Tja, das ist dann wohl das Ende der Tourismus-Branche in der Slowakei, denn nach Eli Roth’s HOSTEL: PART II werden sich viele, die den Film ungeschnitten gesehen haben, wohl die „therapeutische“ Reise zu den heißen Quellen sparen und es stattdessen vielleicht mal an der Nordsee versuchen. Mit Ausnahme derer, die gerade ein kleines Vermögen für das Leben von Beth (Lauren German), Lorna (Heather Matarazzo), Whitney (Bijou Philips) oder anderen arglosen Amis ver-ebay-t haben.
Zur Story ist hier genug geschrieben worden und jeder, der HOSTEL gesehen hat, wird hier nicht wirklich überrascht. Also gleich ans Eingemachte; technisch ist der Film wirklich ordentlich. Als Europäer versteht man die Faszination junger Amerikanerinnen für Prag ja nicht wirklich und ist ähnlich angeödet, wie wenn Jason Bourne über den Alexanderplatz springt oder Seagal mal wieder in Polen unterwegs ist, aber Amerika ist weit und so ist es für die Produzenten billig und für’s Heimpublikum hinreichend exotisch. Aber Eli ist kein schlechter Handwerker und macht sogar langweilige Landschafts- bzw. Stadtaufnahmen noch recht sehenswert. Wenn’s dann zur Sache geht, kann er mit solider – teilweise sogar interessanter – Kameraarbeit in guten Sets Atmosphäre und Spannung erzeugen. Schon bei der Zugfahrt demonstriert er, was jedem Durchschnittsami bereits klar war, nämlich, dass Reisen in Europa ungefähr so angenehm und sicher ist wie Medellín bei Nacht. Egal ob Italiener, Slowaken oder Tschechen, sie wollen hier alle nur das Eine von unseren knackigen Kunststudentinnen. Verschrumpelte Hackfressen, verschrobene Glatzköpfe, finstere Wärter; nicht nur die Hauptdarsteller des Films sind gut - d.h. stereotyp - gecastet. Besonders gegen Ende fügen sich alle wirklich nahtlos in die unfreundlichen Örtlichkeiten ein. Musikalisch ist bei mir bis auf die zynische Volksmusik-Einlage wenig hängen geblieben. Wie üblich, will sie auch da Spannung schaffen, wo eigentlich nichts passiert, um den Zuschauer auf der Sesselkante zu halten.
Da man ja bereits versteht, was passieren wird, kann der Plot kaum durch Überraschungsmomente punkten. Dafür setzt der Regisseur voll auf hoffnungslose Lager-Atmosphäre, gequälte Schreie und ausufernd-deutliches Massakrieren. Doch, die Effekte haben sich schon gewaschen. Und zusammen mit dem menschenverachtenden Drumherum machen sie gerade das Ende zu einer eher unangenehmen Erfahrung.
Fazit: Wer schon immer mal wissen wollte, was passiert, wenn Victor Krum von der bulgarischen Quidditch-Nationalmannschaft (Stanislav Ianevski; hier: Miroslav) und ein auf den Spuren Hannibal Lecters wandelnder Ruggero Deodato sich ein Zimmer in der Slowakei teilen, der ist bei HOSTEL: PART II goldrichtig. Auch Kultschauspieler Luc Merenda und Edwige Fenech sind übrigens in Nebenrollen zu sehen. Insgesamt ein stimmig produzierter Folter-Film, der vergeblich versucht auch die psychologischen Hintergründe zu beleuchten, dafür aber ordentlich schockt. In diesem Sinne: „Welcome to Slovakia“.