Review

„Wild Wild West“ ist der Beweis dafür, dass viel Hype an sich gute Schauspieler zu sehr anstacheln kann, so dass sie jeden halbgaren Müll rausschleudern – wie Will Smith in diesem Falle.
Nach Cartoonhafter Gewalt (eine fliegende Kreissäge köpft einen Wissenschaftler) und einem Vorspann, der recht geschickt auf alte Italo-Western anspielt, treffen wir Marshall James West (Will Smith). Dieser nutzt die Beobachtung von ein paar Schurken für ein Schäferstündchen, muss dieser aber zwecks Fieslingsbekämpfung unterbrechen. Einige Leichen und einen kaputten Saloon später, ist ihm der fiese General, den er beschatten sollte durch die Lappen gegangen. Nuja, der Beginn ist überdreht, mit viel Budget gemacht – aber wenig packend. Was nutzt die größte Materialschlacht, wenn die Gags flach, die Action kindisch und das Drehbuch mau ist? Leider geht der Film so weiter.
Ebenfalls auf das miese Subjekt angesetzt, war der Tüftler und Erfinder Artemus Gordon (Kevin Kline). Dieser Daniel Düsentrieb des Wilden Westens, der sich auch als Frau verkleidet, um ans Ziel zu kommen (haha, wie witzig). Er und West werden vom Präsidenten (ebenfalls Kevin Kline) zusammen auf den Fall angesetzt, Die beiden Buddys können sich natürlich nicht ausstehen, sind grundverschieden, streiten sich... *gähn*

Bei ihren Ermittlungen in den rassistischen Südstaaten kommen die beiden dahinter, dass der General in Wirklichkeit für den tot geglaubten Dr. Arliss Loveless (Kenneth Brannagh) arbeitet. Während die beiden gegen das kriminelle Superhirn ermitteln, stellt sich nur eine Frage: Was hat die geheimnisvolle Rita Escobar (Salma Hayek) mit der Sache zu tun?
Barry Sonnenfelds Western-Sci-Fi-Buddy-Komödie funktioniert noch weniger als der arg gehypte „Men in Black“, der auch größtenteils vom Styling und dem großen Hype lebte. Doch „Wild Wild West“ hat wesentlich größere Schwächen, wobei die schwache oder besser gesagt nicht vorhandene Story gar nicht mal das Problem ist. Auch das Null an Spannung mag man bei Filmen dieser Art durchaus übersehen, was wohl der Grund für die Autoren war, vor allem Szenen aneinander zu reihen und auf eine echte Hintergrundgeschichte zu verzichten.
Sträflich ist jedoch der schwache Humor, denn die Witze sind arg kindisch, sehr klamaukig und schon 1000 Mal da gewesen. Auch die gelegentliche cartoonartige Gewalt macht den Film nicht erwachsener, sondern eher noch uninteressanter. Auch die Verheizung der beiden Topkomiker für dumme Auf-die-Ömme Gags und Standardsituationen des Buddy Movies ist wenig kreativ, wenn auch immerhin mäßig witzig.

Was „Wild Wild West“ reichlich zu bieten hat, sind Special Effects, wobei das Effektgewitter hier noch seelenloser ist als der fast zeitgleich startende „Star Wars: Episode 1“. Sicher sind einige Sachen spektakulär anzusehen, aber der Overkill an eingestreuten Effekten (man nehme z.B. nur die unmotiviert eingestreuten Mensch-Maschine-Hybriden) reizt zum Gähnen, zumal es so an realistischer, handgemachter Action mangelt.
Will Smith gibt alles, aber seine Darstellung ist nur noch cool und hat nichts groß Schauspielerisches mehr an sich. So wirken vermeintlich ernste Noten (wenn er von der Ermordung seiner Eltern durch Loveless faselt) her peinlich. Kevin Kline, früher ein Meister des trockenen Humor, gibt hier den intelligent-weltfremden Plattfuss. Salma Hayek ist lediglich ein auf äußere Werte reduziertes Eye Candy und Shakespeare-Spezialist Brannagh ist als comichafter Fiesling eher eine Karikatur als ein überzeugender Bösewicht.

„Wild Wild West“ ist Popcorn Quatsch mit Soße auf niedrigsten Niveau, auch wenn ein paar nette Gags und die Effekte den Film vor dem vollkommenen Abstieg bewahren.

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