Review

Was uns hier als Beitrag zu Edgar Wallace-Reihe verkauft und durch den obligatorischen Vorspann auch so eingeführt wird, ist schlimmster Etikettenschwindel.
Denn erstens basiert dieser Knüller lediglich auf Material von Bryan Edgar Wallace (was auch nicht stimmen dürfte), die sich stets mit dem Problem rumschlagen mußte, nur der Filius vom großen Eddie gewesen zu sein und zweitens handelt es sich bei dem "silbernen Dreieck" in Wirklichkeit um einen Giallo reinsten Wassers, wenn auch vielleicht nicht um den besten.
Da anno ‚71 Edgar Wallace redlich aus der Mode war, wurde mal flugs jede Menge italienisches Material in Deutschland unter diesem Pseudonym verkauft, um vielleicht doch noch eine Mark mehr damit zu machen. Das wiederum haben die seit Mitte der 60er in Italien äußerst populären Serienkillerjagden aber nicht verdient, denn die liegen qualitativ immer eine Naselänge vor den Wallace-Produktionen (zumindest vor den farbigen).
Von diesen handwerklich ordentlichen Giallos hat Umberto Lenzi gleich ein paar gedreht (ehe er uns Ende der 70er unsterbliche Kracher wie "Lebendig gefressen", "Die Rache der Kannibalen" und "Großangriff der Zombies" schenkte) und auch dieser kann sich sehen lassen.
Dabei ist die Storyline wie üblich relativ konventionell, ein lockeres Puzzle rund um eine Mordserie an Frauen, die mal wieder zur falschen Zeit am falschen Platz waren (ohne das zu wissen) und deswegen (und um eventuelle Irrtümer zu vermeiden) gleich alle dran glauben müssen. Wir haben ferner den Helden, der wie immer schlauer als die Polizei ist, das untrügliche Zeichen des Mörders und die obligatorischen schwarzen Handschuhe, die der Killer auch im schönsten Romer Hochsommer mit sich schleppt, ohne Nagelschweiß zu bekommen.
Die Stärken der Giallos liegen ja stets mehr in der inszenatorisch erzeugten Atmosphäre, denn im logischen Aufbau und da macht Lenzi keine Ausnahme. Leider sind seine Mordszenen zwar solide, aber nicht wahnsinnig brutal oder auch nur einfallsreich, sondern allenfalls solide. Bisweilen rückt er dem bedrohlichen Terror recht nahe, doch da außer dem dauernd angewendeten Zoom keine namhaften optischen Einfälle vermittelt werden, bleibt wenig mehr als ein netter Eindruck.
Auch die Musik kann da wenig retten, die manisch eine simple Tonfolge den ganzen Film über wiederholt wird, die zwar zu einigen, aber nun wirklich nicht zu den spannenden Szenen paßt.
Recht ordentlich fallen die Schauspieler auf, wobei Antonio Sabato natürlich (ein Schlauibert erster Kajüte und der erste heterosexuelle Modedesigner seit langem, der, wie er beweist, kein bißchen zeichnen kann) richtig prall den Dicken raushängen lassen kann, wie seine kaltblütige Lippenstellung immer wieder andeutet. Die Synchro hält sich angenehm zurück, fällt aber ausgerechnet in den Sequenzen mit den drogensüchtigen, schwulen Hippies aus dem Rahmen, wenn es dann doch eine Spur flotter (und diskriminierender) wird. Überhaupt kommen die Hippie-Party-Gruppensex-Sequenzen mit ein wenig frei schwingender Brust wie mit dem Pferdehaarpinsel aufgetragen. Hauptsache grell...
Das Vögelchen schießt aber sein Gschpusi Giulia ab, die ausgerechnet unser flottes Halbblut Uschi Glas in Szene setzt. Uschi hat ihr Pagenköpfchen aus "Zur Sache, Schätzchen" herübergerettet, verzichtet größtenteils auf mimische Experimente und übt den starren Blick. Dabei quarzt sie Kette, als hätte sie sonst nichts zu tun. (Hat sie ja auch nicht.)
Der Guß auf dem Kuchen ist übrigens ein reizendes in-Ohnmacht-Fallen, als ihr Frischangetrauter mal eben die Fenster einschlägt, um sie vor dem Killer zu bewahren. Es darf gelacht werden. Zu ihrer Ehrenrettung muß aber gesagt werden, daß sie uns wenigstens nicht die Ohren eckig kreischt.
Wer jetzt das Blut spritzen sehen will, kann leider keine prompte Bedienung erwarten, denn mit Gore wird sich hier doch ziemlich zurückgehalten, wenn es auch ein paar dekorative Leichen gibt. Auch beim klassischen Giallo-Showdown, bei dem die Sache wie immer geklärt ist, um dann zu enthüllen, daß es doch ein gaaaaaaanz anderer war, werden keine Reichtümer geboten, im Gegenteil, alles läuft ein wenig enttäuschend karg ab.
Also kategorisieren wir den Streifen mal als Pflichtprogramm für Giallo-Fans, während alle übrigen einen gar durchschnittlichen Film verpassen, wenn sie sich mangels herausragender Qualitäten auch der nächsten Ausstrahlung verweigern.
In diesem Zusammenhang auch ein schöner Gruß an Kabel 1, die dringend mal vorher prüfen sollten, ob sie Serienmorde an Frauen weiterhin am Sonntag im Vorabendprogramm bringen wollen, in einer Zeitschiene mit der Sesamstraße. Ist doch ein wenig kälterer Stoff, als der Frosch mit der Maske...
(5/10).

Details
Ähnliche Filme