Nach dem sehr stilvollen und actionreichen Einklang in " Goldeneye " geht es mit " Tomorrow never Dies " ein bisschen bergab, für mich der schlechteste Bond der Brosnan Ära, soweit man einen Bondfilm aus meiner Sicht überhaupt als schlecht bezeichnen kann. Einen Löwenanteil der Schuld trägt das Drehbuch von Bruce Feirstein, der irgendwie den typischen Bondstil überhaupt nicht zur Geltung kommen lässt. Regisseur Roger Spottiswoode ( The 6th Day, Mörderischer Vorsprung ) war vielleicht nicht ganz die richtige Wahl. Er kann sehr gut inszenieren, aber ein Bondfilm ist für ihn zu groß. Er driftet hier etwas ab, was Regisseur Michael Apted mit " Die Welt ist nicht genug " wieder ausbesserte. " Tomorrow never Dies " ist auch der erste Film der Reihe, in dem Cubby Broccoli nicht mehr mitproduziert, denn er starb 1996. Somit übernimmt seine Tochter Barbara und der schon ewig mitwirkende Michael G. Wilson die Produktion. Am Schluss des Films gibt es eine Widmung für Cubby.
Story:
Der größenwahnsinnige Medien-Mogul Elliot Carver ( Jonathan Pryce ) will einen Krieg zwischen den Chinesen und den Briten anzetteln, um damit die Einschaltquoten für seine neue Sendung zu stärken und die Kaufkraft seiner Zeitung " Tomorrow " zu erhöhen. Sein Plan gelingt und die britischen Truppen rücken nach China vor. Nur M ( Judi Dench ) glaubt nicht an das Geschehen und setzt James Bond ( Pierce Brosnan ) auf Carver an. Mit Hilfe der chinesischen Agentin Wai Lin ( Michelle Yeoh ) kommt er bald hinter Carver´s Plan. Aber die Beiden haben nicht mehr viel Zeit ihn zu vereiteln.
Storymäßig gibt es auch hier nichts auszusetzen. Wir haben endlich mal wieder einen richtig größenwahnsinnigen Gegner für James Bond, der gleich einen dritten Weltkrieg anzetteln will und der mit seiner sehr einflussreichen Zeitung sogar Präsidenten stürzen kann. Schon diese Geschichte basierte nicht mehr auf einem Roman von Ian Fleming, musste also komplett von Feirstein selbst geschrieben und erdacht werden. Er hat hier nur einen Fehler gemacht, denn er lässt den Hauptcharakter zu oft ausser Acht, zudem ist der Film mit seinen 114 Minuten einfach zu kurz. Ein richtiger Bondfilm muss seine guten zwei Stunden gehen und die zehn Minuten fehlen für mich merklich. Alles wirkt so gehetzt.
Bond darf sich diesmal sogar in Deutschland austoben. Denn er reist von England direkt nach Hamburg, danach geht es weiter nach Vietnam bis nach Süd China, wobei wir auch wieder Exotik pur geboten bekommen, bis zu schicken Nachtaufnahmen von Hamburg. Die Titelmelodie, gesungen von Sheryl Crow hat mir nicht so gut gefallen, einer der wenigen Bondsongs, wo ich nicht zufrieden bin, wobei der restliche Score perfekt ist. Der Bondsound ist hier sehr oft zu hören und erinnert an ältere Zeiten, natürlich wurden die Sounds unserer heutigen Zeit angepasst und demnach modernisiert.
Mit der Action kann man absolut zufrieden sein, denn es wird aus allen Rohren gefeuert, auch Bond feuert beidhändig auf seine Gegner und produziert einen recht beachtlichen Bodycount. Daneben gibt es viele Explosionen, alle noch handgemacht und auch prügeln tut man sich massig. Durch Michelle Yeoh wird sogar etwas Martial Arts eingestreut. Die beiden großen Verfolgungsjagden bieten viele Sachschäden, wobei vor allem die Gimmicks wieder klasse sind. Diesmal hat Bond einen 750er BMW mit netter Ausstattung wie Raketen, Waffen aller Art, man kann ihn sogar mit einem Handy fernsteuern. Hier sind massenhaft Sachschäden vorprogrammiert.
Nur kommt mir " Tomorrow never Dies " einfach zu lieblos und kalt daher. Es fehlt ein bisschen die Selbstironie, wobei Bond schon seinen trockenen Humor zur Geltung bringt. Ich kann es so schlecht beschreiben, aber man vermisst etwas, wenn man sich Bond Nummer 18 anschaut.
Pierce Brosnan beweist sich auch hier wieder als perfekter Agent und Gentleman, während Michelle Yeoh als Bondgirl viel zu wenig Ausstrahlung besitzt und auch der Sex Appeal viel zu kurz bei ihr kommt. Sie kann zwar schauspielern und kämpfen, aber das reicht nun mal nicht aus. Perfekt sind hingegen die zwei Schurken, einmal Jonathan Pryce als Elliot Carver und sein Handlanger Stamper, besetzt mit dem Deutschen Götz Otto. Judi Dench überzeugt wie immer und auch Desmond Llewelyn hat hier seinen humorvollen Kurzauftritt.
Fazit:
Auf der Actionseite richtig knallig, es wird alles geboten was das Herz begehrt, inklusive vieler Sachschäden. Aber das Bondflair fehlt, wobei die Darsteller alle einen sehr guten Job machen. Storymäßig gibt es gar nichts auszusetzen, nur wirkt alles zu gehetzt. Die vielen Kulissen und verschiedenen Sounds sind genial, vor allem die technischen Gimmicks sind eine Klasse für sich. Insgesamt betrachtet ist dieser Bond trotzdem Action und Unterhaltung pur, aber auch zu kurz und in meiner Hirachie auf einem der letzten Plätzen.