Review

Bruce Willis räumt während der Prohibition in einem Grenzkaff auf.

John Smith (Bruce Willis) ist ein umherziehender Schütze, der seine Waffen an den Meistbietenden verkauft. Da kommt ihm ein kleines Wüstenkaff an der Grenze zu Mexiko gerade recht. Hier regieren zwei Banden, die Alkohol schmuggeln und sich gegenseitig bekriegen. Gleich bei seinem ersten Auftritt provoziert man John, welcher darauf seine Künste unter Beweis stellt. Nun will er beide Banden gegeneinander ausspielen und den großen Reibach machen.
Mal wieder wird die Geschichte des mysteriösen Pistolenschützen erzählt, der in ein kleines Nest kommt und dort die beiden rivalisierenden Banden gegeneinander ausspielt. Clint Eastwood gründete mit so einem Film seine Karriere, auf dessen Spuren ein würdiger Bruce Willis wandert. Obwohl man den grundlegenden Verlauf inzwischen kennen sollte, überzeugt diese Idee immer wieder (ausgenommen „Inferno“) aufs neue. Prickelnd und spannend.

Besonders die Eingangsmusik geht durch bis auf die Knochen. Dieser harte, kompromisslose Sound untermalt die Eingangssequenz phänomenal und sorgt auch in weiteren Szenen im Film für ein unbequemes Gefühl. Hinzu kommt eine bedrohliche, unheilgeschwängerte Musik, die die bösartige Atmosphäre des Films klug untermalt. Kein Morricone, aber dennoch sehr gut.

In trockenen in braun getunkte Bilder erzählt Walter Hill die Geschichte von John Smith und erinnert dabei an Sam Peckinpah, an dessen Filmen er auch beteiligt war.
Im übrigen findet man in diesem Film den Namen „Sweetwater“ wieder, welcher aus „Spiel’ mir das Lied vom Tod“ bekannt sein dürfte und auch in Hills neustem Werk „Undisputed“ wieder eine Rolle spielt.
John Smith ist der Erzähler, so dass man voraussetzen kann, das er das Abenteuer im Gegensatz zu vielen andren Leuten überlebte. Die Erzählung findet dabei im Monolog statt.
Die tote Kleinstadt, die fast einer Wüste gleicht bildet den idealen Schauplatz für die nun steigende Show von Bruce Willis.
Allein schon der Einstieg ist ein Knüller. Smith fährt durch die Stadt, doch als eine Frau seinen Weg kreuzt und er ihr hinterher schaut gibt es Saures für seinen Wagen. Smith bleibt vorerst gelassen und erkundigt sich geschickt vorher beim Sheriff bevor er losschlägt. Doch der dann gegen die beiden Banden eh nichts ausrichten. So ist der perfekte Platz für den Revolvermann geschaffen.
Mit einem coolen Spruch („Tschuldigung wenn’s weh tut“) schickt er ein paar seiner Peiniger ins Jenseits. Bei den Schießereien wird kein Wert auf Spannung gelegt (wie bei Leone) sondern auf viel Munition, die in kompromissloser Brutalität endet. Man könnte meinen Smith hätte unendlich Munition. Hier versteckt sich anfangs eine kleine Huldigung an Peckinpah, zu sehen als sich ein Erschossener in Zeitlupe rückwärts tot überschlägt.
Von nun an strickt Smith sich seinen Plan zu recht und gibt richtige oder falsche Informationen an beide Seiten weiter um auch von beiden bezahlt zu werden. Das funktioniert auch, da er sich auf beiden Seiten Respekt erschossen hat.
Doch da auch Smith kein Held ist verrechnet er sich, was böse körperliche Folgen hat. Sein Rachedurst ist dafür um so größer. Als man den befreundeten Barkeeper zusammenschlägt kehrt er zurück.
Das Finale ist zusammen mit dem Anfang der Höhepunkt des Films. Wahnsinn was da an Munition verschossen wird. Ein wenig unrealistisch erscheint es da schon, dass Smith (fast) nie getroffen wird. Aber so erging es Chow Yun Fat in Hong Kong auch immer.
Einen Bonuspunkt bekommt der Film noch durch den Bösewicht Hickey, welcher von Kultschauspieler Christopher Walken gespielt wird. Böser kann man einfach nicht sein ;-)
Obwohl man die Geschichte viele Male verfilmt hat wird „Last Man Standing“ nie langweilig. Ganz im Gegenteil, denn Hill variiert das Geschehen (zum Beispiel die mexikanischen Soldaten) ein wenig oder baut neue Charaktere (blonde Hure) in den Film ein. Außerdem legt dieser Film weniger Wert auf spannende Duelle, sondern auf den schießwütigen Helden mit den trockenen Sprüchen.
Man spürt das Walter Hill bei Sam Peckinpah einiges gelernt hat, denn Helden gibt es mal wieder nicht und mit brutalen, boshaften Szenen wird auch nicht gespart. Im weitesten Sinne ein Film der alten Schule, von denen heute leider nur noch sehr wenig gemacht werden. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln wurde hier ein Meisterwerk geschaffen, dass leider zu selten gewürdigt wird. Einzig ein paar kleinere Dialogdurchhänger unter den Gaunern, bei denen Smith durch Abwesenheit glänzt gerieten etwas fade.

Bruce Willis dürfte so ziemlich der einzige Schauspieler sein, der wie Clint Eastwood Coolness und zynische Sprüche so genial miteinander verknüpfen kann. Willis agiert hier noch wie man ihn kennt. Ein dreckiger Antiheld, der nur ums Überleben kämpft. Ein Held ist er nicht, aber auch nicht das Gegenteil. In gewohnter Manier ballert Willis sich durch dieses Werk. Seine Fans kommen garantiert auf ihre Kosten.
Als Bonus darf Christopher Walken als Hickey mitspielen. Der Kleiderschrank hat eine immens bösartige Ausstrahlung und ein Image, dass schon von vorneherein geformt wurde. Seine Taten im Film sprechen zusätzlich für sich. Einmal mehr wird er seinem Kultimage gerecht. Der Mann ist abgrundtief böse.:-)

Fazit:
Guter Actionkrimi mit einem Bruce Willis in Bestform. Topschießereien, eine angenehm unangenehme Musik und Christopher Walken werten das Geschehen weiter auf. Bei der Story konnte man eigentlich nichts verkehrt machen, daher hat Walter Hill sie nur leicht variiert. Klasse Unterhaltung, die man in den letzten Jahren viel zu selten zu sehen bekam.

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