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In seinem zweiten Fall "Tomorrow never dies" durchlebte Pierce Brosnan den Tiefpunkt seiner Karriere als James Bond. Das Thema Medienmanipulation war zwar hochaktuell und nicht uninteressant, aber die Umsetzung ließ doch zu wünschen übrig. Auch wenn Großbritannien über Atomwaffen verfügt und nach wie vor in Weltmachtphantasien aus längst vergangenen Tagen schwelgt, besäße es in einer militärischen Auseinandersetzung mit China auch nicht den geringsten Hauch einer Chance, so daß es absolut unglaubwürdig wirkt, wie schnell sich die britische Führung nur aufgrund einiger dubioser Indizien und einer Anzahl reißerischer Zeitungsmeldungen (die gibt es in der Yellow Press schließlich jeden Tag) in einen unkontrollierbaren Konflikt hineinziehen läßt. Insbesondere die Royal Navy ist überhaupt nicht mehr in der Lage, ohne amerikanische Unterstützung längere Zeit in asiatischen Gewässern zu operieren. Selbst die komplette britische Flotte würde für China keinerlei ernstzunehmende Gefahr darstellen, und der Einsatz von taktischen Atomwaffen würde sich nicht nur wegen der Aussicht auf einen chinesischen Gegenschlag, sondern auch wegen der öffentlichen Meinung in England verbieten.
Aber wie auch immer, der schmierige Medienmogul Elliott Carver hat es sich jedenfalls in den Kopf gesetzt, im Verein mit einigen chinesischen Betonköpfen einen Konflikt zwischen der Volksrepublik und Großbritannien herbeizuführen, wobei ihm als Gegenleistung eine nahezu unbegrenzte Ausdehnung seines Medienimperiums winkt. Sein wichtigster Handlanger ist der deutsche Killer Stamper, dessen Rollenname ebenso wenig deutsch klingt wie sein klischeehaft übertriebener Charakter zu überzeugen vermag. Auf der anderen Seite erhält Bond Unterstützung von der chinesischen Agentin Wai Lin.
Neben den größtenteils blassen Darstellern und dem schwachen Drehbuch weisen in diesem Film sogar die bondüblichen Actionsequenzen ärgerliche Mängel auf. Die Autojagd durch das Hamburger Parkhaus erinnert an eine Promotion-Show für große BMW-Limousinen, die Motorradjagd durch Saigon ist auch nur geringfügig unterhaltsamer, und der Showdown auf dem chinesischen Meer zeigt allzu deutlich, dass die Autoren selbst über rudimentäre Kenntnisse der maritimen Kriegführung nicht einmal im Ansatz verfügten. Immerhin nimmt Bond die Gelegenheit wahr, seine antiquierte Walther PPK (1962 noch als Wunderwaffe gepriesen) gegen eine neue Walther P99 auszutauschen.
Um dem Film bei aller Kritik kein Unrecht zu tun, sei abschließend noch einmal betont, daß es sich hier durchaus um gepflegte Samstagabendunterhaltung handelt, die es mit vielen anderen Actionstreifen mühelos aufnehmen kann. Den Ansprüchen, die nicht nur die Fans, sondern auch die Produzenten der Serie an das Markenzeichen Bond stellen, wird er jedoch leider nicht gerecht. Zum Glück ging es im folgenden Abeteuer wieder aufwärts.

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