geschlechtsteile bilden die absoluten Höhen neben abgeschlagenen Köpfen und Innereien. Tatsächlich versprühen diese Szenen allerdings ein gemischtes Gefühl aus Ernsthaftigkeit und Belustigung. Denn stets vermittelt ein hoher Hang zum Trash ein unfreiwillig komisches Gefühl, wodurch ausgerechnet die so pervertierten Tötungsszenen an Wucht verlieren. Der Vorgänger erscheint trotz der leicht geringeren Härte erheblich grausamer.
Lauren German ("The Divide - Die Hölle, das sind die Anderen!") ist die einzige, die sichtbar bemüht ist eine Verbindung zwischen ihrer Figur und dem Publikum herzustellen. Sämtliche anderen Darsteller agieren nicht mehr als zweckmäßig.
"Hostel 2" versprüht mehr Trashflair als Grauen. Schuld sind zahlreiche Momente in denen man zwischen Ekel und Belustigung hin und her geworfen wird. Die Konsequenz des originellen Vorgängers findet sich trotz heftigerer Gewaltspitzen nicht, stattdessen stellt sich ein morbider Unterhaltungswert ein. An sich ist der Nachfolger kein schlechter Film, denn die dreckige Atmosphäre findet sich wieder. Die Erzählweise und die durchweg unsympathischen Figuren lassen "Hostel 2" aber fast in den mittleren Wertungsbereich purzeln.
6 / 10