Die Manipulation von Informationen, die Macht der Medien und das Streben nach der Macht, all dies in der Hand zu haben – danach verlangt es dem Medienmogul Elliot Carver (Jonathan Pryce). Und um dieses Ziel zu erreichen, spielt er China und Großbritannien gegeneinander aus und will den dritten Weltkrieg inszenieren.
Sieht nach einem Fall für James Bond aus, womit Pierce Brosnan zu seinem zweiten Einsatz im Dienste ihrer Majestät kam. Der macht das sogar ganz manierlich, kämpft aber nicht nur gegen Carver und seine Schergen, sondern auch gegen ein ziemlich spannungsarmes Drehbuch. Dagegen kommt auch Regisseur Roger Spottiswoode nicht an, der die Jagd auf den 20th-Century-Hearst zwar mit allerlei Action serviert, mit dieser jedoch nicht die angesprochenen Defizite übertönen kann. Geradezu repetitiv gerät Bond in Ausweglosigkeiten, aus denen er dann natürlich entkommt. Und das immer adrett und unversehrt. Bond mutiert langsam zum unverletzbaren Superagenten, was sich vor allem im 2002er Machwerk manifestieren sollte.
Ihm zur Seite steht dabei, neben der bekannten Mannschaft mit Q (Desmond Llewelyn) und M (Judi Dench), eine Kollegin aus China in Gestalt von Wai Lin (Michelle Yeoh), die nicht nur einen eigenen Kopf hat, sondern sich auch selbst zur Wehr setzen kann und wie Bond allerlei Spielzeug gebunkert hat. Yeoh wertet den Film durchaus auf und lässt „Bett-und-weg“-Langweilerin Teri Hatcher als Paris Carver schnell vergessen.
Jonathan Pryce gibt als selbstverliebter und skrupelloser Medienschurke keinen erinnerungswürdigen Gegenspieler ab und sein germanischer, superblonder Handlanger Stamper (Götz Otto) stakst mit dem immer gleichen Gesichtsausdruck durch die Kulissen.
Diese sind mit Hamburg, Saigon und der Phang Nga Bay (schon bekannt aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“) gut gewählt. Und trotzdem riecht das meiste in „Der Morgen stirbt nie“ nach Studioluft, denn abgesehen von zwei Verfolgungsjagden und einer kurzen Schifffahrt gibt es von den Locations gar nicht mal so viel zu sehen.
Der Titelsong „Tomorrow never dies“ von Sheryl Crow ist durchaus gefällig, David Arnold zitiert zum Glück immer wieder bekannte Themen, denn sein gefühlt nur bei Action-cues wahrnehmbarer Soundtrack ist keine Titelseite wert. Dass er es besser kann, beweist er später mit seinem Beitrag zu „Casino Royale“ (2006).
Böse kann man ihm aber nicht wirklich sein, denn der Film wirkt wie eine Aneinanderreihung von Actionszenen, die zwar allesamt aufwändig und effektvoll inszeniert sind, aber über die fast 2 Stunden Spielzeit auch ermüdend wirken können, sodass beim Finale in Carvers schwimmender Festung dann auch mal gut ist. Dabei ist die Grundidee nicht schlecht und bietet im Kern auch heute noch Medienkritik, die gerade in einer Zeit, in der alles miteinander vernetzt ist, immer noch aktuell scheint.
Als Gadgets bekommt Bond diesmal ein Handy mit Elektroschocker, Fingerabdruckscanner und Fernsteuerung für seinen BMW. Dieser ist ausgestattet mit allerlei Waffen – für die in Hamburg anscheinend sehr stabil gebauten Tiefgaragentore reicht es aber trotzdem nicht. Apropos BMW, ein Motorrad wurde auch noch im Film untergebracht.
Seit Brosnans Einsätzen designt Daniel Kleinmann die Titelsequenzen, die hier im weitesten Sinne elektronische Datenverarbeitung zum Vorbild hat und, wie das mit alten digitalen Effekten oftmals ist, optisch etwas angestaubt wirkt, trotzdem aber noch ansehnlich daherkommt.
„Der Morgen stirbt nie“ ist ein actionreicher, aber auch spannungsarmer Beitrag zur Reihe und die Weiterführung der Transformation des Agenten zum unkaputtbaren Überhelden. Michelle Yeoh gehört zu den Pluspunkten des Films, wobei die Schurkenseite nicht allzu lang in Erinnerung bleibt.