Gaunerstück trifft Splatterfilm: So ungefähr kann man das Rezept beschreiben nach dem „Botched“ arbeitet.
Im Zentrum des Ganzen steht der smarte Gauner Ritchie (Stephen Dorff), der allerdings von einer Pechsträhne verfolgt wird: Die Diamanten hat er bereits für seine russischen Auftraggeber gestohlen und ist mit seinen Komplizen auf dem Rückweg als ihn ausgerechnet ein simpler Verkehrsunfall Beute und Mitarbeiterstab kostet. Ein amüsanter und schmissiger Auftakt als Antwort auf caper movies wie „Ocean’s Eleven“, in denen Pläne beinahe stets perfekt laufen.
Darüber sind die Bosse natürlich alles andere als glücklich und schicken Ritchie nach Russland, um aus einem Wolkenkratzer das goldene Kreuz eines Zaren zu stehlen. Allerdings hat er nach Verlust seiner Crew nur ein einheimisches, etwas minderbemitteltes Bruderpaar zur Seite und es kommt natürlich wie es kommen muss: Der Raub geht schief und man nimmt Geiseln. Dabei folgt „Botched“ natürlich uralten Genremustern, versucht aber gleichzeitig sie wenigstens auf die Schippe zu nehmen.
Den Bruch in der Kidnappinggeschichte gibt es jedoch bald, nämlich als der vermeintlichen Polizei eine Geisel schicken will und diese von unbekannter Hand geköpft wird. Denn im 13ten Stockwerk, in dem die kleine Gruppe eingeschlossen ist, geht mindestens ein Killer um...
Beim Versuch dem in den letzten Jahren doch etwas ausgelatschten Genre des Gangstergroteske noch etwas Neues hinzuzufügen, wechselt „Botched“ bald das Register und mixt Elemente von Horror- und Splatterfilm mit in die Geiselgeschichte. Fast Kammerspielartig beschränkt sich die Handlung zum Großteil auf das 13te Stockwerk und auch dort auf wenige Räume – was natürlich auch beim Budgetsparen hilft. Allerdings versucht „Botched“ trotz dieser Prämisse nicht unbedingt die Geschichte besonders aufregend zu gestalten, da den Figuren ob ihrer Charakterisierung schnell ins Gesicht geschrieben steht, ob sie das Filmende noch erleben dürfen.
So versucht sich „Botched“ eher als aberwitzige Orgie von Mord und Totschlag, wenn nach und nach diverse Leute ermordet werden und auch das Misstrauen innerhalb des Geiseln-Geiselnehmer-Zirkels bald zu Ausschreitungen führt. Dabei kommt „Botched“ mit überraschend derben FX daher, von abgetrennten Köpfen über Gedärme im Schrank bis hin zu halbierten Opfern. Dabei haftet der Chose ein ganz bewusster Billigcharme an, denn auf Realismus sind die überzogenen Effekte nie gemünzt.
Allerdings bleibt „Botched“ ein Film, der wohl nur im Kreis vieler Freund und mit Bier zur Hand wirklich größere Wellen schlägt, denn trotz aller Absurditäten haben die schrägen Gags nicht allerhöchste Trefferquote (zumindest bei mir). Große Brüller sind die Szenen mit der Ratte und auch sonst gibt es immer wieder nette Jokes, während manche Bescheuertheit (z.B. Aussehen und Hintergrund des Killers) zwar absurd, aber nur wenig komisch sind. Zudem gibt es Momente, in denen sich „Botched“ dann zu ernst nimmt, z.B. bei der Lovestory zwischen Ritchie und der Geisel Anna (Jaime Murray).
Darstellerisch kommt „Botched“ dann weder herausragend gut noch schlecht daher. Alle Mitglieder des kleinen Cast spielen ihre überdrehten Rollen ordentlich und haben sichtlich Spaß an der Sache, wobei auch Stephen Dorff als einziges bekannteres Crewmitglied sich nicht wirklich absetzen kann. Einen Aspiranten auf einen Platz als neue Ikone des Splatter- und B-Horrorfilms findet man allerdings auch nicht unter den Beteiligten.
So ist „Botched“ durchaus amüsant, sollte allerdings in möglichst großer Runde gesehen werden – andernfalls fallen die unschönen Hänger zwischen den Splatterszenen und dem gelungenen Teil der Gags leider unschön auf.