Review

„Last Man Standing“ ist nun schon das dritte Remake von Kurosawas "Yojimbo", obwohl ich es schon fast lächerlich finde, von einem Remake zu sprechen. Die Filme habe ja bis auf das gleiche Drehbuch absolut nichts gemeinsam, weshalb ich Walter Hill’s Film jetzt auch mal als eigenständig ansehe.
Ja, was soll man sagen? Dieser Film ist einfach nur cooooooooooool.......... Das liegt vor allen Dingen an Bruce Willis, der so unterkühlt und gelassen spielt, dass man schon beim zuschauen Angst kriegt, sich eine Erkältung zu holen. Er stellt einen dauerbetrunkenen Revolverhelden (wobei der Revolver hier schon durch zwei vollautomatische Pistolen ersetzt wurde) dar, der in ein kleines Nest mit dem verheißungsvollen Namen Jericho kommt und die beiden sich dort bekriegenden Banden, die Strazzis und die Doyles gegeneinander ausspielt. Am Ende ist er (wie zu vermuten) der einzige Überlebende und zieht verwundet und arm wie am Anfang weiter. Das Genre des Filmes schwankt zwischen Actionfilm und Neowestern. Neowestern deshalb, weil das einzige Pferd, was man hier noch sieht, am Anfang tot und schimmelnd auf der Straße liegt, als Bruce mit seinem Oldtimer in die Stadt kommt. Auch ansonsten erinnert das ganze eher an einen Mafiafilm in einer Westernstadt. Aber ist ja eigentlich egal, Hauptsache es knallt ordentlich, und das tut es hier. Dabei ist jede Schießerei von mehreren typischen Onlinern begleitet, wie zum Beispiel, als Doyles Bande am Anfang den Reifen und den Scheinwerfer von Willis Auto zerstört und der sich dann, nachdem er im Hotel seine beiden Pistolen umgelegt hat, rächen will. Er und der „Böse“ stehen sich gegenüber und ersterer sagt:
„Ihr müsst meinen Wagen ersetzen.“
„Dazu musst du mich schon umlegen.“
„Tschuldigung wenn’s weh tut.“
Danach befördert der Held den Bad Guy fachgerecht über den Jordan. Noch so ein Beispiel ist das Ende, als Christopher Walken Willis gegenübersteht, seine Waffe resignierend wegschmeißt, sich umdreht und geht. Dabei sagt er:
„Du bist doch nicht einer der Männer, die einen Unbewaffneten in den Rücken schießen?“
Bruce antwortet abschätzend:
„Hab schon schlimmeres getan.“
Und erschießt Walken.
Ja, und genauso kann man sich den ganzen Film vorstellen. Ohne großen Sinn, Logik oder Realismus mäht Willis in harten Schießerein einen „Feind“ nach dem anderen nieder, ohne dabei eine Miene zu verziehen und lässt dabei coole Sprüche ab. Das ganze erinnert vom Bodycount fast schon an John Woo’s HK-Klassiker, da der Good Guy hier unendlich Munition zu haben scheint und die Bösen dumm wie Brot vor seine Flinte laufen.
Begleitet wird der ganze Film noch von Willis trockenen, „obercoolen“ Off-Kommentaren àla: „Ich kam in dieses Kaff namens Jericho und mein Gefühl sagte mir, dass hier ne Menge Geld zu machen ist.“ Diese Kommentare sind manchmal fast schon zu viel des guten und wirken dadurch schon lächerlich. Eigentlich tragen sie nur dazu bei, dass dem Zuschauer von Anfang an klar wird, wie er es mit dem Film zu halten hat: Bloß nicht ernstnehmen!
Die Schauspieler spielen dem Genre angepasst, Bruce Willis ist wie gesagt der Kühlschrank mit den zusammengekniffenen Augen und Lippen, der nie auch nur so etwas wie Gefühl zeigt (er erinnerte in dieser Rolle irgendwie an Dolph Lundgren und Jean Claude van Damme) . Dann haben wir noch die Bandenmitglieder, die sowieso nur als Schießbudenfiguren dienen, deren Anführer, die recht passabel schauspielern und Christopher Walken. Und ihm merkt man an, dass er an der Rolle des coolen, brutalen Killers wirklich Spaß hat.
Die Musik stammt von Hill’s Hofkomponist Ry Coder und kommt genauso cool daher wie der Rest vom Film, passt daher alles zusammen.
„Last Man Standing“ ist also nicht für anspruchsvolle Filmgucker sondern für die Leute, die mal wieder einen immer gewinnenden, keine Miene verziehenden Überheld gegen eine riesige Schar von Gegnern antreten sehen wollen. So was muss es schließlich auch geben.
7/10

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