Erfindet das Genre Western Trash neu
"Wild Wild West" ritt auf der Will Smith Erfolgswelle & ruhte sich auf ihr, plus seinem aufgeplusterten Budget, faul aus. Schlechtes Script, kitschig bis zum Abwinken, überambitioniert, wenig spannend oder mitreissend. Zudem oft lächerlich banal, nicht wirklich witzig & eine Schande für die zu Grunde liegende Kultserie. Kurz: einfach kein guter Film, für viele sogar eine Katastrophe. Und trotz all seinen Fehlern & Unzulänglichkeiten, Peinlichkeiten & Fremdschämmomenten - irgendwie habe ich trotzdem ein Herz für dieses Cheesefest. Zumindest eine kleine Ecke davon.
Vielleicht liegt es am sympathischen Superstar Smith, an der dumm-naiven Art des Films oder daran, dass ich mit ihm teilweise aufgewachsen bin. Immerhin sah ich ihn im Kino, hatte VHS, DVD & nun Blu-ray, also begleitet er mich schon relativ treu durch die Zeit. Ich fand ihn nie so gut wie "Men In Black" oder "Independence Day", gucke ihn mir nicht regelmäßig an, aber er muss ja irgendetwas haben, eine Art nostalgischer Guilty Pleasure sein. Vielleicht ist er auch einfach schon so bad, dass er wieder langsam gut wird. Oder ich bin einfach zu großzügig. Sogar die spaßige & beeindruckende Holzachterbahn im Movie Park lasse ich als erweiterter Pluspunkt gelten ;)
"WWW" entscheidet sich nicht so richtig zwischen Wild West-Abenteuerfilm, James Bond & Western-Spoof, sodass man manchmal nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll, was ernst gemeint oder schon einfach nur peinlich ist. Die zwei Hauptdarsteller Kline & Smith sind für sich genommen klasse, harmonieren zusammen jedoch nur selten. Auch hier kein Vergleich zu "Men In Black". Der Steampunk-Look & Bösewicht Dr. Loveless, gefallen mir allerdings richtig gut, selbst wenn der Plan mit einer Metall-Riesenspinne die USA zu besiegen, allein schon lächerlich genug ist.
Viel spricht gegen den Film, von dem sich mittlerweile fast alle Beteiligten entfernen - trotzdem sieht man ihm sein Budget an & er sprießt vor Erfindungen & Stil, der seltsam Sci-Fi & Western mischt. Diese Kombi scheint allgemein eher nicht so gut zu funktionieren, was andere Beispiele wie "Cowboys & Aliens" ebenfalls zeigen. Gegen "Wild Wild West" wirkt "Men In Black" wie ein cleverer Geniestreich, seichter & schneller vergessen geht es kaum. Ein Stück Popgeschichte & ein Außenseiterfilm, auf den man nicht stolz sein kann, mit dem man sich aber trotzdem hohl die Zeit vertreiben kann. Einfach an den Schauwerten etwas reiben & den Kopf auf Durchzug stellen - wenn das einer ganzen Generation immer wieder bei den Transformers-Filmen gelingt, warum dann nicht auch hier.
Fazit: Slapstick-High-Tech-Western, der für mich teilweise so kitschig & strange ist, dass ich ihm durchaus etwas abgewinnen kann. Wollte an "MIB" im wilden Westen anknüpfen & scheitert dabei köstlich. Viel fürs Auge, wenig für den Rest. Reinstes Blockbuster-Fast Food - ungesund, kann man aber mal machen!