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Der machtgierige Medienmogul Elliot Carver hat ein makabres Hobby: Er kreiert Nachrichten, die er dann in seiner Zeitung "Morgen" veröffentlicht, am liebsten selbst. Um nun auch den profitablen chinesischen Markt zu erobern, ist Carver jedes Mittel recht. Also versucht der Größenwahnsinnige, mit einem fürs Radar unsichtbaren U-Boot einen verheerenden Dritten Weltkrieg anzuzetteln. Nur der britische Super-Agent James Bond kann dem skrupellosen Zeitungsbaron das Handwerk legen.


Nachdem mit dem zwei Jahre zuvor erschienenen "GoldenEye" eine neue Richtung in der James Bond Ära eingeschlagen wurde, durfte man nun sehr gespannt darauf sein, ob dieser Stil auch im Nachfolger "Der Morgen stirbt nie" beibehalten wurde. Und wenig überraschend gestaltet sich dann auch dieses Werk in der gleichen Machart, so das der Zuschauer sich einmal mehr auf ein wahres Action-Spektakel einstellen kann, das aber auch gleichzeitig eine recht interessante Geschichte erzählt. Nach ziemlich langer Zeit bekommt es Bond hier auch mal wieder mit einem offensichtlich größenwahnsinnigen Gegner zu tun, der von Jonathan Pryce absolut grandios dargestellt wird. In der Rolle des Medienmoguls Carver liefert der gute Mann eine eindrucksvolle Performance ab, bei der er insbesondere durch seine hervorragende Mimik absolut überzeugen kann. Mit Götz Otto steht ihm ein Mann aus Deutschland an der Seite, der für die Beseitigung diverser Probleme verantwortlich ist, was zwangsläufig das Ableben diverser Personen bedeutet.

Wie eigentlich kaum anders zu erwarten, definiert sich auch dieser zweite Bond-Film mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle hauptsächlich durch eine Unmenge an Action-Sequenzen, die streckenweise wieder einmal vollkommen überzogen daher kommen, aber absolut erstklassig in Szene gesetzt wurden. Und so langsam gewöhnt man sich ehrlich gesagt an diesen neuen Stil, wobei einem auch Brosnan mittlerweile immer besser in der Rolle des Agenten gefällt. Sicher versprüht er nicht unbedingt den Charme seiner Vorgänger und auch die flapsigen Sprüche kommen ihm mit einer ungewohnten Ernsthaftigkeit über die Lippen, aber diese leichte Veränderung des Haupt-Charakters erscheint dennoch absolut passend und ist letztendlich eine gute Ergänzung zu den ganzen anderen Neuerungen. Gerade seine eher trockene Art des Humors sagt einem hier viel mehr zu als es noch in "GoldenEye" der Fall war und so kommt es auch in diversen Passagen zu einer wunderbaren Situationskomik. Lediglich der neue Superhelden-Anstrich erscheint immer noch ein wenig störend und lässt das Szenario wenig glaubhaft erscheinen, denn die vorhandenen Stunts sind zwar allesamt extrem spektakulär ins Bild gesetzt worden, hinterlassen aber phasenweise einen schon wahnwitzigen Eindruck beim Zuschauer.

Für den wahren Action-Junkie offenbart sich also einmal mehr ein Geschehen voller Höhepunkte, der eingefleischte Bond-Fan wird das Ganze jedoch eher etwas kritischer beäugen, verliert die Reihe doch durch diese neue Richtung ein wenig von ihrem Charme, der sie über so viele Jahre begleitet hat. Das ständige Aufrüsten bei den technischen Spielereien und die unzähligen neuen Gadgets sind sicherlich ein optisches Highlight, doch an einigen Stellen wirkt das Geschehen schon ein wenig überladen. Wie dem aber auch sei, 007 ist im Zeitalter des High-Tech angekommen und das merkt man den neuen Abenteuern auch in jeder Phase an. Rein vom Zeitgeist her ist das auch alles in Ordnung, jedoch verliert sich ein wenig der Nostalgie-Faktor, den man bisher eigentlich immer verspüren konnte. Dieser wird im Prinzip nur noch durch Desmond Llewelyn vertreten ist, denn der gute Mann zählt mittlerweile schon längst zum Inventar der Reihe und ist immer noch in der Rolle des "Q" zu bewundern. Ansonsten jedoch ist nicht mehr viel vom einstigen Bond-Spirit zu verspüren, denn mittlerweile tendieren die Werke vom Agenten-Thriller schon längst mehr in die Richtung des spektakulären Action-Kinos, was eben auch dem neuen Zeitalter geschuldet ist.

Im Endeffekt ist "Der Morgen stirbt nie" auf jeden Fall ein extrem kurzweiliger Film, der vom reinen Unterhaltungswert ziemlich weit oben anzusiedeln ist. Zudem gewöhnt man sich an die neue Figur des James Bond und Brosnan und mittlerweile vermag Brosnan auch durchaus Sympatie-Punkte beim Betrachter zu sammeln, was beim Vorgänger "GoldenEye" noch nicht so sehr der Fall war. Vielleicht braucht man ganz einfach ein wenig Zeit, um sich an die vielen Neuerungen zu gewöhnen, war man doch über Jahrzehnte mit anderen Szenarien konfrontiert worden, die den Bond-Fan schließlich auch nachhaltig geprägt haben.


Fazit:


"Der Morgen stirbt nie" hat mir persönlich besser gefallen als der erste Film mit Brosnan, wobei ich insbesondere die Geschichte als äußerst interessant empfunden habe. Denn auch wenn diese extrem überspitzt in Szene gesetzt wurde, versteckt sich hinter ihr doch auch eine gewisse sozialkritische Note, da man sich auch in der Realität nur allzu oft von irgendwelchen Medien manipulieren lässt.


7,5/10

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