Review

Nach Filmen wie Bad Boys und Men in Black schickte sich der schwarze Sunnyboy Will Smith mit Wild Wild West schließlich an, erneut seine flapsigen und sein "ich spiele mich selbst-Talent" an die erwartungsvolle Fangemeinde zu bringen. Mit diesem Streifen sollte er deren Nerv jedochrückblickend betrachtet nicht so wirklich treffen. Denn WWW versagte an den Kassen und auch nach Fanclubs o.Ä. dürfte man wohl eher vergeblich suchen. Verdientermaßen! - Und Indikator dafür mag unter Anderem und nicht zuletzt das hier verwandte, in recht unstimmige Grundszenario sein. Denn zwar befinden wir uns, wie vom Titel bereits verheißen, im "Wilden Westen" der U.S.A. des 18. Jahrhunderts. Ganz genau nahmen es die Drehbuchautoren aber mit den historischen Fakten dennoch willentlich nicht, was zu ein paar merkwürdigen Widersprüchen führt. Denn zwar kennt man hier keine Autos und bewegt sich zu Pferde oder Dampfross fort, im gleichen Atemzug ist es den Schurken aber problemfrei möglich, eine Giganto-Cybotspinne (wenngleich alibimäßig mit dampgigem Antiqy-Look versehen) aus dem Hut zu zaubern. Ja überhaupt widersprechen sich Schauplatz und Details des Films bestetig. So ist auch Will Smith als schwarzer Geheimagent in einer unmittelbaren post-Sklaventum-Szenario so wahrscheinlich und glaubwürdig wie Adolf Hitler als Friedensnobelpreisträger. - Man kann nun  natürlich mit dem Argument kommen, dass die Mixtur "the old days go future" keineswegs völliges, filmisches Neuland sind. Bereits die Masters of the universe verbanden einst Moderne mit mittelalterlichen Elementen und auch Bravestarr ritt dem starkpigmentierten Sprüchereißer sogar bereits in den Achtzigern vor gleicher Kulisse und mit gutem Beispiel voran. Villeicht liegt es einfach daran, dass sich die Geschichts-Amalagamisierung im Zeichentrickformat schlicht besser machten. - Doch wie dem auch sei: Wild Wild West versagt jedenfalls weitgehend darin, eine einnehmende Athmosphäre zu schaffen und man fühlt sich durch das eigentümliche, unstimmige Ambiente eher irritiert als eingenommen.

Hinzu kommt die klägliche Einfallslosigkeit  sowie Unsinnigkeit des Plots: Der schwarze U.S.-Geheimagent Jim West wird abkommandiert, die Machenschaften eines wahnsinnigen Deserteurs und Unterweltbosses aufzudecken. Zum Unwillen des Einzelgängers stellt man ihm für diese heikle Mission in Dienste der nationalen Sicherheit aber noch einen Sideshow mitan, den Klischee-Briten Artemus Gordon. - Eine Art Buddy-Movie sollt's also werden. Leider bleiben beide Main-Charas aber so denkbar farblos, dass auch sie es nicht vermögen mich weiter an dieses Werk zu fesseln. Jim regt sich permanent über den Rassismus der Opponenten auf und feuert diesbezüglich eine abgelatschte Zote nach der anderen in den Saal, während sein anglikanischer Kompagnon in einem James-Bond-und-Sherlock-Holmes-Allüren-Mix aus hirnrissigen Erfindungen, Morgenmänteln, Pfeifchen und Teesitten bemüht ist, aber auch jedes existierende Klischee über Engländer bis zum Filmende hin akribisch zu strapazieren. Ha, ha. Selten so gelacht... Wann tauchen die Three Stooges auf? Wie, kommen nicht vor? - Ihr seht mich ehrlich überrascht...

Nun gut, dann sehen wir doch in Gottes Namen mal hinüber in's Feindlager, villeicht ist's ja da besser bestellt um's Figurenkonzept. Denn ein gelungener Bösewicht kann auch den mittelmäßigsten Helden schonmal um zwei Kerben aus der Senke heben. - Doch wen finden wir da vor. Einen einsilbigen Rauschebart namens "Blutbad " McGurn als Goon, dessen einziges schurkisches Ausweismerkmal sein fest impantiertes Höhrrohr (Whoa! Now, that's evil!) ist. Im Grunde eh wurscht, schließlich hat er nur ein, zwei sporadische Auftritte, bevor er den Löffel abgibt. - Tja, und dann wäre da noch sein "nicht minder furchterregender" Boss und Obervillain, der gar fürchterliche Dr. Loveless. Da das Budget aber wohl langsam knapp wurde, hat's hier nur noch für einen halben Bösewicht gereicht: Denn dem übellaunigen Südstaatler fehlt der komplette Unterkörper, (Wie er das mit der  Medizin der damaligen Zeit überlebt haben will lassen wir mal dahingestellt...) und eiert deshalbentwegen notgedrungen in einem dampfgetriebenen Rolltuhlvehikel durch die Prärie. Und damit dieses Paralympics-Duo dann doch nicht ganz so hilflos aussieht gegen unsere beiden Comedy-Holzköppe, haben sie wie erwähnt zum Ausgleich das passende technische Equipment am Start um Jim und Arti das Leben zunftgerecht schwer machen zu können: Eine Art Vorläufer des Schützenpanzers und eine haklige Hydraulikspinne (Letztere mutmaßlich beim Gebrauchtwagenhandel Skeletor's für'n Appel und'n Ei ergattert...)


F a z i t :
Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie ist bei diesem Streifen nichts so richtig geglückt. Alles wirkt gezwungen und lustlos. Das Grundszenario, die Helden und Bösewichte. Das Alles sind hier durchweg eindimensionalste und lustloseeste Stereotypen, richtig gute Sprüche oder Szenen, ja Eckpfeiler bleiben gänzlich aus. Für Action ist zwar leidlich gut gesorgt, es fehlen dennoch markante Einlagen. Die Storyline humpelt ausgemergelt und dünn dahin und wirft wie ein dahinsichender Zauberer in ihrer Not mit dem modrigen Elementfundus aus der Uralt-Mottenkiste um sich, um sich so villeicht doch noch notdürtig bis zum unvermeidlichen Showdown gegen "Rollstuhl-Hannes" (Oh, seht ihr die Spannung schon aus meinen Augen leuchten? *gähn*) über Wasser zu halten. Dabei ist der Film, dass sei angemerkt, im Insgesamten noch kein völliger Totalausfall. Es fehlt im einfach nur das gewisse Etwas. Und das leider völlig! Man kann sich Wild Wild West durchaus mal wenn sich's ergibt ansehen, denn trotz Mägneln und zeitweiliger Durststrecken bleibt er doch relativ anschaubar. Um aber länger im Gedächtnis zu bleiben oder gar in den Filmolymp aufzusteigen, hätte man aus Figuren und Stoff noch einiges mehr als das hier vorliegende Trauerspiel herausholen müssen. Passables Filmchen nach Schema F, dass einst (ohne jedes Bedauern meinerseits) dem Vergessen der Filmwelt anheimfallen wird...

Details