„Ich wusste gar nicht, dass es auch zu dritt so wunderbar sein kann!“
Mit der zweiten Fortsetzung der französischen „Emmanuelle“-Softsex-Filmreihe, die ursprünglich auf Romanen Emmanuelle Arsans beruhte, betraute Produzent Rousset-Rouard im Jahre 1977 den Regisseur Francois Leterrier („Hunger nach Liebe“) und wählte einen weit weniger provokanten, regelrecht gefälligen Ansatz:
Emmanuelle (Sylvia Kristel) und Jean (Umberto Orsini, „Der Antichrist“) hat es auf die Seychellen verschlagen. Dort hat Emmanuelle Gefallen an der dunkelhäutigen Schneiderin Angélique (Radiah Frye, „Spermula“) gefunden, die sie verführt, um Jean damit zu überraschen, was in einen Dreier gipfelt. Sie lernen eine Fickkommune am Strand kennen, in die sie sich mit hinein bumsen. Die befreundeten Ehepaare Clara (Sylvie Fennec, „Fahrt zur Hölle, ihr Halunken“) und Guillaume (Erik Colin, „Sag' mir, dass du mich liebst“) sowie Florence (Olga Georges-Picot, „Catherine - Ein Leben für die Liebe“) und Michel (Jacques Doniol-Valcroze, „Ich liebe dich, ich liebe dich“), die Malerin Chloe (Charlotte Alexandra, „Unmoralische Geschichten“) sowie Emmanuelles Bekannter Gerard und die Stewardess Vanessa amüsieren sich mit- und untereinander, doch Clara reagiert eifersüchtig. Emmanuelle lernt schließlich den Filmregisseur Grégory Perrin (Jean-Pierre Bouvier, „Meine liebste Jahreszeit“) kennen, der Emmanuelle bereits beim Sex mit einem Schweden heimlich gefilmt hatte. Auch mit Grégory hat Emmanuelle Sex und verliebt sich gar in ihn, doch lehnt er Emmanuelles Polygamie und Promiskuität ab. Darüber gerät Emmanuelle in Streit mit Jean, der erstmals ebenfalls Eifersucht zeigt und Emmanuelle vorwirft, sich von Grégory negativ beeinflussen zu lassen. Dies führt gar zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den Männern, woraufhin Emmanuelle sich mit Grégory nach Paris abzusetzen gedenkt. Jean versucht, dieser Entwicklung durch diverse Manipulationen Einhalt zu gebieten…
Zäsur und Revolution bei „Emmanuelle“! Scheint es zunächst neben den üblichen Ingredienzen vornehmlich um die Eifersucht der Clara-Guillaume-Beziehungskiste vor dem Hintergrund ihnen gegenüber offen zur Schau gestellter alternativer polygamer Partnerschafts- und Sexualitätsentwürfe zu gehen, wirft Emmanuelle ihre Überzeugungen plötzlich über Bord und brennt mit einem neuen Partner für eine klassisch monogame Liebschaft durch! Damit bricht die Filmreihe mit ihrem eigenen Konzept, das bisher Lust- und Lebensqualitätsgewinn durch Polygamie propagierte, was ihr jedoch auch Ärger mit der Zensur einbrachte. Überlieferungen zufolge wollte der Produzent eben diesen diesmal vermeiden und deshalb den Weg des geringsten Widerstands gehen, was zum vollzogenen Wandel geführt habe. Losgelöst von den vorausgegangenen Teilen betrachtet wäre das vielleicht auch gar nicht so schlimm, doch um es auf den Punkt zu bringen: „Good-bye, Emmanuelle“ ist langweilig wie Sau.
Die Inhaltsbeschreibung suggeriert weit mehr Sexszenen, als enthalten sind – und die, die vor der Kamera stattfinden, sind überraschend kurz und unerotisch. Eine Ausnahme stellt eine längere Sexszene im Meer dar, doch die übrigen sind nicht der Rede wert. Die Handlung wird stattdessen beispielsweise mittels einer minutenlangen Tanzszene auf einer Party gestreckt und mithilfe der exotischen Kulisse des Schauplatzes versucht man erfolglos, von der Belanglosigkeit der Bilder abzulenken. Zudem sieht Sylvia Kristel mit ihrer gelockten Kurzhaarfrisur irgendwie unvorteilhaft aus. Dass ein Regisseur einen Film dreht, in dem ausgerechnet ein Regisseur Sexbombe Emmanuelle domestiziert, empfinde ich zudem als tief chauvinistisch. Da hilft auch der von Serge Gainsbourg gehauchte Titel-Chanson nichts mehr: „Good-bye Emmanuelle“ ist der bisherige Tiefpunkt der Reihe. Es sollte Kristels letzter Auftritt als klassische Emmanuelle bleiben, erst 1984 stand sie zwecks Initiation einer „neuen“ Emmanuelle erneut für die dann erst fortgesetzte Filmreihe vor der Kamera.