Inferno…Flammen über Berlin…, wie darf ich mir denn das große Pro 7-Event-Kino-Highlight vorstellen?
Wird das Brandenburger Tor hoch gebombt, stürzt die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein, wird der Kurfürstendamm überflutet und alle Tiere im Berliner Zoo freigelassen, auf dass sich vor allem die Affen im Reichstagsgebäude verschanzen?
Nee, alles nicht, der Fernsehturm qualmt knapp 96 Minuten vor sich hin, aber das mit erstaunlich viel Romms-Bomms.
Schuld am Brand ist ein töffeliger Techniker, der sich vom vogeligen Restaurantmanager ablenken lässt. Dann Rauchentwicklung (man wundert sich über das Fehlen einer Brandmeldeanlage) und schon kommt es in der Restaurantetage zur Explosion, während die Flammen rasend schnell um sich greifen und einige Gäste tödlich überraschen.
Also muss die Feuerwehr unter der Leitung von Strasser (Klaus J. Behrendt) ran, dessen Tochter Katja im Restaurant arbeitet.
Wichtiger ist aber der Einsatz von Held Tom (Stephan Hornung), der bis vor kurzem noch mit Katja zusammen war, aber nun von allen gehasst wird, weil er Schuld am Tod eines Kollegen sein soll. Deswegen fährt er seit einem Jahr Taxi, aber als er den Turm qualmen sieht, rast er direkt zum Einsatzort, verschafft sich mühelos Zugang zu einer Feuerwehrmontur und klettert arglos ins Gebäude.
Natürlich erntet er zunächst von allen Seiten Proteste, aber man kann ja jeden Mann gebrauchen, vor allem solche, die am Ende die rettende Idee haben, um das Feuer aufzuhalten.
Klar, Klischee über Klischee, aber das fährt dem Geschehen bisweilen einen recht hohen Unterhaltungswert ein.
Schließlich agieren im Turm noch einige Überlebende, darunter Zweitheldin Katja, eine Ärztin mit Sohn, der vogelige Manager, ein nörgelnder Querulant und ein Schwarzer, der sehr aktiv an den Rettungsmaßnahmen beteiligt ist und seine wenigen Deutschkenntnisse natürlich in Heidelberg erlernt hat. Dazu noch ein verletzter Feuerwehrmann und eben Tom, der sich durch keine Gefahr aufhalten lässt, indem er wie John McClane einen brennenden Fahrstuhlschacht hinauf klettert, einzelne Leute vorm sicheren Tod bewahrt und – das dürfte schnell klar sein – natürlich nicht Schuld am Tod des Kollegen war.
Doch handlungstechnisch gönnt man sich kaum eine Atempause, letztlich ist immer Bewegung im Spiel und das äußert sich zuweilen mit unerwartet guten Effekten.
Besonders zu Beginn, als die erste Druckwelle durch das Restaurant fegt, Leute in den Flammen untergehen und das halbe Inventar zerlegt wird, bekommt man einen erfreulich sauber inszenierten Bombast zu sehen. Während der Panikszenen arbeitet die Kamera immer auf der Höhe des Geschehens und auch ein herabstürzender Lift, der zeitgleich ein Treppenhaus zerstört, sieht beeindruckend wuchtig aus.
So ist immer etwas los: Menschen sollen auf der Rettungsplattform in Sicherheit gebracht werden, während ein Statiker dem Feuerwehrteam den Zeitdruck erklärt, da die Kugel innerhalb von zwei Stunden einstürzen könnte.
Das ausbreitende Feuer engt die Überlebenden immer weiter ein, eine Außengondel scheint durch die vielen Passagiere überlastet und beim Streit um die Sauerstoffmaske heißt es: Wenn zwei sich streiten…
Auf darstellerischer Seite gibt es keinen Grund zur Klage, meisterhafte Leistungen werden allerdings nicht geboten. Behrendt und Hornung agieren ganz okay, während Silke Bodenbender als Katja und Christian Kahrmann als Feuerwehrmann etwas unauffällig mitmischen.
Positiv hebt sich Jaymes Butler hervor, der der Figur des aktiv einschreitenden Amerikaners innerhalb der knapp bemessenen Screentime nachvollziehbare Facetten verleiht.
Ferner kann auch der Score überzeugen, der im Wesentlichen das ohnehin recht hohe Tempo verstärkt und dramatische Szenen gekonnt untermalt.
Im Endeffekt hat man so etwas wie „Flammendes Inferno“ auf deutscher TV-Produktions-Ebene, was sich durchaus sehen lassen kann.
Die pyrotechnischen Effekte sind durchweg gelungen, das Erzähltempo überraschend hoch, nur die stark heldenhaft betonte Hauptfigur dürfte bisweilen ruhig ein paar Schwächen zeigen, um menschlicher dazustehen. Zudem sollte man über die zahlreichen Klischees hinwegsehen - oder sich freuen können und der Trauma-Story um Tom nicht allzu viel Bedeutung beimessen.
Für einen Katastrophenfilm aus deutschen Landen aber ein beachtliches und vor allem kurzweiliges Ergebnis/Erlebnis.
Knapp
7 von 10