Hostel: Part Two - Schläfst du noch oder folterst du schon?
Wurde ich schon von „Hostel“ bitter enttäuscht, weil der Film nicht annähernd das bot, was einem durch die gezeigten Teaser, Bilder, Interviews etc. weiß gemacht werden sollte, wollte ich dem selbsternannten „King of Torture Porn“ Eli Roth mit seinem zweiten Teil nochmal eine Chance geben. Was daraus geworden ist? Lest selbst.
Eli Roth hat es tatsächlich geschafft exakt den selben Film nochmal zu drehen. Das der Mann regietechnisch keine Wunder vollbringt war ja von vornherein nicht zu erwarten, aber was er sich mit seinem Sequel erlaubt hat, grenzt schon an Frechheit.
70 Minuten wird wieder fröhlich durch die Slowakei gefeiert, im namensgebenden Hostel abgestiegen und sinnbefreit untereinander kommuniziert. Dann kommen irgendwann schon die aus Teil 1 bekannten bösen Jungs und entführen die Mädels (da liegt dann auch der einzige Unterschied zum Vorgänger) und schon sind wir wieder in der Folter-Fabrik. Was den Gewaltfaktor angeht kann ich die Aufregung nicht verstehen. Ich hab den ersten Teil nicht mehr Bild für Bild in Erinnerung, aber viel schockierender ist der hier, meiner Meinung nach nicht. Zusammengezählt sind die Gore bzw Folter -Szenen vielleicht 10 Minuten vom Film. Was man zu sehen kriegt ist folgendes:
- Eins der Mädels wird unbekleidet an einem über einer Badewanne angebrachten Haken aufgehangen und von der in selbiger befindlichen Dame aufgeschlitzt
Hier wollte Roth wohl zeigen, das er sich ein wenig in europäischer Geschichte auskennt. Die Folterdame heißt nämlich Mrs. Bathory, was wohl als Anlehnung an die ungarische „Blutgräfin“ gemeint sein soll. Dieser Fakt macht die Szene aber auch nicht besser. Da fließt zwar das Blut in Strömen und die aufgehängte Heather Mattarazzo schreit sich die Seele aus dem Leib, aber das kann auch nicht über die völlig einfallslos gefilmte Szene hinwegtäuschen. Da kommt weder ein mulmiges Gefühl hoch, noch wirkt die Atmosphäre gruslig. Und das sollte man von einem Horror-Film ja schon erwarten können.
- Erschossenes Kind im Off
Eins der Kids (die, die im ersten Teil auf Süßes standen und auch hier wieder als Comic-Relief rangezogen werden ) wird völlig sinnlos erschossen. Die Szene will sich mir beim besten Willen nicht erschließen und die einzige mögliche Erklärung ist wohl nur, das man unbedingt ein totes Kind im Film haben wollte um das entsprechende Publikum anzulocken. Völlig daneben!
- Von Hunden zerfleischter Charakter im Off
- Kurze Einblendungen von Folterungen
Darunter befindet sich eine zugegebenermaßen nett getrickste Szene, in der Kannibalismus angedeutet wird.
- Ein kurzerhand abgetrenntes männliches Glied in Nahaufnahme
Das ist dann auch die einzige wirklich heftige Szene im Film, wo sich wohl der ein oder andere instinktiv an sein eigenes bestes Stück greifen wird. ;-)
All die Gewalt-Szenen sind aber so offensichtlich nur um der Gewalt willens in den Film eingefügt, das die Szenen weder psychisch noch auf anderer Ebene zünden wollen. Pure Gewaltbeschau ohne Atmosphäre dahinter. Wenn man den Film sieht und dann an die Interviews denkt in denen Eli Roth erzählt wie er wieder "Intelligence" ins Genre bringen will, fragt man sich wirklich ob er selbst daran glaubt.
Von vorne bis hinten ohne auch nur den Hauch von Stil und Eigenkreation inszeniert, ist der Film die pure Langeweile. Das man dann noch am Ende diesen unfassbar aufgesetzten Twist eingebaut hat, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Den versprochenen Einblick in die Arbeitsweise der Organisation rund ums Hostel, bleibt der Film dem Zuschauer auch schuldig. Das die Hintermänner ganz böse Slowaken sind und Geld toll finden, wusste man auch schon nach Teil 1.
Naja! Hostel Part Three lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. Vielleicht verschleppt man dann ja eine Gruppe aus Mädchen UND Jungen und verkauft das dann als die neue „Intelligence“ im Genre.
2/10